Weihbischof Hofer zum Weltgebetstag
"Gott beruft keine Superchristen"
Weihbischof Hofer zum Weltgebetstag
"Gott beruft keine Superchristen"
"Gott ruft keine Genies, er holt sich keine Alleskönner und Superchristen": Das hat der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer bei einem Gottesdienst am Donnerstagabend in Salzburg aus Anlass des kommenden Weltgebetstags um geistliche Berufungen (25. April) betont. Gott schau auch nicht auf den Intelligenzquotienten, sondern berufe "Menschen, Menschen so wie du und ich, Menschen mit Fehlern, Ecken und Kanten". Auch die Apostel seien nicht perfekt gewesen, sondern einfache Leute, Handwerker und Fischer, erinnerte Hofer, der innerhalb der Bischofskonferenz für die Berufungspastoral zuständig ist. "Mit anderen Worten: Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenen". Gottes Anliegen sei es, "dass unser Leben gelingt" - darin bestehe der Kern jeder Berufung.
Hofer feierte den Gottesdienst in der Stiftskirche St. Peter gemeinsam mit zahlreichen Ordensangehörigen, Priestern und Anwärtern zu geistlichen Berufen - darunter auch der Erzabt von St. Peter, Korbinian Birnbacher, und der Regens des Salzburger Priesterseminars, Tobias Giglmayr.
Berufungen brauchten Zeit, auch kirchliche Berufungen in Form von Priestern oder Ordensleuten ließen sich "nicht einfach organisieren" - vielmehr müsse man sie, wie am kommenden Weltgebetstag, von Gott erbitten und als Kirche Räume bieten, in denen Menschen den Ruf Gottes vernehmen können. Endgültige Sicherheit im Blick auf die je eigene Berufung könne es aber nicht geben, erinnerte Hofer. Insofern blieben Berufungen auch stets ein Wagnis; der Weihbischof verglich dabei die Situation von Verliebten mit Novizen: "Wollten Verliebte so lange warten, bis sie absolut sicher sind, dass sie zusammengehören, dann werden sie wohl nie zum Heiraten kommen, oder? Würde eine Novizin so lange mit ihrem endgültigen Ja warten, bis sie über jeden Zweifel erhaben ist, dann wird sie wohl nie zur Ewigen Profess schreiten!"
Der Weltgebetstag wird jährlich am vierten Sonntag in der Osterzeit, dem sogenannten "Sonntag des Guten Hirten", gefeiert - heuer am 25. April. In seiner Botschaft dazu stellte Papst Franziskus den heiligen Josef in den Mittelpunkt, den er als "ein Musterbeispiel für das Annehmen der Pläne Gottes" würdigte. Das Motto des heurigen Weltgebetstages lautet "Worauf wartest du?" Die Vorbereitung obliegt in Österreich dem Canisiuswerk, für das Hofer u.a. zuständig ist. (Infos: www.canisius.at/123/jahresthema-weltgebetstag-2021)
"Jeder Mensch ist ein Suchender"
Auch im Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerkes zeigt sich Hofer überzeugt davon, dass Berufungen nicht herstellbar sind, sondern von Gott selber kommen. "Jeder Mensch ist ein Suchender" nach Sinn, Erfüllung und Tiefe. Die Aufgabe der Berufungspastoral bestehe darin, die Menschen auf dieser Suche zu begleiten und ihnen den Glauben als gleichermaßen "sinnstiftende, tragende, beglückende, befreiende und erfüllende Kraft" zu zeigen.
Er persönlich wollte etwa früher immer Tischler werden und den väterlichen Tischlereibetrieb übernehmen, berichtete Hofer über seine eigene Berufungsgeschichte. Doch bereits als Volksschüler habe ihm sein damaliger Heimatpfarrer nach dem Ministrieren eines Tages die Frage gestellt, ob er sich vorstellen könne, Priester zu werden. "Was ich darauf geantwortet habe, weiß ich nicht mehr, wohl aber weiß ich, dass es eigentlich Jesus gewesen ist, der mir diese Frage gestellt hat. Und diese Frage hat mich dann nicht mehr losgelassen. Sie hat mich so lange 'verfolgt', bis ich bereit war, Ja zu sagen."
Verständnis zeigte Hofer in dem Interview indes für einen auch unter Gläubigen um sich greifenden "Kirchenfrust". Er versuche, darauf in direkten Gesprächen zu reagieren und den geäußerten Frust ernst zu nehmen. Wichtig sei ihm, die Kritik und Sorgen der Menschen ernst zu nehmen: "Entscheidend ist dabei, dass wir einander auf Augenhöhe begegnen, sodass Vertrauen und gegenseitiges Wohlwollen wachsen können". (Interview im Wortlaut unter www.miteinander.at)
Quelle: kathpress