Katholische Frauenbewegung erhält erstmals geistliche Assistentin
Erstmals in ihrer Geschichte hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) als geistliche Assistenz nicht einen einzelnen Priester, sondern ein Zweiergespann aus einer Theologin und einem Ordensmann: Barbara Velik-Frank und Abt Vinzenz Wohlwend wurden bei der jüngsten kfbö-Vollversammlung mit der Nachfolge des Steyler Missionspaters Franz Helm betraut, teilte die mit rund 170.000 Mitgliedern größte Frauenorganisation des Landes am Montag in einer Aussendung mit. Velik-Frank bezeichnete es dabei als ihr Ziel, "Frauen zu stärken und Neues zu entwickeln". Sie wolle darauf hinwirken, "dass unsere Kirche eines Tages ein gleichberechtigter Ort für uns Frauen wird".
Die erste weibliche geistliche Assistentin der kfbö stammt aus Wien und ist promovierte Theologin. Seit 15 Jahren steht sie im Dienst der Diözese Gurk-Klagenfurt, wo sie als Referentin für Pfarrpastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkt und zuvor in der regionalen Seelsorgearbeit, in der theologischen Erwachsenenbildung sowie als Redakteurin und Religionslehrerin tätig war. Davor war sie vier Jahre für den Österreichischen Entwicklungsdienst in einem Sozialprojekt im Nordosten Brasiliens im Einsatz sowie anschließend viele Jahre lang in unterschiedlichen Positionen für das Hilfswerk "Jugend Eine Welt". Velik-Frank ist Mutter zweier erwachsener Kinder und war schon seit 2019 bei der kfb Kärnten Vorstandsmitglied sowie auch geistliche Assistentin.
In der kfbö komme für sie die "Spannung einer geschichtlich patriarchal geprägten Kirche, die nun vor einer postmodernen Realität eingeholt wird, besonders zum Ausdruck", erklärte Velik-Frank. Um die Rolle der Frau in der Kirche zu stärken, gelte es "die Spannung zwischen Faktischem und Ermöglichung offen zu halten und Freiräume so zu besetzen, dass Gottesbegegnung möglich wird".
Freude über seine neue Aufgabe mit einer "Partnerin auf Augenhöhe" bekundete Velik-Franks Teamkollege P. Vinzenz Wohlwend. Der Abt von Wettingen-Mehrerau, der auch Abtpräseses der Zisterzienser mit 15 Frauenklöstern und vier Männerklöstern und in dieser Funktion Mitglied der österreichischen Bischofskonferenz ist, bezeichnete den Fokus auf die wichtige Rolle der Frau als notwendig, um "als Gesellschaft und Kirche einen Schritt weiterzukommen". Der aus der Schweiz stammende Ordensmann studierte Theologie in Salzburg, Einsiedeln und Benediktbeuren, war nach seiner Profess 1994 und Priesterweihe 1998 Erzieher, Prior und Novizenmeister in Mehrerau, wo er 2018 zunächst Apostolischer Administrator und schließlich Abt wurde.
Verabschiedet wurde bei der bereits Ende April veranstalteten kfbö-Vollversammlung der bisherige geistliche Assistent, P. Franz Helm. Die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl bezeichnete den Vize-Provinzial der Steyler Missionare und Rektor des Missionshauses St. Gabriel als "mystischen Menschen und wahrhaften Priester", der in seiner Aufgabe Anliegen von Frauen ernstgenommen und somit "im besten Sinne feministisch gewirkt" habe. Weiters verabschiedete sich die stellvertretende Vorsitzende der kfbö-Geschäftsführung, Petra Unterberger. Ritter-Grepl würdigte sie für Bemühungen um eine strukturelle Organisationsreform der kfbö.
Quelle: kathpress