Trauer um interreligiösen Dialog-Pionier P. Andreas Bsteh
Der Orden der Steyler Missionare und darüber hinaus die Kirche in Österreich trauert um P. Andreas Bsteh. Der Ordensmann ist Mittwochabend im Kloster St. Gabriel bei Mödling im 88. Lebensjahr verstorben. Bsteh war ein Wegbereiter des interreligiösen Dialogs, Autor zahlreicher einschlägiger Bücher und Organisator von Konferenzen und Tagungen, die dem Dialog zwischen den Weltreligionen, vor allem zwischen dem Christentum und dem Islam, gewidmet waren. Der Ordensmann war auch war Gründer und Direktor des Religionstheologischen Instituts St. Gabriel.
Auf Initiative des früheren Außenministers Alois Mock (1934-2017) veranstaltete der Theologe in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und Fachleuten der Universität Wien große christlich-muslimische Dialogkonferenzen, die sich mit Themen wie Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde befassten. Alle Konferenzen sind in Buchform dokumentiert und liegen in europäischen und orientalischen Sprachen vor.
Ein besonderes Anliegen war Bsteh die von ihm initiierte "Vienna International Christian-Islamic Sommer University", bei der Studierende aus aller Welt zusammentrafen, um sich über Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Religionen auseinanderzusetzen. Auch der Dialog mit dem Buddhismus und Hinduismus war ein Schwerpunkt der Arbeit des Ordensmannes.
Für seine Verdienste wurde Bsteh mit Ehrenzeichen der Republik Österreich und des Landes Wien sowie mit dem Kurt-Schubert-Preis ausgezeichnet.
"Die Geschichte eines Dialogs"
Andreas Bsteh wurde am 15. Oktober 1933 in Wien geboren. Er studierte an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck und trat 1954 in das Noviziat der Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Steyler Missionare, SVD) ein. An der Theologischen Hochschule St. Gabriel setzte er seine Studien fort. Am 7. Mai 1959 wurde er in der Heilig-Geist-Kirche von St. Gabriel zum Priester geweiht.
Nach der Priesterweihe wirkte P. Bsteh zunächst als Seelsorger für Übersee-Studenten in Wien und war Initiator der Gründung des Afro-Asiatischen Instituts durch Kardinal Franz König. Sein Doktoratsstudium an der Theologischen Fakultät Innsbruck schloss er mit einer Dissertation bei Karl Rahner "Zur Frage nach der Universalität der Erlösung" im Jahr 1965 ab.
Im selben Jahr wurde er Professor für Fundmentaltheologie an der Hochschule St. Gabriel. Dieser stand er von 1971 bis 1986 als Dekan vor. Sein Verdienst war die Neuordnung und staatliche Anerkennung der Hochschule. Darüber hinaus war Andreas Bsteh viele Jahre Direktor der Bibliothek und des Missions-Ethnographischen Museums St. Gabriel. Das Museum sah er als privilegierten Ort für die Vermittlung christlicher Mission als Kulturbegegnung und Dialog.
Im Jahr 2013 veröffentlichte Bsteh zur Dokumentation seines Lebenswerkes das Buch "Die Geschichte eines Dialogs". Seinen Lebensabend verbrachte er im Freinademetzheim von St. Gabriel, wo er in den Abendstunden des 9. Juni verstorben ist.
Quelle: kathpress