Lackner: Verhältnis zur Bundesregierung "nicht beschädigt"
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, sieht das Verhältnis zur Bundesregierung durch heuer bekannt gewordene Chat-Protokolle "nicht beschädigt". Darin hatten sich der damalige Finanzministeriums-Generalsekretär Thomas Schmid und Bundeskanzler Sebastian Kurz über vermeintliche "Steuerprivilegien" der katholischen Kirche in einer Weise ausgetauscht, die viele verstörte. Er frage sich, wieso diese Konversation öffentlich geworden sei, so Lackner am Donnerstag in Wien bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Vollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell. Die dazu medial kolportierten Zahlen von 15 Mrd. Euro an Steuerbegünstigungen seien "grundfalsch" und wurden zuletzt vom Finanzministerium auch als nicht nachvollziehbar bezeichnet.
Die katholische Kirche fühle sich jedenfalls "nicht beleidigt", für die Wortwahl in den Chats wolle er "keine Noten verteilen", sagte der Salzburger Erzbischof. Das zuletzt vom lutherischen Bischof Michael Chalupka als krisenhaft bezeichnete Staat-Kirche-Verhältnis in Österreich sehe er weiterhin als "generell gut".
Ein Austausch mit 14 Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen bildete am vergangenen Montag den Auftakt der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell. Bei der Pressekonferenz zog Lackner ein sehr positives Resümee dieser Begegnung. Die Bischöfe hätten bei dieser Begegnung mit Frauen aus Ordensgemeinschaften und aus allen Diözesen vor allem zugehört. Es sei eine breite Themenpalette im Plenum angesprochen und in Kleingruppen von Bischöfen und Frauen vertieft worden. Diese Gespräche sollen in der einen oder anderen Form weitergeführt werden und auch in den für November geplanten Ad-limina-Besuch des Episkopats in Rom einfließen, so der Erzbischof. Er äußerte sich sehr dankbar für diesen Austausch und das Wirken der Frauen in der Kirche.
Auch Diözese St. Pölten war Thema
Auf Journalistenfragen zu den Konflikten in der Diözese St. Pölten zeigte sich Lackner zurückhaltend. Die im Zuge der Strukturreform laut gewordene Kritik an Bischof Alois Schwarz wegen dessen Nichteinbindung betroffener Dienststellen und Personen sei zwar Gesprächsthema bei der Bischofskonferenz gewesen, diese sei aber "keine Oberbehörde" eines Diözesanbischofs und vertrauliche Gespräche mit Schwarz sollten auch im Forum internum verbleiben. Die Situation in der Diözese St. Pölten kommentierte Lackner mit: "Wenn ein Glied der Kirche leidet, leiden alle anderen mit."
Zur Neuverteilung der "Ressortzuständigkeiten" innerhalb der Bischofskonferenz - der Kärntner Bischof Josef Marketz übernimmt von Bischof Schwarz den Themenbereich "Pastoral, Katechese und Evangelisierung" - meinte deren Vorsitzender, er hätte keine Änderung der Verantwortlichkeiten gewünscht. Die Zuständigkeiten seien ja erst bei der Frühjahrsvollversammlung im vor wenigen Wochen neu verteilt worden. Da Schwarz aber selbst eine Änderung wollte und diese mit einem Vertrauensverlust seitens der Pastoral- und Seelsorgeamtsleiter begründete, sei die Referatsaufteilung in der Bischofskonferenz erneut geändert worden.
Angesprochen auf aktuelle Bestrebungen, die Öffnungszeiten im Handel weiter zu flexibilisieren, wovon auch der freie Sonntag betroffen sei, stellte der Vorsitzende der Bischofskonferenz kategorisch fest: "Der Sonntag ist für uns heilig!" Hier dürfe es keine Abstriche geben.
Sozialakademie bekommt neues Statut
Zur ebenfalls innerkirchlich von Kritik begleiteten Neuaufstellung der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) teilte Lackner mit, für diese seien neue Statuten beschlossen worden, die mit der Protokollierung der Bischofskonferenz-Vollversammlung auch veröffentlicht werden. Die ksoe solle weiterhin als Kompetenzstelle in Bezug auf die Katholische Soziallehre fungieren, Lackner sprach sich dabei für mehr Begleitung seitens der Bischöfe und mehr Zuarbeit seitens der ksoe aus.
Bei der konkreten Gestaltung des von Papst Franziskus für die Weltkirche gewünschten synodalen Prozesses stehe man noch am Anfang, teilte der Erzbischof mit. Für die erste Phase auf diözesaner Ebene - der weitere auf kontinentaler und weltkirchlicher Ebenen folgen - plädiere er für eine breite Einbindung kirchlicher Organisationen wie etwa der Laienverbände der Katholischen Aktion, aber auch für ein Hören auf außerkirchliche Stimmen. Den bereits seit 2019 in Deutschland laufenden Synodalen Weg sieht Lackner durch die Initiative des Papstes nun weltkirchlich eingebettet und quasi auf eine höhere Ebene gestellt. Zugleich hielt er fest, eine Synode sei kein Parlament und man solle "nicht schon jetzt wissen, wie es ausgeht".
Quelle: kathpress