Femizide: Katholische Frauenbewegung nimmt Politik in die Pflicht
In der nach dem heuer bereits neunten Mord an einer Frau in Österreich entbrannten Femizid-Debatte nimmt die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) die Politik in die Pflicht. Um der Gewalt gegen Frauen nachhaltig entgegenzutreten, seien Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen erforderlich: Es gelte problematische Geschlechterrollenbilder aufzubrechen, aber auch die notwendigen finanziellen und infrastrukturellen Ressourcen bereitzustellen - "in der Betreuung von Opfern, in der Frauen- und Männerberatung, in der Ausbildung und Ausstattung von Polizei und Justiz, in der Kooperation mit der Zivilgesellschaft wie etwa Gewaltschutzorganisationen und auch bereits in Einrichtungen der Bildung und Erziehung von Kindern", zählte die kfbö in einer Aussendung am Dienstag auf.
Um überkommene Stereotypen zu überwinden und erfolgreich Gewaltprävention zu betreiben, müssten "Frauen gestärkt werden, nein zu sagen, und Männer darin unterstützt werden, sich von einem patriarchalen Selbstverständnis zu verabschieden und sich zu verändern", betonte kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl. "Als Katholische Frauenbewegung bedauern wir zutiefst das Leid so vieler Frauen und Familien, die Opfer von Gewalt durch Männer geworden sind", erklärte die Absolventin eines Studiums der kritischen Geschlechter- und Sozialforschung an der Universität Innsbruck: Jede betroffene Frau, jedes betroffene Kind sei ein "Appell an unser aller Verantwortungsbewusstsein".
Die Katholische Frauenbewegung engagiert sich laut eigener Aussage seit Jahrzehnten für die "Ermächtigung" von Frauen auf nationaler wie internationaler Ebene - in Österreich in ihrer Bildungs- und Medienarbeit sowie als Kooperationspartnerin von Gewaltschutzorganisationen, in den Ländern des Südens als Partnerin zahlreicher Frauenprojekte, die Bildungs- und politische Arbeit im Kampf gegen Gewalt an Frauen leisten.
Auch Männer gegen Machismo aktivieren
Sowohl in den Projektpartnerschaften im Süden als auch in Österreich lege die kfbö auch Wert darauf, Männer in das Engagement gegen Gewalt an Frauen einzubeziehen. "In die Projekte, die wir etwa in Lateinamerika unterstützen, sind mehr und mehr Männer involviert, die sich dem verbreiteten Machismo stellen."
Und in Österreich lancierte die kfbö vor Kurzem gemeinsam mit anderen die Kampagne "Männer - macht mehr daheim!", die an die "sorgende" Seite von Männern appelliert und dazu aufruft, sich stärker an der Care-Arbeit im privaten Bereich zu beteiligen. Das sei nicht nur ein Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit - insbesondere angesichts der Überlastung von Frauen angesichts der Pandemie -, sondern auch ein genereller Ansatz, patriarchale Verhaltensmuster zu durchbrechen, wies Angelika Ritter-Grepl hin: "Männer, die sich dieser Muster bewusst werden und sie durchbrechen, laufen nicht Gefahr, auf Biegen und Brechen Dominanz zeigen zu müssen."
Quelle: kathpress