Mehr Spenden für Hilfswerk "Kirche in Not" trotz Corona-Krise
Das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" (Aid to the Church in Need - ACN) hat trotz der Corona-Krise im vergangenen Jahr deutlich mehr Spendeneinnahmen verzeichnet als zuvor. Im Geschäftsjahr 2020 habe die Päpstliche Stiftung Spenden in Höhe von 122,7 Millionen Euro für notleidende und bedrängte Christen erhalten, teilte "Kirche in Not" am Dienstag in Wien mit. Im Vergleich zu 2019 bedeutet das ein Plus von 16,4 Millionen Euro oder 15,4 Prozent. Das Hilfswerk mit Sitz im deutschen Königsstein hat Nationalbüros in 23 Ländern. Auch beim österreichischen Zweig von "Kirche in Not" gab es im Vorjahr einen deutlichen Spendenzuwachs auf 3,2 Millionen Euro (2019: 2,7 Mio.).
Auch in der Notsituation der Covid-19-Pandemie hätten "die Wohltäter dem Hilfswerk die Treue gehalten", erklärte der Geschäftsführende Präsident von "Kirche in Not", der Österreicher Thomas Heine-Geldern. Das sei nicht absehbar gewesen, "zumal die Krise ja auch viele wirtschaftliche Unsicherheiten und Schwierigkeiten für unsere Spender mit sich gebracht hat". Insgesamt habe die Virus-Krise die Nöte von Christen dramatisch verschärft, erinnerte Heine-Geldern. In etlichen Weltregionen seien Menschen von heute auf morgen ohne Lohn und Brot dagestanden.
"Unsere Wohltäter haben sehr großherzig und rasch auf die Nöte unserer Projektpartner reagiert: sei es infolge der Pandemie, sei es nach der verheerenden Explosion von Beirut im August, um nur zwei Beispiele zu nennen", dankte der Nationaldirektor von "Kirche in Not - Österreich", Herbert Rechberger, den Spenderinnen und Spendern.
4.758 Projekte in 138 Ländern
Weltweit unterstütze "Kirche in Not"/ACN laut der Jahresbilanz 2020 4.758 Einzelprojekte in 138 Ländern mit einem Gesamtvolumen von 102,1 Millionen Euro. 20,6 Millionen Euro hätten aufgrund von Verzögerungen wegen der Corona-Krise erst im ersten Halbjahr 2021 ausbezahlt werden können, teilten die Verantwortlichen mit.
Das Hilfswerk finanziert nach eigenen Angaben seine Projektunterstützungen ausschließlich durch private Spenden. Die Mittel fließen unter anderem in die Ausbildung von Priestern und den Bau oder die Sanierung von Kirchen, Pfarrhäusern, Klöstern, Priesterseminaren und Gemeindezentren. Exakt 744 Gebäude, darunter die maronitische Kathedrale St. Elias im syrischen Aleppo, seien im vergangenen Jahr mithilfe von "Kirche in Not" neu gebaut, renoviert oder nach Zerstörungen infolge von Krieg und Terror wieder instandgesetzt worden.
2020 wurden aber auch rund 400 Corona-Hilfsprojekte mit einem Umfang von über 6,2 Millionen Euro gefördert. Ordensleute und Priester hätten sich so mit Schutzausrüstungen für ihren Dienst ausstatten, ihre pastorale Arbeit fortsetzen und finanzielle Engpässe aufgrund der Pandemie ausgleichen können, erklärte das Hilfswerk. Im Fokus standen auch Existenz- und Ausbildungshilfen für tausende Ordensfrauen in vielen Regionen der Welt, deren Einnahmequellen die Corona-Krise zum Versiegen gebracht hat.
Sorge um Christen in Sahelregion
Rund ein Drittel (32,6 Prozent) der gesamten Projekthilfen floss 2020 nach Afrika. "Besonders die Länder der Sahelregion machen uns große Sorge. Dort breitet sich der Terror immer weiter aus. Die Pandemie hat die Lage der geflüchteten und vertriebenen Menschen noch verschärft. Vielfach ist die Kirche die einzige Institution, die jetzt noch bei den Menschen ist", erklärte Präsident Heine-Geldern.
Für zusätzliche Probleme sorgte die Corona-Krise auch in Nahost-Ländern wie Syrien oder Irak. Viele Wiederaufbauprojekte für die Christen vor Ort hätten vorerst pausieren müssen, da wegen der Pandemie-Auswirkungen nicht genügend Baustoffe geliefert werden konnten, berichtete das Hilfswerk. Dennoch bleibt die Region ein Schwerpunkt von "Kirche in Not". So wurde nach der Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut am 4. August 2020 ein Nothilfeprogramm für das Land mit der größten christlichen Gemeinschaft im Nahen Osten gestartet. Weitere Hilfen zielten auf den Wiederaufbau des christlichen Viertels in Beirut, das besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dort unterstützte "Kirche in Not" den Angaben zufolge schwerpunktmäßig die Instandsetzung von Kirchen und Konventen. Insgesamt betrug die "Kirche in Not"-Hilfe für den Libanon 2020 knapp vier Millionen Euro.
Ein weiterer Förderschwerpunkt waren der Mittlere und Ferne Osten, wo 18 Prozent der Projektgelder eingesetzt wurden. Die meisten Hilfsgelder gingen mit rund 5,4 Millionen Euro nach Indien. In Pakistan unterstützte "Kirche in Not" die Verteilung von Hilfsgütern an Christen, die wegen der Corona-Krise ihre Lebensgrundlage verloren hatten.
("Kirche in Not"-Spendenkonto: IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600; Online-Spenden und weitere Informationen über die Arbeit des Hilfswerks unter www.kircheinnot.at)
Quelle: kathpress