Forschungsprojekt fragt nach Lebenswelt von Ordensleuten heute
"Wie leben Ordensleute heute?" - Dieser Frage gingen sechs Studierende des Masterstudiums "Soziale Arbeit" an der FH Vorarlberg im Juli im Rahmen einer Forschungswoche im Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf bei Wien nach. Anhand der Forschungsfrage "Wie gestaltet sich die interkulturelle Lebenswelt im Jahr 2021 in einem Orden?" führten die Studierenden Interviews mit zwölf Steyler Brüdern und Patres aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen im kommenden Winter veröffentlicht und im Internet sowie an Bibliotheken öffentlich zugänglich gemacht werden.
Nicht nur das imposante Gebäude des Missionshauses St. Gabriel habe die Studierenden fasziniert, auch das authentische Leben der Ordensmänner und das "moderne Missionsverständnis des Ordens" sowie die Haltung zu Fragen der Menschenwürde, aber auch zum Kampf gegen den Klimawandel, habe Eindruck hinterlassen, hieß es am Montag in einer Aussendung der Steyler-Missionare. Erstaunt seien die Studierenden auch darüber gewesen, wie viele Parallelen es zwischen Mission und sozialer Arbeit gibt. Es gehe in beiden Bereichen um Hilfe zur Selbsthilfe und Lernen durch Betroffenheit. Hier wie dort sei es wichtig, "den Menschen zuerst einmal zuzuhören, von ihnen zu lernen und nicht gleich fix fertige Lösungen anzubieten", stellten die Studierenden fest.
Einblick in das Zusammenleben gewannen die Studierenden auch durch die Teilnahme am Morgengebet und der Messe. Führungen durch die Heilig-Geist-Kirche, durch das Missionshaus und die "Lebenswelten St. Gabriel", in denen unterschiedliche Betriebe angesiedelt sind, rundeten das Programm ab.
"Da für fast alle von uns das Leben in einem christlichen Orden etwas völlig Unbekanntes ist, dachten wir, es wäre spannend, in diese fremde Lebenswelt einzutauchen und sie wissenschaftlich zu erkunden", erklärte die Sozialforscherin und Projektleiterin Erika Geser-Engleitner die Motive, nach St. Gabriel zu kommen. Dadurch sollte den Studierenden nähergebracht werden, wie Feldforschung praktisch funktioniert. Dass die Wahl auf die Steyler Missionare fiel, habe mit dem interkulturellen Schwerpunkt der Ordensgemeinschaft zusammengehangen, denn "auch in der sozialen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Interkulturalität wichtig", so Geser-Engleitner.
In den Interviews ging es u.a. um die persönlichen Berufungsgeschichten, aber auch um Erfahrungen, die die Missionare bei ihren Einsätzen in Übersee machten und derzeit hier in Österreich machen: "Wie erleben sie sich selbst als Fremde? Was vermissen sie? Welche unterschiedlichen Werthaltungen prallen aufeinander?", aber auch die Zukunftsperspektiven waren ein Thema: "Wie wird es mit dem Orden und dem Missionshaus St. Gabriel angesichts des fortgeschrittenen Alters vieler Ordensmitglieder weitergehen?", so ein Auszug aus den Interview-Themen.
"Wir haben uns über das Interesse gefreut und sind froh, dass wir uns auf dieses Projekt eingelassen haben", zog Steyler-Provinzial P. Stephan Dähler eine positive Bilanz der Forschungswoche. "Ich erhielt von meinen Mitbrüdern durchwegs positive Rückmeldungen über die wertschätzende Gesprächsführung", unterstrich Dähler.
Siebtgrößter Männerorden
1875 gründete Arnold Janssen im niederländischen Steyl die "Steyler Missionare", eigentlich "Gesellschaft des Göttlichen Wortes" (SVD). Aus einer Gemeinschaft von sechs Priestern wurde eine internationale Ordensgemeinschaft aus Priestern und Brüdern mit heute rund 6.000 Mitbrüdern, die in 70 Ländern tätig sind. Damit sind die Steyler Missionare der siebtgrößte Männerorden in der Katholischen Kirche. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Stärkung christlicher Gemeinden, der Aufbau von Bildungseinrichtungen und Infrastruktur, aber auch von Brücken zwischen Kulturen und Religionen.
( Informationen: www.steyler.eu)
Quelle: kathpress