Sterbehilfe: Gegen Einteilung in "lebenswert" und "lebensunwert"
Mit dem Verweis auf "Pionier*innen der Hospiz- und Palliativbewegung" in ihren Reihen haben sich Vertreter der heimischen Ordensgemeinschaften zur Sterbehilfe-Debatte in Österreich zu Worten gemeldet. Es handle sich um ein "höchst sensibles Thema", das einen besonders sorgsamen, kompetenten und würdevollen Umgang erfordere, betonte Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz. "Es darf nicht passieren, dass das Leben von Menschen in 'lebenswert' und 'lebensunwert' eingeteilt wird."
Birnbacher und die Ordenskonferenz-Generalsekretärin Sr. Christine Rod äußerten sich in einer Aussendung am Dienstag zum "Dialogforum Sterbehilfe", das diese Woche auf Einladung des Justizministeriums zusammentritt. Fachleute aus Medizin, Pflege, Hilfs- und Sozialeinrichtungen, Wissenschaft, Verfassungsdienst, dem Sozialministerium sowie aus den Religionsgemeinschaften nehmen daran teil, um die vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) georderte gesetzliche Neuregelung der Sterbehilfe zu diskutieren.
Mit einer solchen Gesetzesänderung gehe die Gefahr einher, dass zum Beispiel pflegebedürftige Menschen sich als Last für andere empfinden und ihr Leben beenden möchten, erklärte Erzabt Birnbacher vom Stift St. Peter in Salzburg. Die VfGH-Entscheidung sei zu akzeptieren, "trotzdem ist klar: Jedes Menschenleben ist lebenswert und wertvoll". Die Würde eines Menschen sei unantastbar. "Und das muss so bleiben", so der Ordensvertreter.
Bei den Orden viel Kompetenz
Generalsekretärin Rod erinnerte an Ordensleute wie Sr. Hildegard Teuschl (1937-2009) von der Caritas Socialis, die die Hospiz- und Palliativbewegung in Österreich in großen Schritten vorangetrieben hätten. Es gebe zahlreiche Ausbildungen und Lehrgänge zum Thema Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung, zahlreiche Ordensleute seien in Pflege-, Kranken- und Hospizhäusern für die Menschen bis zuletzt da und sorgten für "ein würdevolles Abschiednehmen mit kompetenter Begleitung". Sie würden damit den unvergessenen Wunsch Kardinal Franz Königs umsetzen: "Menschen sollen an der Hand eines anderen Menschen sterben und nicht durch die Hand eines anderen Menschen."
Begleitend zum Prozess der Gesetzesänderung sollte sowohl die Suizidprävention ausgebaut als auch Hospiz- und Palliativbetreuung abgesichert werden, forderten die Ordensgemeinschaften. "Geht es doch im Grunde darum, den Menschen in herausfordernden und schwierigen Zeiten Orientierung und Sicherheit zu geben." Es brauche in diesen Lebenssituationen ausreichend Raum und Zeit für Gespräche und die vorhandenen Strukturen und Einrichtungen, die Hilfe leisten und Halt geben.
Die "Österreichische Ordenskonferenz" bildet die gemeinsame Vertretung der katholischen Männer- und der Frauenorden Österreichs. Sie ist die gemeinsame Interessensvertretung von insgesamt 192 Ordensgemeinschaften. (Info: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress