Landau: Rekordarbeitslosigkeit erfordert Rekordverantwortung
Die Caritas Österreich fordert angesichts einer coronabedingten Rekordarbeitslosigkeit von der Bundesregierung eine aktive Arbeitsmarktpolitik sowie echte Beschäftigungsoffensive. "An einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf ein existenzsicherndes Niveau sowie einer armutsfesten Sozialhilfe führt kein Weg vorbei", betonte Caritas-Präsident, Michael Landau, in einer Aussendung am Mittwoch anlässlich des "Tags der Arbeitslosen" (30. April). Noch immer seien rund 950.000 Menschen arbeitslos, in Schulung oder zur Kurzarbeit angemeldet. Dies erfordere eine "Rekordverantwortung", da Erwerbslosigkeit mehr als ein materielles Problem sei, sondern mit Scham und die psychischen Belastungen einhergehe, mahnte Landau.
Besonders besorgt zeigte sich die Hilfsorganisation angesichts der starken Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit, zudem seien erstmals auch jüngere Menschen davon verstärkt betroffen. "Ein schwieriger Start am Arbeitsmarkt kann jahrelange Auswirkungen haben", warnte Landau. Es gelte, dem rasch gegenzusteuern.
Der Caritas-Präsident begrüßte vor diesem Hintergrund die von der Bundesregierung angekündigte Initiative, bis 2022 insgesamt 50.000 langzeitarbeitslose Menschen eine Rückkehr in die Erwerbsarbeit ermöglichen zu wollen. Jedoch brauche es zusätzliche öffentliche Investitionen, um dringend benötigte Arbeitsplätze in Unternehmen, Gemeinden sowie im gemeinnützigen Bereich zu schaffen, meinte Landau.
Dringend notwendig sei auch der weitere Ausbau von niederschwelligen und zielgruppenspezifischen Beschäftigungsprogrammen sowie flexible Rahmenbedingungen für sozialökonomische Unternehmen. Als nachhaltig würde sich zudem eine individuelle Betreuung je nach Fähigkeiten der Beschäftigten erweisen. "Aus unserer langjährigen Erfahrung wissen wir, dass ein gutes Matching zwischen Arbeitgebern und Arbeitssuchenden, sowie begleitende Beratung grundlegend für die nachhaltige Vermittlung von langzeitarbeitslosen Personen sind", meinte Landau. Dies gelte es auch in der Initiative der Regierung zu berücksichtigen.
Aus ihrer eigenen Praxis berichtete die Caritas, dass sich vor allem Unternehmens-Kooperationen bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffenen positiv ausgewirkt hätten. Hier gebe es Potenzial: "Die bestehenden Eingliederungsbeihilfen sind eine wichtige Maßnahme, um Unternehmen für solche Formen der Zusammenarbeit zu gewinnen. Wir sehen aber, dass die Chancen einer nachhaltigen Vermittlung vor allem durch begleitende Beratung und Betreuung steigen." Eingliederungsbeihilfen sollten daher durch einen Ausbau qualitativer Betreuungsmaßnahmen ergänzt werden.
Positiv auf die Schaffung von Arbeitsplätzen würde sich auch die Kreislaufwirtschaft auswirken, die Produkte und Materialien innerhalb eines Kreislaufs wieder nutzt und recycelt und wie sie bereits in zahlreichen Caritas Projekten praktiziert werde, erläuterte Landau. Der verstärkte Einsatz von öffentlichen Mitteln in dieser nachhaltigen Wirtschaftsform könne Krisenfolgen abfedern und gleichzeitig den ökologischen Wandel unterstützen.
Österreichweit setzt die Caritas mehr als 100 Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte um. Damit fanden im letzten Jahr knapp 2.000 Menschen, die am Arbeitsmarkt besonders benachteiligt sind, eine befristete Anstellung. Regelmäßige Beschäftigung, Qualifizierung und soziale Stabilisierung unterstützen dabei, in Folge einen Arbeitsplatz am regulären Arbeitsmarkt zu erlangen. Weiters bietet die Caritas auch Beratungen für den Ein- oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt an, vielfach mit Unterstützung durch das AMS.
Quelle: kathpress