Abtreibung: Katholische Frauenbewegung kritisiert "Matic-Bericht"
Die Stimmen, die den sogenannten "Matic-Bericht" auf EU-Ebene ablehnen, mehren sich: Nun hat auch die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) scharfe Kritik an dem am 23. Juni im EU-Parlament zur Abstimmung kommenden Bericht geäußert, der auf den kroatischen Abgeordneten Predrag Fred Matic zurückgeht und in dem Abtreibung als Menschenrecht deklariert und für deren Freigabe als Gesundheitsdienstleistung votiert wird. Die kfbö vermisse in dem Bericht "eine differenzierte Herangehensweise an die Problematik der Abtreibung" und weise daher "die Reduktion der komplexen Situation der Betroffenen auf eine Gesundheitsfrage von Frauen zurück", erklärte kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl in einer Aussendung am Montag.
Der österreichische Weg der Fristenlösung habe sich als ein tragfähiger ethischer Kompromiss erwiesen, da er zwischen dem Recht auf Selbstbestimmung von Frauen und dem Schutz ungeborenen Lebens abwäge, so Ritter-Grepl weiter. Diese Abwägung gelte es auch in der aktuellen Debatte auf EU-Ebene vorzunehmen. Österreich sei gut beraten, auf seinem "bewährten Weg der Mitte" weiterzugehen, so die kfbö-Vorsitzende.
Gemeinsam mit "Aktion Leben" setze man sich umfassende Unterstützungsangebote für Frauen und Kinder ein, heißt es in der Aussendung. Zudem brauche es auf EU-Ebene ein Recht auf psychosoziale Beratung und Unterstützung für schwangere Frauen und Familien. Darüber hinaus gelte es Bedingungen zu schaffen, die Frauen daran hindern, aus wirtschaftlichen Gründen ein Kind abzutreiben: "Wir fordern in diesem Zusammenhang u.a. ein Grundeinkommen für Kinder", so Ritter-Grepl. Stärker als bisher müsse es bei der ökonomischen Absicherung von Frauen und Kindern aber auch darum gehen, die Verantwortung von Vätern miteinzubeziehen.
Kritik am "Matic-Bericht" hatten u.a. die EU-Bischofskommission COMECE sowie die österreichischen, slowakischen und die nordischen katholischen Bischöfe geäußert. Die Einstufung von Schwangerschaftsabbrüchen als "wesentliche Gesundheitsdienste" sei "ethisch unhaltbar", hielt etwa die COMECE in der vergangenen Woche in Brüssel fest. Und die Österreichische Bischofskonferenz bemängelte in einer Erklärung am vergangenen Donnerstag u.a., dass der Bericht das Lebensrecht des ungeborenen Kindes vollständig ausklammere. Es werde bewusst übersehen, dass das ungeborene Kind "kein Eigentum seiner Eltern" ist, sondern ein eigenständiges Lebensrecht besitze.
Quelle: kathpress