Niederösterreich: Bau einer Frühmittelalter-Kirche schreitet voran
Das MAMUZ Schloss Asparn/Zaya feiert einen ersten großen Baufortschritt bei der geplanten frühmittelalterlichen Kirche im dortigen Menschheitsgeschichtemuseum: Der Bau einer Rundkirche aus dem 9. Jahrhundert hat am Samstag mit der Dachgleiche seine volle Höhe erreicht, wie das Museum in einer Aussendung nach einem Pressegespräch vor Ort berichtete.
"Die Rundkirche aus dem 9. Jahrhundert ist das Herzstück eines geplanten Frühmittelalter-Ensembles", so Franz Pieler, der wissenschaftlicher Leiter des Projekts. Beim Bau der Kirche kommen originalgetreu nachgebildete Werkzeuge zum Einsatz. Wolfgang Lobisser, der das Bauprojekt mit experimentalarchäologischen Methoden umsetzt, erklärte dazu: "Die Errichtung einer Rundkirche nach einem archäologischen Vorbild aus der Zeit um 900 n. Chr. in Asparn gibt uns die Möglichkeit, das Holzhandwerk dieser Zeit im Rahmen von praktischen experimentellen Studien zu erforschen und neue archäologische Erkenntnisse zu gewinnen."
Mitte Mai startete der Neubau einer Kirche im frühmittelalterlichen Stil. Als Vorbild dient der archäologische Befund einer rund tausendeinhundert Jahre alten Kirche aus Pohansko in Mähren, die im Zeitraum von 2008 und 2012 bei einer Ausgrabung unter der Leitung von Jiri Machacek freigelegt wurde.
Laut archäologischem Befund wurde die Kirche im Laufe des 9. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und war bis ins 10. Jahrhundert als solche in Verwendung. Die Konstruktion aus tragenden Holzpfosten und Steinmauern sollte wohl den Eindruck eines reinen Steinbaus erwecken. Die Pfosten trugen eine Rotunde mit einem Durchmesser von 6 Metern, die möglicherweise mit halbrunden Fenstern versehen war. In der hufeisenförmigen Apsis im Nordosten war vermutlich ein Holzaltar aufgestellt. Die Wände waren mit Lehm verputzt und wohl - wie damals üblich - mit farbiger Wandmalerei verziert.
Parallel zur Dauerausstellung im Schloss Asparn/Zaya, die mit bedeutenden archäologischen Fundstücken aus der Niederösterreichischen Landessammlung die Entwicklung der Menschen von der Steinzeit bis ins Mittelalter veranschaulicht, zeigt das archäologische Freigelände mit Nachbauten historischer Wohn- und Wirtschaftsgebäude die Lebenswelten der Menschen in Mitteleuropa. Der Rundgang im Freigelände startet bei einem altsteinzeitlichen Lager mit Tipi, Wildfang und "Cache" der eiszeitliche Jäger- und Sammler und endete bislang im keltischen Handwerksviertel bei einer Eisenschmiede, Glasmacherhütte und Töpferei. Die Gebäuderekonstruktionen basieren allesamt auf Befunden archäologischer Grabungen und dienen der Vermittlung und Präsentation von 40.000 Jahren Menschheitsgeschichte. Die neue Kirche solle den Auftakt für ein Mittelalter-Ensemble im Freigelände bilden. Ihre Fertigstellung ist für Oktober dieses Jahres geplant.
Quelle: kathpress