Caritas zu Integrationsbericht: "Pandemie wirkt wie Brennglas"
Die Caritas sieht sich in ihren Forderungen nach einer verstärkten Förderung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund durch den jüngsten Integrationsbericht bestätigt: Die Corona-Pandemie wirke "wie ein Brennglas auf alle sozialen Bruchlinien", wurde Caritas Österreich-Generalsekretärin Anna Parr am Samstag in einer Presseaussendung zitiert. Unter den besonders stark von der Pandemie und ihren Folgen betroffenen Menschen seien jene mit Flucht- und Migrationshintergrund - "Menschen, die in besonderem Maße sowohl am Arbeitsmarkt als auch in den Zugängen zu Bildung mit großen Herausforderungen konfrontiert sind."
Da gelingende Integration eine "Querschnittsmaterie" darstelle und die Teilhabe am Arbeitsmarkt ebenso umfasst wie die Möglichkeit zur sozialen Teilhabe und zum Kontakt mit der lokalen Bevölkerung, müssten auch entsprechende Fördermaßnahmen breit ansetzen. Insofern brauche es Investitionen in den Aus- und Fortbildungsbereich ebenso wie in Sprachkurse und Lernhilfen für Kinder, forderte Parr. Integration könne schließlich "nicht verordnet" werden, sondern müsse gezielt gefördert werden: "Bildung, Ausbildung und Arbeit sind wesentlich, um allen Menschen eine Perspektive zu bieten."
Im Blick auf den Bildungsbereich appelliert die Caritas, mit der Sprachförderung so früh wie möglich zu beginnen - etwa in Form eines zweiten kostenlosen Kindergartenjahres. Skeptisch blickt Parr indes auf das Projekt der schulischen Deutschförderklassen: "Erste Eindrücke deuten darauf hin, dass die Deutschförderklassen zu vermehrter Isolation von der Regelklasse führen sowie, dass der Deutscherwerb nicht optimal erfolgt - es fehlen muttersprachliche Vorbilder und die verschiedenen Leistungsniveaus erschweren die gezielte Förderung. Sollte dies auch das Ergebnis der Evaluation sein, wäre es wichtig zeitnah gegenzusteuern." Es gelte auf jeden Fall zu verhindern, "dass Kinder mit Migrationshintergrund aus ihrer Bildungslaufbahn geworfen werden."
Im Bereich der Pflege und Betreuung zeigt der am Donnerstag präsentierte Integrationsbericht einen bereits bestehenden eklatanten Mangel an Fachkräften auf. Die Caritas schließe sich daher auch der Empfehlung des Expertenrates an, verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von arbeitssuchenden geflüchteten Menschen in diesen Mangelberufen zu investieren.
Es brauche aber auch Regelungen, damit diese Menschen dann auch tatsächlich arbeiten können, so Parr: "Wir sind immer wieder damit konfrontiert, dass Asylwerber im Bereich Pflege und Betreuung erfolgreich ausgebildet werden, schließlich aber Gefahr laufen, keine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten." Die Caritas empfiehlt daher eine Regelung nach dem Vorbild des deutschen "3plus2 Modells", nach welchem Asylwerber während ihrer (meist dreijährigen) Ausbildung sowie zwei Jahre danach weiterhin im Land bleiben und arbeiten dürfen - selbst wenn über ihren Asylantrag in der Zwischenzeit negativ entschieden wurde.
Quelle: kathpress