Scheuer: Ökumene braucht Geschwisterlichkeit, nicht Überheblichkeit
Unter dem Motto "Ut unum sint - damit sie eins sind" stand am Donnerstagabend im Linzer Priesterseminar der traditionelle Ökumenische Empfang, zu dem Bischof Manfred Scheuer und die Linzer Pro Oriente-Sektion geladen hatten. Bischof Scheuer rief dazu auf, in der Ökumene von jeder Überheblichkeit abzusehen und vielmehr die Geschwisterlichkeit in den Fokus zu stellen.
Geschwisterlichkeit bedeute freilich nicht Gleichheit oder Gleichförmigkeit, Geschwisterlichkeit wolle auch nicht das Gegenüber absorbieren. Man begegne sich vielmehr mit Gastfreundschaft und der Bereitschaft der Hingabe. Das bedeute auch, "dass man bereit sein muss, den anderen auszuhalten", so Scheuer. Ökumene bedeute, den anderen mit dem Blick Jesu zu sehen, so der Bischof abschließend.
Trotz mancher Rückschläge und Enttäuschungen dürften sich die Kirchen nicht vom Weg der Ökumene abbringen lassen, so der Appell von Florian Wegscheider, Generalsekretär der Linzer Sektion von Pro Oriente, in seinen Begrüßungsworten. Ökumene sei die Kunst, Misstrauen zu überwinden, Vertrauen aufzubauen, Freunde zu gewinnen und Freundschaften zu stiften, so Wegscheider.
Der oberösterreichische evangelische Superintendent Gerold Lehner blickte in seinen Ausführungen auf die Zeit der Pandemie zurück. Dabei betonte er, dass die Bedeutung der Arbeit in den Pfarrgemeinden besonders sichtbar wurde, vor allem der Einsatz der engagierten Gemeindemitglieder, welche ein tragendes Netzwerk gebildet hätten. Gleichzeitig stellte er die Frage, ob es nicht notwendig gewesen wäre, dass die Kirchen bei Fragen des staatlich verordneten Pandemie-Schutzes deutlicher Position bezogen hätten. Es dürfe nicht mehr geschehen, dass Personen einsam sterben müssen. Hier hätten die Kirchen vehementer ihre Stimme erheben sollen, so Lehner.
Für die Evangelisch-methodistische Kirche gab Pastor Martin Obermeir-Siegrist einen Einblick in die mit rund 1.500 Mitgliedern zahlenmäßig sehr kleine Kirche in Österreich und unterstrich, dass daraus ein anderer ökumenischer Zugang resultiere, denn mit dieser Größe und der historischen Genese müsse man für die unterschiedlichen Projekte immer wieder nach Kooperationspartnern suchen. Darüber hinaus bestehe in etwa die Hälfte der Gemeinde aus Mitgliedern, welche aus Afrika nach Österreich gekommen seien. Als aktuelle Herausforderungen für seine Kirche benannte Obermeir-Siegrist Auseinandersetzungen rund um die Themen Sexualität und Ethik.
Serbisch-orthodoxe Gemeinde
Über die Geschichte der serbischen Gemeinde in Linz informierte Nikola Cenic, Präsident der Linzer serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde. Auch er unterstrich neben dem Engagement der Gemeindemitglieder für die Errichtung der Pfarre das gute Miteinander zu den Kirchen und zum Land Oberösterreich, die tatkräftig zum Aufbau beitrugen. Nachdem in den vergangenen Jahren die Kirchenrenovierung der "Hafenkirche" in Linz mit der Fertigstellung der Freskenmalerei abgeschlossen werden konnte, konzentriere sich die Gemeinde im Moment auf die Errichtung einer Gedenkkapelle in der Nähe des ehemaligen KZ Mauthausen für die über 7.000 ermordeten serbischen Soldaten.
Konflikte entschärfen
Den Hauptvortrag hielt Pro Oriente-Präsident Alfons Kloss, der die aktuellen Schwerpunkte der Stiftung und seine Visionen einer künftigen Ökumene skizzierte. Dabei hob er u.a. auch das vorbildliche ökumenische Klima in Oberösterreich hervor. Das Ziel von Pro Oriente "ist und bleibt eine Communio mit den Kirchen des Ostens". Hier wolle die Stiftung auch weiterhin informelle Vorarbeit für den offiziellen Dialog leisten, den der Heilige Stuhl mit den Ostkirchen verfolgt.
Der frühere Vatikan-Botschafter erläuterte zudem die drei aktuellen Akzente der Stiftung: "Wir sind davon überzeugt, dass wir als unabhängige Plattform in vielfältiger Weise wirken können: indem wir spezifische Beiträge zu Konfliktlösung und Versöhnung im Kontext von Religion leisten, indem wir als internationales Kompetenznetzwerk zu den Kirchen des Ostens zum besseren Verständnis dieser Kirchen und ihrer Anliegen hier bei uns beitragen, indem wir uns als aktive Fürsprecher für bedrängte und verfolgte Christinnen und Christen weltweit bzw. als Unterstützer für deren Integration in Österreich engagieren."
Im Blick auf Letzteres würdigte Kloss die von der Linzer Pro Oriente-Sektion verfolgte "Besuchsökumene" mit Gemeinden östlicher Schwesterkirchen. Und er fügte hinzu: "Wir wollen mit unserer Arbeit und den laufenden Kontakten auch mit den zahlreichen in Wien ansässigen Gemeinden einen positiven Beitrag zu einer Integration ostkirchlicher Christinnen und Christen in unserem Land leisten."
Quelle: kathpress