Schönborn: "Synodalität liegt Papst sehr am Herzen"
"Synodalität liegt dem Papst sehr am Herzen und Franziskus hat die Bischofssynode aufgewertet und damit zu einem wichtigen Instrument seines Pontifikats gemacht." Das betonte Kardinal Christoph Schönborn am Freitag im Interview mit Kathpress und unterstrich dabei sein "große Freude" über die päpstlichen Vorgaben für die kommende Weltbischofssynode. Das am Freitag veröffentliche Dokument mache ein Kernanliegen dieses Papstes deutlich, so Schönborn, der dem vatikanischen Synodenrat angehört und damit in die Vorbereitung des weltkirchlichen Projekts eingebunden ist: "Franziskus will Synode in seiner wörtlichen Bedeutung ernst nehmen: dass es ein gemeinsamer Weg ist." Von daher sei es "dem Papst wichtig, die Ortskirchen in die Vor- und Nachbereitung möglichst intensiv einzubinden."
Der Wiener Erzbischof erinnerte in diesem Zusammenhang an das Papst-Dokument "Amoris laetitia", das vor fünf Jahren veröffentlicht wurde. Diesem waren erstmals eine weltweite Befragung und dann zwei Bischofssynoden vorausgegangen, mit denen das Thema schrittweise weiterentwickelt wurde. "Ich hoffe jetzt auf einen guten gemeinsamen Weg auch in unseren Ortskirchen", so der Kardinal, der als Mitglied des Synodenrats beim weltkirchlichen Auftakt des Weges am 9. und 10. Oktober in Rom persönlich dabei sein wird . "Ich freu mich sehr darauf", sagte Schönborn.
Kardinal war Hauptredner bei Synodenjubiläum
Wie Kardinal Schönborn über die Bischofssynode denkt, konnte er auf Wunsch von Papst Franziskus vor sechs Jahren als Hauptredner beim Festakt "50 Jahre Bischofssynode" im Vatikan darlegen. "Die Bischofssynode ist der privilegierte Ort der Umsetzung und Interpretation des Konzils und sie muss den missionarischen Geist fördern" - das war die Kernaussage des Kardinals bei der Feier am 17. Oktober 2015, die im Rahmen der damaligen Familiensynode stattfand.
Ausführlich ging der Wiener Erzbischof auf die Frage nach der richtigen Methode für die Bischofssynode ein. Dabei gehe es um ihre Funktion als eine Institution der bischöflichen Kollegialität "cum et sub Petro" ("mit und unter Petrus") in der Verantwortung für die Kirche und als Beratungsorgan des Papstes. Schönborn plädierte dafür, das neutestamentliche Apostelkonzil von Jerusalem als "Modell für die synodale Methode" zu nehmen. Diese "erste Synode", bei der es "ums Ganze des christlichen Weges", ging, "war so erfolgreich, dass wir heute noch von ihren Früchten leben". Der damalige Konflikt wurde "offen benannt und offen ausgetragen". Eine Parallele dazu ortete Schönborn im Blick auf die aktuelle Situation und sagte: "Papst Franziskus ermutigt uns, die Auseinandersetzungen nicht zu fürchten, sie als die treibende Kraft zu leben, die die Unterscheidung der Geister reifen lässt."
Beim Apostelkonzil habe man einander zwar nicht theologische Gutachten vorgelegt, dennoch sei die "theologische Debatte der letzten Monate ein wichtiger Beitrag zum Weg der Synode" gewesen, konstatierte der Kardinal damals im Blick auf die Debatten rund um die beiden Familiensynoden. Diese seien aber "bisweilen auch mit einiger Verbissenheit, ja Verbitterung und nicht immer im Geist des Aufeinander-Hörens" geführt worden, merkte Schönborn damals kritisch an. Von daher riet er, sich wieder mehr an der Methode der Urkirche zu orientieren. Dabei seien das persönliche Zeugnis und das Erzählen über das, was man als "Wirken Gottes erfahren hat", im Vordergrund gestanden. Diese sei dann von allen vorerst schweigend angenommen worden. "Es wird nicht gleich diskutiert, sondern gehört und im Herzen aufgenommen", so Schönborn. Schließlich habe die Versammlung im Hören auf die heilige Schrift und die persönliche Erfahrung den Weg und den Willen Gottes erkannt.
Bischöfe keine Parlamentsabgeordnete
Die Bischöfe als Mitglieder der Synode sollten sich daher nicht wie Repräsentanten ähnlich Abgeordneten im Parlament sehen, weil der "Glaube nicht repräsentiert, sondern nur bezeugt" werden könne. Schönborn damals wörtlich: "Reden wir weniger abstrakt und distanziert. Bezeugen wir einander, was der Herr uns zeigt und wie wir sein Wirken erfahren." Und Einigkeit brauche es beim Ziel des intensiven Ringens innerhalb der Synode: "Auch dort, wo abgestimmt wird, geht es nicht um Machtkämpfe", sondern um einen gemeinschaftlichen Prozess zur Bildung eines Urteils. "Im Ende kommt, so hoffen wir, nicht ein politischer Kompromiss heraus, auf einem niedrigen gemeinsamen Nenner, sondern dieser 'Mehr-Wert', den der Heilige Geist schenkt", sagte damals Kardinal Schönborn.
Mit der Einrichtung der Bischofssynode hatte Papst Paul VI. (1963-78) eine Idee der Konzilsväter aufgegriffen und diese noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils realisiert. Offiziell geschah dies am 15. September 1965, unmittelbar nach Eröffnung der vierten und letzten Sitzungsperiode des Konzils mit dem Motu Proprio "Apostolica sollicitudo".
Quelle: kathpress