Aktion Leben: Flankierende Maßnahmen zur Suizidhilfe sofort umsetzen
Die sofortige Umsetzung von Maßnahmen, die der Nachfrage an Suizidbeihilfe entgegenwirken, fordert die Aktion Leben. Man wünsche sich ein "klares Signal des Gesetzgebers, dass Beihilfe zum Suizid grundsätzlich nicht gewollt ist und alles getan wird, das Leben von Menschen bis zuletzt lebenswert zu gestalten und zu schützen", betonte die Generalsekretärin des überkonfessionellen Vereins, Martina Kronthaler, in einer Aussendung am Dienstag. Konkret brauche es die umfangreiche Förderung von Palliativ- und Hospizversorgung am Lebensende, mehr Hilfen für pflegende Angehörige und Menschen mit Behinderung sowie bessere Therapien für psychisch Kranke.
Derzeit diskutiert die Politik über gesetzliche Regelungen für die Suizidbeihilfe, deren ausnahmsloses Verbot auf Geheiß des Verfassungsgerichtshofes ab Jahresende aufgehoben ist. Die Aktion Leben befürchtet eine Entwicklung wie in den 1970er Jahren bei der Fristenregelung, mit der man einst die Anzahl der Abtreibungen zu reduzieren versprach: Die flankierenden positiven Maßnahmen, welche die Politik damals zur Senkung der Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche einstimmig beschloss, seien großteils nicht umgesetzt, und eine Abbruchstatistik gebe es in Österreich bis heute nicht, rief Kronthaler in Erinnerung: "Mit der Liberalisierung war für viele das Thema erledigt."
Damit sich dieselben Fehler nicht wiederholten, müsse der Staat nun bei der Sterbehilfe bereits im Zuge der gesetzlichen Regulierung Vorsorge treffen, dass der Wunsch nach Suizidhilfe die Ausnahme bleibt und kein Geschäftsmodell wird, mahnte Kronthaler. "Unter allen Umständen" gelte es zu vermeiden, "dass Menschen meinen, Suizidbeihilfe verlangen zu müssen, um anderen nicht zur Last zu fallen, weil sie keine Alternativen angeboten bekommen oder sich Hilfen nicht leisten können". Ebenso dürfe Sterbehilfe auch nicht zur "erneuten Überlegung in lebenswertes und lebensunwertes Leben" führen.
Wachsamkeit sei auch deshalb nötig, da Lobbyisten schon jetzt ebenso die Möglichkeit einer altruistischen Sterbehilfe einfordern würden. Kronthaler: "Sterbehilfevereine suggerieren, dass nur durch Suizidbeihilfe ein würdiges Lebensende möglich ist. Das ist nicht wahr und auch gefährlich. Es suggeriert eine Alternativlosigkeit, die nicht gegeben ist." Dem entgegen stünden viele Menschen in Österreich mit ihrem Beitrag, "dass Menschen auch mit schwersten Krankheiten und hohem Pflegebedarf bis zuletzt menschenwürdig leben können - durch sehr viel Einsatz, Wissen, Zeitaufwand".
Damit unter menschenwürdigem Sterben weiterhin "an erster Stelle bestmögliche menschliche und medizinische Begleitung" verstanden werde, seien eine Reihe von Präventionsmaßnahmen unbedingt notwendig. Den sofortigen Ausbau und die gesicherte Finanzierung von Palliative Care, Palliativmedizin und Hospiz nennt die Aktion Leben hier an erster Stelle: Politisch seien diese Maßnahmen ohnehin längst abgesegnet, und zwar durch den Parlamentsbeschluss aller Parteien nach der Enquete-Kommission im Jahr 2016. Auch müssten alle Menschen in Österreich einfachen und sicheren Zugang zu Palliative Care und Palliativmedizin, zu Hospizdiensten sowie zu guter Versorgung bei Pflegebedarf haben, verbunden auch mit einem Rechtsanspruch darauf.
Weiters fordert die Aktion leben auch Maßnahmen für besonders vulnerable Gruppen ein, darunter auch die pflegenden Angehörigen: Sie würden oft selbst in einem Ausnahmezustand sein und benötigten mehr Begleitung und Entlastung. Psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen bräuchten Therapien, die von den Gesundheitskassen vollständig finanziert sind, sowie flächendeckende Betreuung und Beratung. Schlussendlich gelte es, Menschen mit Behinderungen "jedwede Unterstützung für ein inklusives, selbstbestimmtes Leben" zukommen zu lassen, wie Kronthaler unterstrich. In allen Bundesländern müsse die UN-Behindertenrechtskonvention rasch und vollständig umgesetzt werden.
Quelle: kathpress