Sonntagsöffnung: Katholischer Familienverband gegen NEOS-Vorschlag
Der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) ist gegen das von den NEOS vorgeschlagene Offenhalten der Geschäfte an Sonntagen. "Wir brauchen keine Ausweitung der Öffnungszeiten im Handel, und schon gar nicht auf den Sonntag. Eine Ausweitung würde die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben massiv gefährden und bedeutet einen Angriff auf verlässliche, gemeinsame freie Zeit." Das schreibt KFÖ-Präsident Alfred Trendl in der Meinungsrubrik der aktuellen Ausgaben der Wochenzeitung "Die ganze Woche", in der auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger ihre Position zur Sonntagsöffnung darlegt.
Meinl-Reisinger schlägt darin "freiwillige, flexiblere Öffnungszeiten als Corona-Pilotversuch bis Jahresende" vor. Österreich könne es sich nicht mehr leisten, in dem Bereich das strengste Land Europas zu sein. "Das gibt einerseits Unternehmern mehr Freiheiten, andererseits würden die Kundenströme verteilt werden, wodurch das Ansteckungsrisiko minimiert würde. Am Ende des Jahres werden die Ergebnisse dann geprüft."
Dem hält der Präsident der größten Familienorganisation des Landes entgegen, dass schon jetzt in Branchen wie der Gastronomie "händeringend" nach Mitarbeitern gesucht werde. Offenbar sei es für viele Arbeitnehmer ein Problem, wenn sie ihrem Betrieb sieben Tage pro Woche zur Verfügung stehen müssen, so Trendl, der den damit verbundenen Ausbau der Kinderbetreuung hinterfragt: "Ist das der Weg, den wir als Gesellschaft wollen? Offene Kindergärten mit Abend- und Wochenenddiensten? Schulkinder, die ihre freien Tage alleine verbringen, weil die Eltern arbeiten müssen? Und im Gegenzug rund um die Uhr einkaufen können, ohne Aussicht auf Pausen und Erholung?"
Als Gründungsmitglied der Allianz für den arbeitsfreien Sonntag liege dem KFÖ die Beibehaltung des arbeitsfreien Sonntages als gemeinsamer freier Tag besonders am Herzen. Trendl abschließend: "Er ist eine Errungenschaft, die wir nicht leichtfertig aufgeben dürfen. Für viele Familien ist er der einzige Tag, an dem sie gemeinsam Zeit verbringen können."
In Österreich gibt es seit Mitte Mai keine Corona-Beschränkungen mehr bei den Öffnungszeiten, somit ist wieder um spätestens 21 Uhr Ladenschluss. Insgesamt dürfen die Geschäfte nicht länger als 72 Stunden pro Woche offen halten, am Sonntag müssen sie geschlossen bleiben. Ausnahmen etwa in Tourismusgebieten können die Landeshauptleute erlauben.
Quelle: kathpress