Caritas: Armutsbekämpfung muss an erster Stelle stehen
Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, begrüßt den Vorstoß des Bundesministers für Soziales und Gesundheit, Wolfgang Mückstein, Maßnahmen zu ergreifen, um die sozialen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Das teilte die Caritas am Donnerstag in einer Aussendung mit. "Die Zahlen sprechen eine klare Sprache" und die Corona-Pandemie habe das sichtbar gemacht: Der Sozialstaat schützt fast 600.000 Menschen in Österreich vor Armut und reduziert die Armutsgefährdung um 40 Prozent. "Die zusätzlich gesetzten Maßnahmen wie Einmalzahlungen und die Anhebung der Notstandshilfe haben die betroffenen Menschen vor dem Schlimmsten bewahrt", zeigte sich Parr überzeugt. Es habe sich bestätigt, Österreich könne sich einen funktionierenden Sozialstaat leisten, aber nicht, ohne ihn zu sein.
Neben dem Wert des Sozialstaats seien aber auch die existierenden Lücken deutlich zum Vorschein gekommen, sagte Parr weiter: "In unseren Sozialberatungsstellen sehen wir, dass diese Lücken vor allem jene Menschen zu spüren bekommen, die schon vor der Krise aber auch durch die Krise auf Hilfe angewiesen sind." Die nun bundesweit uneinheitliche Sozialhilfe, die als Resultat mehr Verwaltungskosten verursache, um armutsbetroffene Menschen letztlich schlechter zu unterstützen, müsse "umgehend repariert" werden.
291.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet
Auch die mangelnde Absicherung langzeitarbeitsloser Menschen in Österreich müsse dringend in Angriff genommen werden." Nicht zuletzt, dass 291.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet sind, sei keinesfalls hinzunehmen, meinte die Generalsekretärin: "Zwei Drittel der Klientinnen und Klienten in unseren Sozialberatungsstellen sind Eltern oder Elternteile von Kindern oder Kinder selbst."
Positiv hob die Caritas-Generalsekretärin das angekündigte 24 Millionen Euro Wohnungssicherungspaket hervor: "Was wir in unseren Sozialberatungsstellen auch sehen, ist, dass immer mehr Menschen um Hilfe bitten, die bislang nicht zum Kreis der Klientinnen und Klienten gezählt haben." Sie suchen um Unterstützung bei den Wohn- und Energiekosten, Kreditrückzahlungen oder Schulden, aber auch bei den Kinderbetreuungskosten an.
Es gelte jetzt, die 'alte' Armut zu bekämpfen und neue Armut mit Vehemenz zu verhindern. Ein besonderes Augenmerk müsse dabei auf die Bekämpfung der Kinderarmut gelegt werden. "Da braucht es dringend Korrekturen in den Sozial- und Versicherungsleistungen wie beispielsweise die Anhebung der Kinderrichtsätze der Sozialhilfe Neu und einen gerechten Familienbonus. Aber vor allem braucht es Reformen in der Bildung - angefangen im Kindergarten. Denn nur mit guter Bildung, mit der Förderung von Talenten und Begabungen, können Kinder dem Armutskreislauf langfristig entkommen", sagte die Generalsekretärin abschließend.
Quelle: kathpress