Lackner: Verzeihen ist beste Voraussetzung für Frieden
Das Verzeihen ist nach den Worten von Erzbischof Franz Lackner der "Silberstreif am je persönlichen Lebenshorizont", mit dem Frieden oft erst möglich werden kann. Friede sei derart zerbrechlich, dass er "weder durch Gewalt, Streit noch durch Argument oder pure Überzeugung" zu erreichen sei, da damit bestenfalls ein "bloß friedähnlich anmutender Waffenstillstand" erzwungen werden könne, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Sonntag in seinem Grußwort bei der "Overture Spirituelle" der Salzburger Festspiele in der Kollegienkirche der Landeshauptstadt.
Der Mensch sei tagtäglich gefangen in einem "Geflecht von Egoismus", sagte Lackner. Partikulare Interessen, Bedürfnisse und systemische Zwänge würden einer von Unehrlichkeit durchsäuerten "sauren Wiese" gleichen, die die "beste Voraussetzung, schuldig zu werden" sei. Das Verzeihen biete hier einen Ausweg - als Grundhaltung der Bereitschaft, "sich von der Motivlage des anderen betreffen zu lassen", getragen von der "Einsicht der eigenen kontingenten und Fehler-anfälligen Seinsverfasstheit". Das Ergebnis sei "innere Zufriedenheit", die zugleich die "beste Voraussetzung für Frieden für alle" sei, so der Erzbischof.
Das Friedens-Thema ("Pax") steht im Mittelpunkt der Vortragsreihe "Disputationes", die bis Mittwoch in der Kollegienkirche und der "SalzburgKulisse", der neuen Festspiellounge auf dem Dach des "Hauses für Mozart", stattfindet. Aspekte wie den "äußeren Frieden, gebrochen durch die Kriege dieser Welt", aber auch den "inneren Frieden, bedroht durch uns selbst", werden dabei angesprochen. Zum Auftakt referierte der Theologe Karl-Josef Kuschel über "Frieden und Gewalt im Namen Gottes? Zur Doppelgesichtigkeit der Religionen", während Grußworte außer von Lackner auch von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Erhard Busek als Präsident des Trägervereins "Disputationes Salzburg" kamen.
Von Montag bis Mittwoch äußern verschiedene Vortragende aus Wissenschaft und Kultur jeweils in der "SalzburgKulisse" Gedanken zu zentralen Aspekten rund um das Thema Frieden. Über "PAX - Suchen" denken am Montagnachmittag die Friedens- und Konfliktforscherin Susanne Jalka, der Philosoph und Theologe Clemens Sedmak und der syrische Autor Jad Turjman nach. Tags darauf geht es um "Pax - Stiften" mit dem musikalischen Brückenbauer Hubert von Goisern und der Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, die über "interreligiösen Dialog als Lebensform, die Frieden stiftet", spricht.
"Pax - Erhalten" lautet das abschließende Leitthema am Mittwoch, 21. Juli: Die Warnung "Wer den letzten Krieg vergisst, bereitet den nächsten vor" äußert dabei der Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss, den Aspekt der atomaren Bedrohung als Damoklesschwert beleuchtet Botschafter Alexander Kmentt vom Außenministerium. "Wie Kriege beendet werden und Frieden gelingen kann", zeigt schließlich die Politologin und Friedensforscherin Dana Landau auf. Die Disputationes werden von der Erzdiözese, dem Land und der Universität Salzburg unterstützt und begleiten im Rahmen der Ouverture eine ebenfalls am Sonntag gestartet hochkarätige Konzertreihe in der Kollegienkirche, die bis 26. Juli dauert. (Infos: www.salzburgerfestspiele.at/s/ouverture-spirituelle-pax bzw. www.disputationes.at)
Quelle: kathpress