Weihbischof und Hochschüler fordern Roma-Sinti-Denkmal in Wien
Der Wiener Weihbischof Franz Scharl und Simon Bordt als Vertreter der "HÖR" (HochschülerInnenschaft österreichischer Rom & Romnja) setzen sich dafür ein, dass Wien ein zentrales Denkmal für Roma und Sinti bekommt, das zugleich das Gedenken an die ebenfalls von den Nazis verfolgten Jenischen zum Ausdruck bringt. Beide nahmen den internationalen Gedenktag an den Genozid an Sinti und Roma (2. August) zudem zum Anlass, diesen europaweiten Gedenktag auch vom österreichischen Parlament in den Gedenkkalender der Republik Österreich aufzunehmen. Dies könne dazu beitragen, bis heute andauernde Diskriminierungen dieser Volksgruppen abzubauen.
Bischof Scharl - er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Romaseelsorge zuständig - hatte bereits am Montag gefordert, dass das offizielle Österreich auch die Jenischen als verfolgte eigene Volksgruppe anerkennt. Die Bischofskonferenz sei in diesem Punkt "erfreulicherweise schon vorausgegangen". Scharl verwies auf die in der Erzdiözese Wien tätige Seelsorgerin für Roma, Sinti und Jenische, Natalie Bordt-Weinrich, hin, deren Sohn Simon Bordt auch Jugend-Vertreter der europäischen Sinti-Vereinigung sei.
Der Student erinnerte am Gedenktag an vom NS-Terrorregime verfolgte und ermordete Familienmitglieder: "Gerechtigkeit kann es angesichts der brutalen Taten der Vergangenheit nicht mehr geben", wohl aber sollte Gleichstellung zwischen Sinti und Roma und der Mehrheitsgesellschaft 78 Jahre nach dem Holocaust erreichbar sein. Die Realität zeigt nach den Worten Bordts aber ein anderes Bild. Es gebe Ausgrenzung bis heute, Sinti und Roma seien erst in den 1980er Jahren als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt worden. Bis heute sei in Österreich - anders als etwa in Deutschland - kein einziges Grab eines Holocaustüberlebenden dieser Volksgruppen als Denkmal eingestuft worden, beklagte Bordt und fragte: "Warum muss ein 22-jähriger Student im Jahr 2021 dazu appellieren?"
Quelle: kathpress