Graz: Familienverband für Bedenkzeit bei Abtreibung und Sterbehilfe
Für eine ausreichende Bedenkzeit vor Suizidbeihilfe, jedoch auch vor dem Schwangerschaftsabbruch hat sich der Katholische Familienverband Steiermark ausgesprochen. Dass Ärzte per Gesetz verpflichtet sind, Patienten vor einer Schönheitsoperation umfassend zu beraten und eine mindestens zweiwöchige Bedenkfrist einzuräumen, während bei der Entscheidung über die vorzeitige Beendigung eines Lebens keine Zeit zum Nachdenken und Aufzeigen von Hilfen und Alternativen vorgesehen ist, sei "absurd", kritisierte Familienverbands-Vorsitzende Sissi Potzinger am Dienstag in einer Pressekonferenz in Graz. Aktueller Anlass war der Internationale "Tag des Lebens" am 1. Juni.
Während es in Österreich bei Abtreibung bislang keine Bedenkzeit gibt, seien in vielen anderen Ländern Europas drei Tage das diesbezügliche "Minimum", verwies Potzinger auf Beispiele wie etwa Deutschland, Frankreich oder die Benelux-Staaten. Der Katholische Familienverband erachte es als essentiell, diese schon lange diskutierte flankierende Maßnahme zum Schwangerschaftsabbruch endlich umzusetzen, denn: "Wir wissen, dass sich manche Frauen dann doch anders entscheiden werden. Man sollte wenigstens ein paarmal darüber schlafen", so die Verbandsvorsitzende.
Ergänzend dazu müsse die bestmögliche Beratung der betroffenen Mütter bzw. Paare gesichert sein, mit dem Aufzeigen von Alternativen wie etwa die Adoptionsfreigabe oder die anonyme Geburt und entsprechenden Hilfeleistungen. "Es gibt schließlich hunderte Ehepaare in Österreich, die gerne ein Kind adoptieren würden und schon lange darauf warten", betonte Potzinger, die als prominentestes Beispiel dafür die steirische Ex-Landeshauptfrau nannte: "Waltraud Klasnic ist selbst ein Adoptivkind und sagt heute, sie sei ihren beiden Müttern unendlich dankbar." Die von ihr eingeführte Möglichkeit der anonymen Geburt habe die frühere ÖVP-Politikerin wiederholt als "wichtigste Leistung" ihrer politischen Karriere bezeichnet, da auf diese Weise bereits hunderte Kinder gerettet worden seien, erinnerte die Vorsitzende des Familienverbandes.
Hilfen zum Leben
Beratung, Bedenkzeit und Hilfen zum Leben müsse auch am Lebensende gesichert sein, fuhr Potzinger fort. Sie kam hier auf die derzeit in Österreich verhandelte Beihilfe zum Suizid zu sprechen und zitierte den früheren Referatsbischof für Lebensschutz, Klaus Küng. Diese habe bereits vor 25 Jahren vorhergesagt, dass Abtreibung die "Schwester der Euthanasie" sei und wohl auch letztere eines Tages debattiert werden würde. Dies habe sich bewahrheitet. Als "Freunde des Lebens" müssten Christen für den umfassenden Schutz des Lebens eintreten, besonders zu dessen Anfang und Ende, sagte Potzinger. Auch Küngs Nachfolger für diesen Bereich, der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler, beziehe in dieser Frage dieselbe klare Position.
Einsatz für das Leben bedeute jedoch auch, jenen Menschen, die im hohen Alter, an einer Krankheit oder an Einsamkeit leiden, Hilfe zu leisten und Lebensfreude zu fördern. Der Katholische Familienverband hat hier etliche Initiativen des "Zeitschenkens" gestartet, wie etwa Besuchsprojekte. In Graz läuft die Aktion "Points for Action", bei der Jugendliche in Altersheime gehen und für jede mit alten Menschen verbrachte Stunde einen Punkt in einem Pass bekommen; diese können u.a. bei Buchhandlungen, in Kinos oder bei MacDonalds eingelöst werden. Ebenso wird es im November eine Hochaltrigen-Tagung geben, zudem laufen generationenübergreifende Projekte wie Oma/Opa-Dienste, um Jungfamilien zu entlasten.
Freude teilen
Zum Teilen von "Augenblicken der Freude" lädt am Tag des Lebens der Verein "Aktion Leben". Im Rahmen der erstmals durchgeführte Online-Aktion "FFF - Foto Freude, Freunde" sollen zwischen 1. und 3. Juni mit einem kurzen Erklärtext versehene Fotos, die zeigen, "worüber sich die jeweilige Person im Augenblick gerade besonders freut", an presse@aktionleben.at eingesandt werden, erklärte "Aktion Leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler. Die Beiträge werden auf der Facebook-Seite des Vereins, der den "Tag des Lebens" einst initiiert hat, veröffentlicht.
Auch zum Teilen dieser Botschaften mit den eigenen Online-Kontakten wird angeregt, mit dem Hashtag #tagdeslebens21 und dem vorgeschlagenen Begleittext "1. Juni ist der Tag des Lebens. Am Foto siehst du, worüber ich mich freue. Und du?" Weiters führt Aktion Leben auch heuer die bereits etablierte Charity-Kampagne "Die Überraschung des Lebens" zugunsten schwangerer Frauen durch.
Quelle: kathpress