Pinz: "Gute Kooperation von Religions- und Ethikunterricht"
Andrea Pinz, Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung, ist zuversichtlich, dass es künftig ein gutes Miteinander von Religions- und Ethikunterricht geben wird. Sie vertraue darauf, dass an den einzelnen Schulstandorten faire Bedingungen und ein förderliches Klima herrschen werde und "Religion und Ethik in einer guten Kooperation stehen, sodass religiöse und ethische Bildung für alle jungen Menschen gewährleistet wird", so Pinz gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress (Montag). Sie äußerte sich anlässlich der bevorstehenden Einführung des Ethikunterrichts.
Ab Herbst 2021 gibt es für jene Schülerinnen und Schüler ab der 9. Schulstufe, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, einen verpflichtenden Ethikunterricht im Ausmaß von zwei Wochenstunden. Das neue alternative Pflichtfach wird in den Oberstufen von Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) und Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) aufsteigend in den kommenden Jahren implementiert.
Dass 91 Prozent der katholischen Schülerinnen und Schüler in Österreich bisher den Religionsunterricht besucht haben, beweist für Pinz das hohe Ansehen, das der Religionsunterricht bei allen Schulpartnern genießt. Die Erfahrungen aus mehr als 20 Jahren Schulversuch zeigten zudem, dass der Religionsunterricht durch die "gesunde Konkurrenz" des Ethikunterrichts an inhaltlicher Qualität gewinne und auch die Anzahl der Stunden tendenziell gestiegen sei bzw. sich zumindest stabilisiert habe. Der Religionsunterricht müsse den Vergleich nicht scheuen, er werde nun seine anerkannte Qualität unter Beweis stellen, so Pinz. Außerdem würde er nun durch das Wegfallen der bisher möglichen "Freistunde im Kaffeehaus" endlich auf Augenhöhe mit anderen Gegenständen rücken, erklärt sie.
Die genaue Anzahl der Religionsstunden wird wie in den bisherigen Schuljahren auch heuer erst am Ende der ersten Unterrichtswoche feststehen. Die Möglichkeit zur Abmeldung vom Pflichtgegenstand Religion besteht bis zum fünften Schultag. Parallel dazu besteht die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, die keiner Konfession angehören, sich zum Religionsunterricht als Freigegenstand anzumelden. Dies gilt auch weiterhin.
Die Schulen haben schon vor dem Sommer für ihre interne Lehrfächerverteilung die Schülerinnen und Schüler unverbindlich nach ihrer Fächerwahl befragt. Auch wenn die genaue Zahl der Religionsstunden erst in der zweiten Schulwoche bekannt sein wird, sei man zuversichtlich, dass die Religionslehrerinnen und Lehrer in etwa die geplante Anzahl an Stunden auch erhalten werden, so die Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung.
Eine gewisse Unsicherheit im Hinblick auf die Zukunft des Religionsunterrichts besteht laut Pinz aber aufgrund der demografischen Entwicklung in Österreich. Es gibt zunehmend Schülerinnen und Schüler ohne religiöses Bekenntnis, die Kirchenbindung sei nachlassend. Da 15 Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich Religionsunterricht anbieten, komme es teilweise zu recht kleinen Religionsgruppen mit entsprechenden administrativen Herausforderungen, während die Ethikgruppen wachsen und dadurch auch an Relevanz in der Schulorganisation gewinnen würden.
Welche Auswirkungen das auf die Stundenplangestaltung haben wird, könne man im Moment noch nicht einschätzen. Das wiederum werde jedoch die Entscheidung der jungen Menschen für den einen oder anderen Gegenstand beeinflussen. Rand- und Nachmittagsstunden würden sicher die Entscheidung der Jugendlichen für den einen oder anderen Gegenstand beeinflussen, so Pinz: "Vorgesehen ist derzeit, dass Ethik zeitgleich mit dem Religionsunterricht jener Religionsgemeinschaft stattfindet, der die meisten Schülerinnen und Schüler am Schulstandort angehören. In den allermeisten Oberstufenklassen ist das der katholische Religionsunterricht."
Austausch zwischen den Religionsgemeinschaften
Ähnlich wie Pinz beurteilt auch Carla Baghajati, Fachinspektorin für den Islamischen Religionsunterricht, die Lage. Bisher habe sich eine Einführung des Schulversuches Ethik immer positiv auf den Religionsunterricht, auch im Hinblick auf die Abmeldungen ausgewirkt. Es habe im vergangenen Jahr als Vorbereitung auf den Ethikunterricht einen guten Austausch zwischen den Religionsgemeinschaften und auch eine gute Kooperation mit dem Bildungsministerium gegeben, erklärt sie auf Anfrage von Kathpress. "Guter Religionsunterricht ist immer ein Unterricht, der möglichst nahe an der Wirklichkeit der Schülerinnen und Schüler ansetzt, auf ihre Fragen eingeht und zur mündigen eigenen Urteilsfähigkeit und Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung im Sinne des Allgemeinwohles anregt", so Baghajati. Alle islamischen Religionslehrer und -lehrerinnen hätten auch eine Zusatzausbildung im Bereich "Ethik" durchlaufen.
Quelle: kathpress