Experte: Flüchtlingshilfe ist "unverhandelbare Christenpflicht"
Der Einsatz für Menschen in Not gehört "zum Kern des Evangeliums", und Hilfe für Flüchtende ist somit "unverhandelbare Christenpflicht". Darauf hat Erich Hohl, Integrationsbeauftragter der Diözese Graz-Seckau, anlässlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) hingewiesen. Aus dieser Haltung ergäben sich klare Forderungen an die Politik: Beim Menschenrecht auf Asyl dürfe Österreich "keine Abstriche zulassen". Hohl drängt in der Aussendung am Freitag zudem auf eine gemeinsame Reform des europäischen Asylsystems, die für einen solidarischen Ausgleich unter den EU-Staaten sorgt. Dies müsse rasch ausgehandelt werden.
Der Integrationsbeauftragte wies auf Besorgnis erregende Zahlen hin, die weltweite Flüchtlingssituation werde immer dramatischer. Nach dem Rekordwert von 80 Millionen liege die Zahl der Menschen auf der Flucht vor Verfolgung und Kriegen heuer sogar bei 82 Millionen - rund die Hälfte davon Binnenvertriebene im eigenen Land. Die allermeisten Vertriebenen finden Schutz in vergleichsweise armen Ländern, zumeist in Nachbarländern, so Hohl. "Nach Europa verschlägt es nur einen sehr kleinen Teil der Flüchtlinge."
Gerade angesichts der Corona-Pandemie sei beim Einsatz für Flüchtlinge eine breite, internationale Zusammenarbeit notwendig, betonte der Experte. Der wichtigste Hebel zu einer Verbesserung der Flüchtlingssituation sei das Beseitigen von Fluchtursachen, die oft mit Krieg zusammenhängen. Ein Verbot von Waffenlieferungen sei längst überfällig.
Kirche fordert nicht nur, sie tut auch
Die Kirche erhebe aber nicht nur Forderungen, sie leiste auch selbst einen Beitrag: In der Steiermark leben nach Angaben des Integrationsbeauftragten aktuell knapp 2.400 Personen in der Grundversorgung. In 18 kirchlichen Quartieren würden aktuell rund 400 Asylsuchende beherbergt. "Caritas, Pfarren und andere kirchliche Initiativen tragen so dazu bei, Flüchtlinge, die zu uns kommen, als Menschen wahrzunehmen und Hilfe von Gesicht zu Gesicht zu geben", erklärte Hohl.
Am Weltflüchtlingstag ruft die UNO alljährlich dazu auf, auf die Notlage von Flüchtlingen mit Hilfestellungen zu reagieren und ihnen neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Mit dem 70. Jahrestag der Proklamation der Genfer Flüchtlingskonvention gebe es heuer einen besonderen Anlass, unterstrich Hohl diese "wichtige Rechtsgrundlage, die bis heute Millionen Menschen Schutz und ein Leben in Sicherheit bietet".
Quelle: kathpress