Jubiläums-Wallfahrt der Roma nach Mariazell
Ein silbernes Jubiläum konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen traditionellen "Roma-Wallfahrt" am Wochenende nach Mariazell feiern: Im August 1996 war die Tradition der Wallfahrten zur Magna Mater Austriae von den österreichischen Roma-Vereinen nach dem Verbot 1938 durch die Nationalsozialisten wieder ins Leben gerufen worden. Anlass bot 1995 der tödliche Anschlag auf Roma und Romnija im burgenländischen Oberwart. Seither treffen sich Roma, Sinti, Lovara aus Österreich, Deutschland, Ungarn und anderen europäischen Ländern Jahr für Jahr Anfang August in der Basilika von Mariazell.
Wie der Wiener Weihbischof Franz Scharl, der mit den Pilgern in der Basilika den Wallfahrtsgottesdienst feierte, gegenüber Kathpress betonte, sei die Gruppe der Teilnehmenden selten so bunt und vielfältig gewesen wies dieses Mal beim 25-Jahr-Jubiläum: So sei - unterstützt durch den Malteser-Orden - eine Gruppe allochthoner Roma aus Kroatien (Diözese Varazdin) ebenso nach Mariazell gepilgert wie eine Gruppe autochthone Volksgruppen-Roma aus dem Burgenland unter Leitung des Obmanns Christian Klippl und des Geschäftsführers des "Kulturvereins österreichischer Roma", Andreas Sarközi. Darüber hinaus nahmen Familien des Malteser-Hilfsprojekts "Chavore" teil. Das Projekt ermöglicht sozial benachteiligten Grazer Roma-Kindern den Kindergarten- bzw. Schulbesuch.
"Ich freue mich sehr, dass die Buntheit der Herkünfte der teilnehmenden Roma zugenommen hat. So kann das die Not wendende Zusammengehörigkeitsgefühl über die kulturellen Unterschiede hinweg deutlich gestärkt werden, was einer gedeihlichen Zukunft deutlich zugutekommt", unterstrich Scharl. Die Predigt beim Gottesdienst hielt der Priester, frühere Caritas-Präsident und Mitglied des Volksgruppenbeirates der Roma im Bundeskanzleramt, Helmut Schüller.
Die jährlich am zweiten Augustsonntag stattfindende Wallfahrt wird von der Roma-Pastoral der Diözese Eisenstadt in Kooperation mit dem Kulturverein österreichischer Roma organisiert. Das silberne Jubiläum wurde mit einem Jahr Verspätung gefeiert, da die Wallfahrt 2020 coronabedingt ausfallen musste.
Die Mariazeller Wallfahrt der Roma geht auf eine jahrhundertealte Tradition zurück, die 1938 unterbrochen wurde. Während des Holocausts wurden insgesamt 500.000 Roma und Sinti ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergingen beinahe sechs Jahrzehnte, bis wieder Roma und Sinti zur "Magna Mater Austriae" pilgerten. Seit 1996 - drei Jahre nach der offiziellen Anerkennung der Volksgruppe der Roma in Österreich - wird die Wallfahrt wieder jährlich abgehalten.
In Österreich leben rund 40.000 Roma und Sinti. Seit den 1990er-Jahren bemüht sich die katholische Kirche verstärkt um die Roma und Sinti, sei es im Rahmen der Bischofskonferenz oder in einzelnen Diözesen wie im Burgenland. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische Gläubige in der Volksgruppe.
Quelle: kathpress