Eisenstadt: Ort der Erinnerung für 41 Neusiedler Holocaust-Opfer
"Erinnerung ist eine Form der Begegnung", ist auf der neuen Holocaust-Gedenktafel in Neusiedl am See zu lesen. An 41 Opfer des NS-Regimes aus diesem Ort wird damit namentlich erinnert. Die Initiative gehe auf den Verein "Neusiedler Stadtarchiv" zurück, wie die Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt ("martinus", aktuelle Ausgabe) berichtet. Der Verein habe sich ausführlich mit der nationalsozialistischen Geschichte des Ortes beschäftigt und die Initiative zur Errichtung einer Holocaust-Gedenktafel ergriffen. Diese wurde zuletzt von Pfarrer Michael Wügner im Kirchenpark der Stadt gesegnet.
Die 41 Neusiedler Opfer des NS-Regimes werden auf der Gedenktafel namentlich genannt. Der Judenstern, das Roma-Rad und die Chiffre "T4" zieren die Gedenktafel und stehen symbolisch für die drei Opfergruppen des Ortes: Juden, Roma und Euthanasieopfer. Ein QR-Code auf der Tafel verweist auf weitere Informationen. Ein Podest bietet Platz, um Blumen, Kränze, Kerzen oder Steine abzulegen.
"Stolze Burgenländer"
Zum Leben der Roma in Neusiedl am See sprach die Schriftstellerin Katharina Janoska-Graf. Sie berichtete, dass Roma, die ein KZ überlebt hatten, oft ohne Dokumente sowie ohne Identität waren und aus Burgenländern auf einmal Fremde wurden. Die Neusiedler Romni sprach davon, dass die gesellschaftlichen Vorstellungen des "fahrenden Volkes" nicht mehr zeitgemäß seien. "Wir sind Studierende, Juristen, Literaten, Pädagogen. Aber vor allem sind wir stolze Burgenländer."
Wie der Kulturverein österreichischer Roma und die Stadtgemeinde Neusiedl am See berichteten, sei die Gedenkstätte bewusst im Zentrum der Stadt errichtet worden. Die 41 Ermordeten seien Menschen gewesen, "die aus der Mitte der Neusiedler Gesellschaft stammten". Das habe der Historiker und Initiator Martin Pieber recherchiert. "Ein achtsamer Umgang mit der Geschichte unserer Stadt ist mir ein großes Anliegen. Deshalb freut es mich sehr, dass es gelungen ist, den Opfern des Holocaust ein Denkmal zu setzten", betonte Bürgermeisterin Elisabeth Böhm in ihrer Rede. (Infos: www.neusiedlamsee.at/gemeinde/gemeinde/geschichte/holocaust)
Quelle: kathpress