Neuer Laienrats-Präsident: EU-Report zu Abtreibung "unausgewogen"
"Menschlich, politisch und juristisch unbefriedigend" ist nach den Worten des neu gewählten Präsidenten des Katholischen Laienrates Österreich (KLRÖ), Wolfgang Mazal, die jüngste umstrittene Resolution des EU-Parlaments zur Abtreibung: Die Interessensabwägungen, die nach der europäischen Grundrechtsordnung erforderlich sind, seien im sogenannten "Matic-Report" nicht vorgenommen worden, wodurch der Text sehr "unausgewogen" sei, schrieb der Wiener Arbeits- und Sozialrechtler in einem Gastkommentar für "Die Furche" (aktuelle Ausgabe).
In der Vorwoche war in Brüssel ein Entschließungsentwurf des kroatischen Abgeordneten Predrag Matic zur "sexuellen und reproduktiven Gesundheit" mehrheitlich verabschiedet worden. Strikte Abtreibungsverbote werden dabei als "eine Form von geschlechtsspezifischer Gewalt" eingestuft, sowie medizinisch betreute Schwangerschaftsabbrüche als ein unbedingtes "Menschenrecht" bezeichnet. Eine Ablehnung von Abtreibungen durch Ärzte oder Einrichtungen aus religiösen bzw. ethischen Gründen wird als Problem angesehen. Vertreter der Kirche, darunter in Österreich die Bischofskonferenz und die Katholische Frauenbewegung, hatten den Text scharf kritisiert.
So verständlich der Wunsch auch sei, Frauen im Schwangerschaftskonflikt zu helfen, hätte dies nicht mit einem "Recht auf Abtreibung" und einem Eingriff in die Glaubens-und Gewissensfreiheit von Ärzten verknüpft werden dürfen, beanstandete Mazal. Der Komplexität der Situation, in die zahlreiche Interessen sowie psychische, physische und soziale Faktoren verwoben seien, werde der Resolutionstext nicht gerecht. Erkennen könne man vielmehr ein "Menschenbild, das dem Embryo das Lebensinteresse abspricht, sowie ein Gesellschaftsverständnis, dass schützenswerte Interessen einer Gruppe verabsolutiert und die Interessen anderer ignoriert".
Für Österreich forderte der Leiter des an der Universität Wien angesiedelten Instituts für Familienforschung (ÖIF), die Glaubens- und Gewissensfreiheit für das medizinische Personal müsse weiterhin geschützt bleiben. Weiters brauche es Verbesserungen der "sozialen Umstände, die Mütter und Väter in einen Schwangerschaftskonflikt bringen", allen voran eine systematische anonyme Erfassung der sozio-ökonomischen Grunddaten jener Personen, die sich an Beratungsstellen wenden. "Wer helfen will, muss sich den Lebenssituationen in ihrer Komplexität stellen", unterstrich Mazal.
Dank sprach der Präsident des Katholischen Laienrates den 255 EU-Parlamentariern aus, die gegen den Matic-Report votiert hatten (bei 378 Befürwortungen und 42 Enthaltungen), darunter auch dank der Stimmen von ÖVP und FPÖ die Mehrheit der österreichischen Abgeordneten. Ihnen gelte es zugleich Mut zu machen, "in Österreich die Hilfe für Frauen im Schwangerschaftskonflikt durch ausgewogene Lösungen weiter zu verbessern", so Mazal.
Quelle: kathpress