Mariazeller Basilika startet die Wallfahrtssaison zu Pfingsten
Verspätet, aber doch startet Mariazell demnächst in die heurige Wallfahrtssaison: Da wegen Corona die Gastronomie noch bis 19. Mai geschlossen ist, wird in Österreichs wichtigstem Pilgerort statt Maibeginn nun der Pfingstsamstag (22. Mai) als offizieller Termin angepeilt, vorbehaltlich allfälliger Änderungen bei den Pandemie-Schutzregeln, wie Superior Michael Staberl am Mittwoch im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress informierte. "Kirche und Gasthaus sind am Land eine Schicksalsgemeinschaft, und erst recht in Mariazell. Wir wollen als gute Gastgeber die Besucher auch unterbringen und sie nicht nach der Pilgermesse auf der Straße sitzen lassen", begründete der Benediktiner das Vorgehen.
Zwar werden auch jetzt schon neben den Pfarrgottesdiensten Pilgermessen in der obersteirischen Basilika gefeiert, wie ein Blick auf den Wallfahrtskalender des Gnadenortes beweist. Dies jedoch unter bescheidenen Bedingungen aufgrund der strengen Auflagen. "Sind am ersten Maisonntag sonst 500 Wallfahrer in der 10-Uhr-Messe, waren es diesmal 30. Es kommen bisher ausschließlich Einzelbesucher und kleinste Wallfahrtsgruppen", berichtete Pater Staberl. Auch das heuer außerordentlich kühle Frühlingswetter dürfte mitspielen und Tagesausflügler abschrecken.
Auf vielfältige Weise stellt die Pandemie die Pilger vor Herausforderungen: Busreisen dürften auch 2021 weitgehend ausfallen, Teilnehmer von Fußwallfahrten müssen bei Wirtshäusern und Unterkünften am Weg aktuelle Covid-Tests vorweisen und mit teils starken Einschränkungen des Gemeinschaftslebens rechnen. Dass daher viele Pfarren vor einer Wallfahrts-Ausschreibung zurückschrecken, zeigte sich schon im Vorjahr: "80 Prozent der Gruppen haben damals abgesagt", erklärte P. Staberl. Von den größten Wallfahrten mit sonst Tausenden Teilnehmern - zu diesen zählen u. a. die der Burgenlandkroaten, der Ungarn, des Bauernbundes, der Polizei und der steirischen Lehrlinge - fielen 2020 einige ganz aus, andere fanden in stark reduziertem Umfang statt.
Wirtschaftlich bekommt diese Situation die ganze Region durch starke Einbußen im Fremdenverkehr zu spüren, selbst wenn im vergangenen Sommer der Inlandstourismus einiges wettgemacht hat; den Mariazeller Advent mit sonst 120.000 Besuchen gab es 2020 gar nicht. Auch in der Basilika gingen die Spenden aus dem Opfergeld im Vorjahr fast auf die Hälfte zurück, berichtete Staberl. Die beantragten Fördermittel aus dem NGO-Fonds der Regierung würden diesen Einbruch "in keinster Weise abdecken", seien aber zumindest eine kleine Hilfe bei der Überbrückung der allernötigsten laufenden Ausgaben.
500 Liter Desinfektionsmittel
An den Corona-Modus mit seinen ständig wechselnden Vorgaben auch für die Mariazeller Kirche hat sich der Mariazeller Superior nach über einem Jahr nun schon gewöhnt. 500 Liter Desinfektionsmittel landeten im Vorjahr auf Pilgerhänden, dazu leisten Freiwillige am Kircheneingang einen Willkommensservice, den bei größeren Events eine Firma erledigt. Konkret sind in der Basilika derzeit Bankreihen gesperrt und Sessel so gestellt, dass die Mindestabstände - derzeit zwei Meter - eingehalten werden. Eine Personenobergrenze gibt es in der Kirche derzeit nicht. "Das Fassungsvermögen ist ja dynamisch. Sind Paare und Familien aus demselben Haushalt da, können sie ja ohne Abstand beisammensitzen", erklärte P. Staberl.
Um an Stoßtagen - Höhepunkt der Saison ist traditionell der August - mit dem erwarteten Zustrom an Pilgern zurechtzukommen, plant man, in der Basilika von früh bis abends Messen zu feiern. Ab 7 Uhr beginnen im Stundentakt Gottesdienste, an den Haupttagen sogar acht- bis neunmal im Tagesverlauf.
Neues Präventionskonzept zu Pfingsten
In die Zukunft blickt der Mariazeller Superior mit Hoffnung: "Die Impfrate steigt ständig und die Gastronomie und Unterkünfte öffnen zu Pfingsten. Eine Besserung wird es nicht von heute auf morgen geben, jedoch zumindest allmählich von Wochenende zu Wochenende." Mit Blick auf die vor Pfingsten geplanten Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Land hofft Staberl auch auf Anpassungen bei den Corona-Präventionsvorgaben. Seine Bitte dafür: "Eine Reduktion des geforderten Personenabstands in der Kirche von 2 auf 1,5 Meter wäre eine große Hilfe."
Quelle: kathpress