Hubert von Goisern: Jesus war und ist "unglaubliche Inspiration"
"Jesus Christus war und ist eine unglaubliche Inspiration." Für den Volksmusiker und Schriftsteller Hubert von Goisern ist die Zentralgestalt des Christentums eine von "nur ganz wenigen Figuren" in der Geschichte der Menschheit, "an denen ich nichts auszusetzen habe". Wie der international populäre Künstler im neuen "Grüß Gott!"-Magazin der Diözese Linz erklärte, bewundere er an Jesus die Verbindung von Demut "mit einer - ganz salopp gesagt - provozierenden, ungeheuren, ja anstößigen Kompromisslosigkeit". Wer sich an ihm orientiert, bekomme eine gute Einschätzung dessen, was richtig und was falsch ist, sagte von Goisern in dem ausführlichen Interview des Printmediums, dessen Titelseite diesmal sein Porträt zeigt.
Rätsel gebe ihm allerdings Jesu - aus Psalm 22 stammender - Satz am Kreuz "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" auf. Er denke oft darüber nach, ob Jesus damit einen Hinweis auf einen eigenen Irrtum gab bzw. ob Gottvater am Ende gar nicht existiert, so der Musiker. Letztlich sei es ihm aber wichtiger, dass es "den Menschen, die Vorbildfigur Jesus" gegeben habe, als die Lösung der "unbeantwortbaren Frage nach der Existenz Gottes".
Ein Problem habe er mit der Anbetung eines "männlichen", mit Attributen wie "Vater" oder "Herr" umschriebenen Gottes, dem ein auf Männer reduziertes Priesteramt entspreche, bekannte von Goisern. In dieser Hinsicht habe das Christentum wie alle großen Religionen eine "Schlagseite". Es habe aber auch keine Lösung, "wie man den Glauben auf eine dem Zeitgeist entsprechende Stufe heben könnte".
Natur als "große Kirche"
Regelmäßiger Besucher von Gottesdiensten sei er keiner, erzählte der Musiker weiter. Obwohl es sicher Priester gebe, die lebendige, inspirierende Predigten halten können, seien die meisten von ihm miterlebten "floskelhaft und nicht selten anmaßend" gewesen. Zugleich sei er ein "großer Verfechter der Sonntagsruhe". Kollektives Pausieren halte er für etwas sehr Wertvolles; man gönne sich dabei nicht nur selbst eine Pause, sondern könne auch als Gemeinschaft durchatmen. Grundsätzlich empfinde er auch den gemeinschaftlichen Gottesdienst am Sonntag als eine wichtige Sache - "wobei ich persönlich nur mehr selten hingehe".
Hubert von Goisern deklarierte sein Nahverhältnis zur Natur - für ihn "die große Kirche", wie er sagte. Unberührte Landschaften - mit Meer, Wüste oder auch Bergen - erweckten bei ihm den Eindruck von Unvergänglichkeit, wo der Mensch ein "Eindringling" bleibe. "Und genau dort kann ich sehr gut zu mir selbst und zu Gott kommen", berichtete der für sein Naheverhältnis zum Berg Athos bekannte Künstler.
In der Frühjahrs-Ausgabe 2021 von "Grüß Gott! Das Magazin über Gott und die Welt" finden sich u.a. auch ein Interview mit dem Genetiker Markus Hengstschläger, Beiträge über die Folgen der Corona-Pandemie, über das "theologische Dauerthema" Frauenpriesterweihe und über Reisen als spirituelle Erfahrung. Geradezu programmatisch für die offene Blattlinie steht dem Magazin ein Satz von Papst Franziskus voran: "Die Kirche ist kein Käfig für den Heiligen Geist; der will raus und draußen wirken." (Link zur Online-Ausgabe: www.yumpu.com/kiosk/dioezese-linz)
Quelle: kathpress