Innsbrucker Diözesanpatron Petrus Canisius vor 500 Jahren geboren
Der Heilige hält ein offenes Buch in den Händen. Sein Blick, manchmal auch eine Hand, ruht auf den Kindern um ihn herum. Wie kaum eine Darstellung trifft das Bild den Kern von Petrus Canisius. Zeit seines Lebens setzte er sich unermüdlich für Bildung und für die Weitergabe des katholischen Glaubens ein. "Das Beste, was der Mensch mit seinen Händen tun kann, ist, sie zum Gebete erheben und gute, fromme Bücher schreiben", schrieb der Jesuit und heutige Patron der Diözese Innsbruck einst nieder. Am 8. Mai 1521 wurde Canisius geboren: ein Mann der Kirche, ein Mann der Schule und ein Mann des Wortes in gesprochener und geschriebener Form.
Die Welt stand im Umbruch zur Neuzeit, als Pieter Kanjis als ältester Sohn einer wohlhabenden katholischen Familie in Nimwegen ihr Licht erblickte. Die Entdeckung Amerikas und bahnbrechende Erfindungen hatten das hergebrachte Weltbild ins Wanken gebracht. Mehr noch beeinflussen wird den künftigen Ordensmann die Reformation. Bereits aus der Kirche gebannt, wurde Martin Luther am Tag der Geburt von Canisius durch das Wormser Edikt auch aus der weltlichen Gesellschaft ausgeschlossen. Die Reformation wurde amtlich.
Pieter Kanjis studierte in Köln Theologie und Philosophie. Zunächst beeinflusst von mystischer Literatur und der Spiritualität der Kartäuser wurde die Begegnung mit dem neugegründeten Jesuitenorden zum Schlüssel für seinen Lebensweg. An seinem 23. Geburtstag trat Kanjis dem Orden bei, in welchem er 1549 als achter Jesuit und erster Deutscher seine feierliche Profess ablegen sollte. Seinen Namen hatte er zwei Jahre zuvor zu Petrus Canisius latinisiert.
Schnell gewann der junge Theologe die Wertschätzung des Klerus in Köln und in Rom. Ihn sandten sie zum Kaiser, um die Absetzung des protestantisch gewordenen Erzbischofs zu erreichen. Gleich zweimal nahm er am Konzil von Trient teil, wo er sich gegen ein allzu striktes Bücherverbot einsetzte. Er war mit der Einführung der Konzilsdekrete beauftragt und vermittelte auf mehreren Reichstagen sowie 1557 beim Religionsgespräch zu Worms. Gegenüber den Reformatoren zeigte er sich zurückhaltend und verzichtete auf die verbreitete gehässige Polemik.
Wie Ordensgründer Ignatius von Loyola war Canisius davon überzeugt, dass die nötige Reform der Kirche nur von innen und aus einer vertieften Frömmigkeit kommen könne, jedoch nicht in Abkehr, sondern in einer Hinwendung zur Welt. An seinem Bekenntnis zur römisch-katholischen Kirche ließ er indes keinen Zweifel aufkommen. "Mit Hieronymus sage ich frei heraus: 'Wer zum Stuhle Petri hält, der ist mein Mann'", hielt er in seinem geistlichen Testament fest.
Canisius' Aufträge führten ihn quer durch Europa nach Österreich, Italien, Belgien, Holland, Polen, Böhmen und die Schweiz. Die Gründung von Jesuiten-Kollegien in zahlreichen europäischen Städten zeichnete seinen Weg. Sein erstes Ziel aber blieb das von Glaubensspaltungen und politisch-territorial zerrissene Deutschland, in dem er zur treibenden Kraft einer Neuevangelisierung wurde. 13 Jahre lang war er zudem erster Oberer der neuen süddeutschen Jesuitenprovinz. Zweiter Apostel Deutschlands nach Bonifatius war der Ehrentitel, mit dem Papst Leo XIII. Canisius 1897 posthum auszeichnete.
Kirchenpolitiker, Religionslehrer, Theologieprofessor, Brücke zwischen Kaiser und Papst, Europäer und Diplomat, Schriftsteller: Bis heute passt der 1925 von Papst Pius XI. zeitgleich zum Kirchenlehrer ernannte und heiliggesprochene Jesuit in keine einzelne Schublade. Canisius selbst sah sich vor allem als Seelsorger. Einen Bischofssitz und sogar das Kardinalspurpur lehnte er ab, um dieser Berufung treu zu bleiben.
Bedeutung über den Tod hinaus erreichte er als Verfasser von gleich drei Katechismen. Für Geistliche und Gebildete gedacht, erschien 1555 der "Große Katechismus" mit 211 Fragen, gefolgt vom "Kleinen Katechismus" mit 59 Fragen und "kurzen Gebetlen für die Einfältigen". Der "Mittlere Katechismus" von 1558 richtet sich an Lateinschulen, wie sich der Geistliche überhaupt um geeignete Lehrbücher sorgte. "Lieber ein Jesuitenkolleg ohne Kirche als ein Jesuitenkolleg ohne eigene Bücherei!", lautete eine seiner Maximen. Canisius' Katechismen wurden zu Bestsellern mit 200 Auflagen zu seinen Lebzeiten. In Übersetzungen fanden sie bis ins 20. Jahrhundert in ganz Europa Verbreitung.
Freiburg im Uechtland, wo der Jesuit 1580 ein weiteres Kolleg gründete, sollte seine letzte Station werden. 1591 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht wieder ganz erholte. Am 21. Dezember 1597 starb Petrus Canisius. Bis heute ruhen seine Gebeine im Freiburger "College Saint Michel". Zum Gedenktag des Heiligen im 500. Geburtsjahr (27. April) soll ein Teil seiner Knochen am 26. April in die Kathedrale der Schweizer Stadt überführt werden. Festprediger in Fribourg wird der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sein.
Quelle: kathpress