Graz: Kunstinstallation erzählt Armutsgeschichten
Wie nah Armut und Reichtum in unserer Gesellschaft sind, zeigt eine Kunstinstallation mit sechs Silhouetten aus Stahl - Kinder, junge Erwachsene, ältere Erwachsene - bis 15. Mai am Vorplatz des Grazer Hauptbahnhofes. Die Wanderausstellung mit dem Titel "Reichtum versus Armut" habe reale Armutserfahrungen von 20 Betroffenen als Grundlage, wie eine Aussendung der Diözese Graz-Seckau am Samstag informierte. So erzählt die Ausstellung exemplarisch die Geschichten von Teilzeit arbeitenden Alleinerzieherinnen, Langzeitarbeitslosen, chronisch Kranken oder "working poor" Familien. Hinter dem Kunstprojekt - das im Sommer nach St. Lambrecht weiterziehen wird - stehen das Familienreferat der Katholischen Kirche Steiermark, der Verein "Rainbows" sowie fünf weitere Organisationen.
Menschen in Notlagen dürften "uns nicht egal sein", mahnte Erich Linhardt, Generalvikar der Diözese Graz-Seckau im Rahmen der Ausstellungs-Eröffnung. Er erinnerte auch an das "christliche Mittel" gegen die Armut, die Nächstenliebe: "Die Liebe drängt uns, die Notleidenden nicht ihrem Schicksal zu überlassen, sondern sich ihnen zuzuwenden." Laut Zahlen der "Statistik Austria" gilt aktuell jeder Siebente - 16,9 Prozent der Gesamtbevölkerung - in Österreich als armutsgefährdet oder arm. Auch Kinder und Jugendliche sind betroffen: So sollen 303.000 Kinder und Jugendliche österreichweit in Haushalten mit Armutsgefährdung leben.
Arm seien aber nicht nur Menschen, denen es an Geld oder Materiellem fehle, sondern auch "jene, die Mühe haben, mit dem Leben zurechtzukommen, die einsam sind oder das Gefühl haben, nicht mithalten zu können", wies Caritasdirektor Herbert Beiglböck hin. Die Gesellschaft sei daher dann reich, wenn sie aufeinander achte und es ihr gelinge, "eine Balance des Lebensglücks herzustellen".
Das Projekt sei damit auch eine Reflexionsmöglichkeit für "zufriedene Menschen, mit ausreichendem Einkommen, ein paar Sekunden nachdenken, auf welcher 'Seite' der Armutsgrenze sie selbst stehen - oder bald stehen könnten", erklärte das Künstlerduo Jelena Ristic und Rainer Juriatti, die die Skulpturen verantworten. Im bereits zweiten "Corona-Jahr" würden immer mehr Menschen die Situation kennen, "viele Monate hindurch weder etwas verdienen zu können, noch durch soziale Auffangnetze ausreichend unterstützt zu werden". Zur Ausstellung gibt es eine Broschüre mit den Biografien hinter den abgebildeten Personen und vielen Hilfsangeboten für Betroffene. Das Projekt wurde aus den Mitteln des Innovationstopfes der Diözese Graz-Seckau gefördert.
(Infos: www.reichtum-armut.at)
Quelle: kathpress