
Priesterausbildung: Neues Einführungsjahr geht in zweite Runde
Nachdem im Vorjahr das Einführungsjahr für Männer, die Priester werden wollen, neu geregelt wurde, ziehen die Zuständigen zum Abschluss des ersten Durchlaufs eine positive Zwischenbilanz. Das sogenannte "Propädeutikum", das die neu in die österreichischen Priesterseminare Eingetretenen im Studienjahr 2020/21 erstmals an ihren Heimatseminaren mit nur einigen gemeinsamen Modulen des gesamten Jahrgangs absolviert haben, ermögliche ein flexibleres Eingehen auf die Priesteramtskandidaten als bisher, erklärte dessen operativer Leiter, Regens Michael Münzner, in einer Aussendung des Canisiuswerks vom Montag. Für den nächsten Propädeutikums-Jahrgang ist die Anmeldung in den jeweiligen Priesterseminaren noch bis Ende Juni möglich.
Das Propädeutikum soll "die menschliche und geistliche Reifung stärken und die Berufung klären", gab die Bischofskonferenz schon 1999 als Zielsetzung vor für das Einführungsjahr, zu dem der Vatikan seit 2016 alle Priesterseminaristen verpflichtet. Nach zwei Jahrzehnten in gemeinsamer Durchführung wurde 2020 in Österreich die neue Form eines "integrierten propädeutischen Jahres" gestartet. Die Teilnehmer durchlaufen dabei am eigenen Seminar ein spezielles Programm mit besonderer Begleitung durch ihren jeweiligen Hausvorsteher, ergänzt durch mehrtägige gemeinsame Module im Linzer Priesterseminar - darunter das Eingangsmodul vom 6. bis 9. September - sowie eine Woche ignatianische Einzelexerzitien.
Interessenten am Priesterberuf unterschieden sich heute nicht nur in ihren Lebensbiografien deutlich, sondern auch in den religiösen Vorprägungen und Bildungsvoraussetzungen, erklärte Regens Münzner. Infolge dessen gelte es, für Seminaristen individuelle Bildungswege zu überlegen und zu planen. Mit der neuen Form des integrierten propädeutischen Jahres sei es nun möglich geworden, "gezielter Schwerpunkte zu setzen". Bei den gemeinsamen Modulen standen im Vorjahr die Auseinandersetzung mit dem Glaubensbekenntnis, der christlichen Berufung und Persönlichkeitsbildung, mit der zölibatären Lebenskultur und mit der Spiritualität der Bibel sowie mit Kommunikation auf dem Programm.
Seminar statt Jahrgangsgruppe
Die neue integrierte Form erlaube es den gerade erst eingetretenen Seminaristen, bereits am Leben im jeweiligen diözesanen Priesterseminar teilzunehmen, ergänzte die Studienpräfektin des Propädeutikums im Erzbischöflichen Priesterseminar Salzburg, Irene Blaschke. Für jeden Propädeutiker werde das Ausmaß des Studiums der Theologie sowie auch das Sozialpraktikum, das Teil des ersten Jahres ist, individuell festgesetzt, so die Leiterin des Berufungspastorals-Referat der Erzdiözese Salzburg. Auf weitere propädeutische Elemente während der Studienzeit verwies der Vorsitzende der Regentenkonferenz, Thorsten Schreiber. Dazu zählten neben bestimmten Inhalten monatliche geistliche Impulse durch den Spiritual und geistliche Gespräche mit ihm, jährliche Exerzitien und Einkehrtage, Stimmbildung und liturgisches Singen sowie bei Bedarf psychologische Begleitung.
Freilich habe das Abkommen vom früheren gemeinsamen Jahr für alle - es war der fehlenden Nachbesetzung des früheren Propädeutikum-Leiters geschuldet - auch einige Einschnitte mit sich gebracht, reflektierte Münzner, der in seiner Haupttätigkeit Regens des Linzer Priesterseminars ist. Der Seminaristen-Jahrgang verbringe nun nicht mehr wie früher einige Monate hinweg gemeinsam, womit einige Ausbildungs- und Entwicklungsschritte, die zuvor die Gruppendynamik erlaubt habe, weggefallen seien. Auch manche Elemente des früheren Propädeutikums könnten nun nicht mehr wie bisher stattfinden, darunter die Bibelschule mit einigen Wochen der Vorbereitung und fünf Wochen in Israel.
Erweitertes Angebot
Teils als Ausgleich und als Reaktion auf die Erfahrungen des ersten Jahrgangs nach dem integrierten Schema, plane man nun für die nächste Runde einige Adaptierungen, kündigte Münzner an. Das Kursprogramm in Linz zu Beginn des Studienjahres - zu dem auch der Nachwuchs der Ordensnovizen eingeladen ist - werde man beispielsweise um den Kurs "'Kommt und seht' - Einführung ins geistliche Leben" erweitern, dazu gibt es im zweiten Semester eine Bibelschule, die neben gemeinsamen Kursen zur spirituellen Bibelkunde auch einen Bibellesetag pro Woche mit Videokonferenzen zum Austausch vorsieht.
Insgesamt sei das propädeutische Jahr "ein wichtiger Baustein in der Priesterausbildung", resümierte Münzner über die neue Form, die acht angehende Geistliche vollständig absolviert haben. Für den gesamten Ausbildungsweg sei es von hoher Bedeutung, "die Zeit zu haben, sich mit der eigenen Lebensgeschichte auseinanderzusetzen, die Berufung zu klären, in ein geistliches Leben hineinzuwachsen oder dieses zu vertiefen, sich in neuen Lebensumfeldern - etwa einem Sozialpraktikum - zu erleben und nicht zuletzt auch neue kirchliche Wirklichkeiten als z. B. die aus der Heimatpfarre gewohnten kennenzulernen", so der Regens.
Broschüre als erste Orientierungshilfe
Als Orientierungshilfe für Männer, die darüber nachdenken, ob sie zum Priestertum berufen sind, ist soeben eine neue Broschüre erschienen. Das vom Zentrum für Berufungspastoral in Freiburg erstellte Druckwerk unter dem Titel "Will Gott, dass ich Priester werde?" sei eine geistliche Übung mit konkreten Ratschlägen und Impulsen, um "die eigenen Gedanken zu sortieren und sich in einem geistlichen Sinn ehrlich zu prüfen", heißt es von Seiten des Canisiuswerks, bei dem die Broschüre kostenlos gegen Ersatz der Versandkosten (unter https://canisius.at/shop) bestellt werden kann.
(Weitere Infos: www.canisius.at)
Quelle: kathpress