St. Pölten: Arbeitnehmerbewegung tagte zu Pariser Klimazielen
Zur Veränderung der Verhaltensweisen hin zu mehr Nachhaltigkeit hat der frühere Vizekanzler Josef Riegler aufgerufen. Rasches Handeln sei nötig, "damit wir auf Dauer Gast auf diesem Planeten sind", sagte der ÖVP-Altpolitiker vergangenen Samstag beim Studientag der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) der Diözese St. Pölten in Amstetten, wie die St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe) berichtet. Nicht das Klima oder die Erde müssten gerettet werden, diese "gibt es auch nach uns", sondern vielmehr die Menschheit, so Riegler.
Der Studientag "Die ökosoziale Marktwirtschaft - von der Vision zur Realität" drehte sich um die Frage, wie die Ziele der Pariser Klimakonferenz erreicht werden können. Vor allem müsse der "Überbeanspruchung des Planeten" entgegengesteuert werden, meinte der pensionierte Politiker, der laut eigenen Angaben von der Katholischen Aktion Steiermark geprägt ist. "Von 1800 bis ins Jahr 2100 verzehnfache sich die Menschheit. Die Herausforderungen und Gefahren betreffen nicht nur das Klima und die Ressourcen."
Riegler nahm die Religionsgemeinschaften in die Pflicht, wieder mehr Grundlagen zur Nachhaltigkeit aufzubereiten. Er erinnerte an das Klimaabkommen von Paris mit dem Ziel der Klimapolitik, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius bis 2100 gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung zu begrenzen. Laut UNO sei nun eine entscheidende Phase für die Menschheit. Verantwortung müssten, so Rieglers Fazit, alle Ebenen übernehmen: vom einzelnen Haushalt über die Wirtschaft bis hin zur Politik.
Der ehemalige Spitzenpolitiker skizzierte seine Vorstellungen einer ökosozialen Marktwirtschaft, für die er schon seit 1989 als Vordenker gilt. Riegler setzt sich zudem seit vielen Jahren für die Global-Marshall-Initiative ein, die sich als integrative Plattform für eine Welt in Balance versteht. Es gehe dabei um den Ausgleich verschiedener Interessen wie etwa Klima, Wirtschaft und jene von Armut betroffener Menschen, sowie um Schaffung von Bedingungen für ein menschenwürdiges Leben.
Kohlenstof-Ära beenden
Um Elektroautos, Li-Ionen-Batterien, Wasserstoff und Windenergie ging es im zweiten Teil des Amstettner KAB-Studientages, bei dem der renommierte Klima- und Umweltstratege Alexander Simader referierte. "Wir müssen schnell von der Kohlenstoff-Wirtschaft wegkommen", ist auch für den Praktiker klar. Aber jede dieser zukünftigen Technologien habe Vor- und Nachteile. Für ihn mache es keinen Sinn, Wasserstoff als Energieträger voranzutreiben, da die Herstellung sehr energieintensiv sei und derzeit fast ausschließlich durch fossile Energie geschehe.
Li-Ionen-Akkus seien hingegen "besser als ihr Ruf", so Riegler, der zudem auf die Bedeutung von Energiespeichern und leistungsfähiger Netze für den Betrieb für Windkraft, Solarenergie und anderer "grüner" Energieträger" hinwies.
Sommerstudientagung zu Arbeit in Pandemie
Gleich an den Studientag anschließend veranstaltete die KAB zu Wochenbeginn mit ihrer am Mittwoch beendeten Sommerstudientagung in der Kartause Gaming einen weiteren gesellschaftspolitischer Termin. Die Vernetzung kirchlicher Arbeitnehmerfunktionäre aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland mit Betriebsräten und Engagierten aus Gewerkschaften und Arbeiterkammer besteht bereits seit 25 Jahren. Brücken seien dabei gebaut worden, erinnerte sich KAB-Vorsitzender Josef Riegler - bloß Namensvetter des ÖVP-Expolitikers - an das früher schwierige Verhältnis zwischen Kirche und Arbeitern.
Diese Vernetzung sei demokratiepolitisch bedeutend. Außerdem profitiere die KAB vom Expertenwissen der nichtkirchlichen Arbeitnehmervertreter. In der diesjähirgen Auflage der Veranstaltung ging es unter anderem um die Arbeitsmarktsituation aufgrund von Corona und um Demokratie.
Quelle: kathpress