Christa Kummer: Verantwortung nicht auf lieben Gott abschieben
In Krisen wie der derzeit so bedrohlichen Klimaveränderung wäre es verfehlt, die Verantwortung auf den lieben Gott abzuschieben. Das hat Christa Kummer, Wetterexpertin im ORF-Fernsehen, Hydrogeologin, Klimatologin und studierte Theologin, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress (Sonntag) betont. Der Mensch als vernunftbegabtes Wesen habe eine Eigenverantwortung für die Bewahrung der Schöpfung, aus der eine Veränderung der Lebensgewohnheiten in Richtung Nachhaltigkeit folgen müsse. Dabei spricht die Wienerin, die sich sowohl der Religion als auch der Naturwissenschaft verbunden fühlt, ungern von "Verzicht"; in der Bereitschaft zur Veränderung lägen auch viele Chancen, die zu ergreifen Kummer u.a. auf Social Media bewirbt.
Flutwellen, Waldbrände, Hitzerekorde, das düstere Zukunftsszenario im jüngsten Report des Weltklimarats: Die Katastrophenmeldungen in Bezug auf das Klima nahmen in diesem Sommer kein Ende - und waren für Kummer nicht überraschend, wie sie sagte. Als Klimatologin und Hydrogeologin kenne sie die Warnungen der Wissenschaft seit Jahrzehnten. Klimakonferenzen hätten sich jedoch stets auf Absichtserklärungen und Lippenbekenntnisse beschränkt: "Schade ums Papier", so Kummer lapidar.
Anders als manche aus ihrer Kollegenschaft sehe sie sich aber nicht als Aktivistin oder Missionarin, die mit erhobenem Zeigefinger zu Buße und Umkehr mahnt. Mit ihrer Reihe "Fit for Future mit Christa Kummer" ist sie in den sozialen Medien präsent, um "unaufgeregt zu informieren" und positive Anreize zu Lebensstiländerungen zu geben. Wenn jemand z.B. kleinere Distanzen zu Fuß statt wie bisher mit dem Auto zurücklegt, fördere neben Umweltschutz zugleich auch seine Fitness. In neuen Technologien steckt nach Überzeugung Kummers enormes Potenzial für einen Wandel zum Positiven, aber auch altes Wissen könne z.B. beim Putzen mit chemisch Unbedenklichem wie Essig oder Backpulver genützt werden.
Die seit 1995 das ORF-Wetter präsentierende Expertin kann auch der Corona-Krise Begrüßenswertes abgewinnen, wie sie sagte: So hätten plötzlich viele die Vorteile des Selber-Kochens entdeckt, statt auf vakuumverpackte Fertigkost zurückzugreifen; auch die klimaschädigende Anreise zu Tagungen sei durch Videokonferenzen und Homeoffice verzichtbar geworden. "Nichts hemmt uns mehr, als die Angst vor Veränderung" steht als Leitsatz auf Kummers Website, und das sei in Bezug auf die Klimakrise keineswegs ein pessimistischer Satz: Sie verstehe ihn als Motivation, sich nicht am Althergebrachten "festzukrallen", sondern Chancen in Richtung neue Lebensqualität zu ergreifen.
Religion als "Dienst an der Schöpfung"
Religion und Glaube sieht die gebürtige Wienerin dabei als potenziell stärkende Ressource. Religion sei letztlich "Dienst an der Schöpfung", und schon ganz am Beginn der Bibel erteile Gott den Schöpfungsauftrag, Verantwortung für die Erde zu übernehmen - verkürzend übersetzt mit "Macht euch die Erde untertan". Auch Nichtgläubige könnten die Symbolgeschichten der Bibel mit Gewinn lesen: "Sintflut, Dürren, Heuschrecken und andere Katastrophen - hat es alles schon gegeben", und auch deren Überwindung, wie die ehemalige Religionsprofessorin anmerkte.
Freilich sollten Religionsvertreter nicht moralisierend und gleichsam als Unheilspropheten daherkommen, wenn es um Klimaschutz geht, sondern durch Vorbildwirkung überzeugen. Als vorbildlich nannte Kummer hier das ihr gut bekannte Stift Altenburg mit seiner nachhaltigen Waldwirtschaft. Auch andere kirchliche Grundbesitzer sollten diesem Beispiel folgen, Nachhaltigkeit überzeugend vorleben und so zu "Wegweisern" werden.
Unter dem Motto "Fit for Future" habe sie als Geowissenschafterin und Theologin beschlossen, "zukunftsrelevante Entwicklungen in Gesellschaft, Natur, Energie, Mobilität & Wohnen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten", schreibt Christa Kummer auf ihrer Website. Ihre Impulse verbreitet sie auf YouTube, Facebook und Instagram und nützt diese Schienen auch zum Erfahrungsaustausch: "Konstruktive Interaktion kann uns weiterbringen, eure Erfahrungen, Ideen und Projekte finden bei mir ein Zuhause." (Info: www.christakummer.at)
Quelle: kathpress