Soziale Frage heute und Jubiläum Katholische Soziallehre
Die Katholische Soziallehre hat seit ihrer Geburtsstunde, als Papst Leo XIII. am 15. Mai 1891 das Rundschreiben "Rerum novarum" veröffentlichte, "nichts an Brisanz und Aktualität verloren". Dass sie auch für gegenwärtige soziale Herausforderungen relevant ist, wollen katholische Organisationen gemeinsam mit christlichen Gewerkschaftern am 12. Mai mit der Tagung "Die soziale Frage heute - 130 Jahre Katholische Soziallehre" darlegen. Die Online-Veranstaltung folgt dem ethischen Dreischritt "Sehen - Urteilen - Handeln"; namhafte Fachleute sollen vor diesem Hintergrund über die heutige Arbeitswelt diskutieren und Perspektiven darlegen, die beim "Navigieren in stürmischen Zeiten" hilfreich sind, heißt es in einer Ankündigung.
Die Veranstaltung wird gemeinsam von der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), der "Katholischen ArbeitnehmerInnen Bewegung Österreich" (KAB) und der Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter im ÖGB (FCG) durchgeführt. Als Keynote-Speaker wird Helmut P. Gaisbauer, Politikwissenschafter am Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, fungieren. Weitere Referierende sind unter anderem Karin Petter-Trausznitz (FCG), Karl A. Immervoll (KABÖ) und Markus Schlagnitweit (ksoe).
Die Veranstaltung wird von "Furche"-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl moderiert. Grußworte und Schlussfolgerungen formulieren ÖGB-Vizepräsident und FCG-Bundesvorsitzender Norbert Schnedl sowie KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser.
Vorab-Positionierungen der Veranstalter
Kurze Positionierungen hat die ksoe bereits im Vorfeld übermittelt: Politologe Gaisbauer setzte "eine gute Gesellschaft für alle" damit gleich, jedem Menschen eine menschenwürdige Existenz und ein Leben in Würde zu ermöglichen. "Davon sind wir trotz Bemühungen weit entfernt", die gegenwärtige Pandemie drohe als "sozialer Brandbeschleuniger" zu wirken. Daher brauche es eine starke Stimme für ein solidarisches Gegensteuern, betonte Gaisbauer.
Auch KABÖ-Vorsitzende Wall-Strasser befürchtet durch Corona eine wachsende Spaltung der Gesellschaft - in Österreich und weltweit. Notwendig sei eine Umwandlung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems, "das Ungleichheit fördert", in Richtung Gerechtigkeit und Gemeinwohl. Das bedeutet nach den Worten Wall-Strassers: "Märkte regulieren, Reichtum umverteilen und politische Maßnahmen setzen, die allen Menschen materielle Grundsicherung und aktive Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen", wie auch Papst Franziskus dies in "Fratelli tutti" gefordert habe.
Auf die existentielle ökologische Krise und die auf alle Lebensbereiche ausgreifende Ökonomisierung verwies Ksoe-Direktor Markus Schlagnitweit. Dies betreffe die gesamte Menschheitsfamilie, weshalb ihre Lösung eine "Globalisierung der Solidarität" erfordere.
FCG-Vorsitzender Schnedl bezeichnete in seinem vorab übermittelten Statement die Christliche Soziallehre als "Teil der DNA der Christgewerkschafter*innen Österreichs". Sie sei im Grundsatzprogramm der FCG verankert und habe zur Entwicklung eines "Soziallehre-Fahrplans" geführt, der Wege aus der Corona-Krise aufzeigt. Für den Neustart nach der Krise forderte Schnedl statt eines "freien Marktes" einen "fairen Markt" im Sinne von Ex-Vizekanzler Josef Riegler: Es brauche eine neue Balance zwischen Wirtschaft, Sozialstaat und Schutz der Umwelt.
Interessierte an der Online-Tagung am 12. Mai von 14 bis 18 Uhr sind laut den Veranstaltern herzlich eingeladen teilzunehmen. Eine Anmeldung per E-Mail an kab.office@kaoe.at wird erbeten, direkte Teilnahme ist über den nachstehenden Link möglich: https://zoom.us/j/99885153788?pwd=T0VWbWVZTFpTcHJnOGMvaVB6UXZlUT09. (Info: www.soziallehre.at)
Quelle: kathpress