Theologe Batlogg: Jesuiten wollen ihrer Sendung treu bleiben
Ignatius von Loyola (1491-1556) habe nie zu den "populären" Ordensgründern gehört, schrieb Andreas R. Batlogg SJ in der Wochenzeitung "Die Furche" (5.8.). Der Theologe, Publizist und Seelsorger an der Münchner Jesuitenkirche nahm das Gedenken an das Bekehrungserlebnis von Ignatius am 31. Juli vor 500 Jahren zum Anlass zur Reflexion über den Status quo des Ordens. Er erläuterte dabei vier "Universale Apostolische Präferenzen", nach denen das Leben der Jesuiten heute ausgerichtet sei. Ignatius' Leitwort "In allen Dingen Gott finden" gelte ungebrochen und sei auch heute möglich". Dieser Sendung versuchten Jesuiten treu zu bleiben - ob in Pfarre, an einer Uni, in einem Flüchtlingscamp oder im Beichtstuhl, so Batloggs Fazit im "Ignatianischen Jahr".
Mit "Universalen Apostolischen Präferenzen" haben sich die Jesuiten inhaltliche Schwerpunkte für das Jahrzehnt von 2019 bis 2029 gesetzt, informierte der Publizist. Diese "Leitlinien für ihr Leben und ihr Engagement in Kirche, Gesellschaft und Welt" seien für die Jesuiten von Papst Franziskus bestätigt worden, erzählte der gebürtige Vorarlberger: Erstens, durch Unterscheidung und Geistliche Übungen Gott finden helfen. Zweitens, an der Seite der Benachteiligten auf dem Weg sein, gesandt zu Versöhnung und Gerechtigkeit. Drittens, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Gestaltung einer hoffnungsvollen Zukunft begleiten. Viertens, für die Schöpfung und in der Sorge für das "Gemeinsame Haus" zusammenarbeiten.
Der "Kanonenkugel-Moment"
Der baskische Offizier Inigo Lopez de Onaz y Loyola wurde am 20. Mai 1521 bei der Verteidigung der Festung von Pamplona durch eine Kanonenkugel schwer verwundet. Dieses Ereignis gilt als Beginn eines Bekehrungsweges, der im September 1540 zur Gründung der Gesellschaft Jesu, des Jesuitenordens, führte.
Heute fragt die Webseite www.ignatius500.global Besuchende nach ihrem "Kanonenkugel-Moment". Zudem informiere sie über Aktivitäten und Hintergründe des Ordens. Batlogg erinnerte an die Videobotschaft des "wohl prominentesten Jesuiten zurzeit" zum Ignatianischen Jahr: In dem Clip gehe Papst Franziskus vor allem auf die Bedeutung der "Unterscheidung der Geister" ein, die ihm seit seinem Ordenseintritt 1958 wichtig geworden sei und die für ihn auch im höchsten Amt der Kirche eine Rolle spielt.
Heute zähle der weltweit größte Männerorden der katholischen Kirche knapp 14.800 Mitglieder, etwa 60 in Österreich. Die personelle Zukunft der Jesuiten liege in Asien, meinte Batlogg. In Europa und in den USA hätten Unterscheidungsprozesse den Orden geprägt. Am 27. April wurde etwa die zentraleuropäische Jesuitenprovinz für Deutschland, Österreich, Schweiz und Litauen-Lettland gegründet. Von den mehr als 400 Mitgliedern sei mehr als die Hälfte älter als 70 Jahre.
Facetten von "Bekehrung"
Zur kollektiven Seite von Bekehrung gehöre die leidvolle Tradition von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt, die den Orden im Januar 2010 massiv erschüttert hat. Der damalige Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, wurde am Mittwoch mit dem "Theologischen Preis" der "Salzburger Hochschulwochen" ausgezeichnet, "in Würdigung seiner (auch ordensintern) durchaus nicht unumstrittenen pionierhaften Aufklärungsarbeit", erzählte Batlogg und merkte an: "In 481 Ordensjahren hat sich auch eine Schuldgeschichte angesammelt. Die Jesuiten stehen dazu." Bei der Provinzgründung habe sich der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler gewünscht, sie mögen "an den nervösen Umschlagplätzen gesellschaftlichen Lebens" zu finden sein und sich nicht in ein binnenkirchliches Milieu zurückziehen.
Bei einem Webinar mit 120 Teilnehmern habe Arturo Sosa, Generaloberer der Jesuiten, davor gewarnt, sich auf die Person von Ignatius zu fixieren. Er könne aber der Inspiration dienen. "Er ist das Mittel, mit dem wir zu Christus gehen müssen. Christus sollte immer im Mittelpunkt dieses Ignatianischen Jahres stehen." Wie bei Ignatius gehe es vordringlich um die persönliche Bekehrung, Transformation und innere Freiheit.
Der Orden sollte anfangs nicht nach Ignatius benannt werden. Am 27. September 1540 bestätigte Papst Paul III. die "Gesellschaft Jesu" (Societas Jesu, kurz: SJ). 1556 wurde die Oberdeutsche Provinz aus der Taufe gehoben, zu der Österreich zählte. Erster Provinzial war Petrus Canisius, der drei Katechismen verfasste, die bis ins 20. Jahrhundert in Geltung standen. Geboren wurde er am 8. Mai 1521 als Peter Kanis in Nimwegen. 500 Jahre später rief Generaloberer P. Sosa ein "Ignatianisches Jahr" vom 20. Mai bis zum Ignatiusfest am 31. Juli 2022 aus. Motto dabei: "Alles in Christus neu sehen". Ins Gedenkjahr fällt auch der 400. Jahrestag der Heiligsprechung von Ignatius.
Quelle: kathpress