Monatszeitschrift "Welt der Frauen" feiert 75-Jahr-Jubiläum
Die eng mit der Katholischen Frauenbewegung (kfbö) verbundene Monatszeitschrift "Welt der Frauen" feiert heuer ihr 75-Jahr-Jubiläum und ist damit ein Jahr älter als die 1947 unter diesem Namen gegründete kfbö. Auch die heutige "Welt der Frauen" begann als Magazin "Licht des Lebens" zur religiösen Frauenbildung, ab 1964 hieß das Printmedium "Welt der Frau", seit 2018 firmiert es unter dem heutigen Namen. Ziel sei kein "Mitgliedermagazin" gewesen, sondern ein Kaufmedium, erklärte die langjährige Chefredakteurin Christine Haiden in einem auf der kfbö-Website veröffentlichten Interview. "Unser Platz war an der Schnittstelle zwischen Kirche 'innen' und 'außen'", auch im nichtkirchlichen Milieu habe die Zeitschrift viel Zuspruch gefunden und tue dies noch.
Nach den jüngsten von der Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK, 2020) vorgelegten Daten hat die "Welt der Frauen" eine verbreitete Auflage von knapp 40.000 Exemplaren, die Verkaufsauflage beträgt rund 32.000. In ihren Anfangsjahren war der Abo-Höchststand 78.000, berichtete Haiden, die 1986 als Abonnementwerberin und Teilzeit-Redakteurin zur am längsten bestehenden Frauenzeitschrift des Landes stieß und seit 1993 Chefredakteurin ist.
Laut der promovierten Juristin herrschte in den Anfangsjahren des Magazins "schon ein recht traditionelles Frauenbild, ein Leitmedium in der Frauenszene war das Heft nicht". Aber innerhalb des kirchlichen Milieus sei die "Welt der Frauen" doch eher fortschrittlich gewesen. Sie habe versucht, "Strömungen der Zeit ins Heft zu tragen, z.B. frauenpolitische Debatten, auch Debatten um die Rolle der Frauen in der Kirche", berichtete Haiden. "Unser Ziel war es immer, unsere Leserinnen nicht zu reduzieren auf entweder 'Kirchenmaus' oder bloße 'Konsumentin'."
Volle redaktionelle Freiheit
Dies sei mitgetragen worden von kfb-Funktionärinnen, die an einem gesellschaftspolitischen Diskurs interessiert waren und ihn selbst betrieben. Es sollte mit publizistischen Mitteln an eine Zielgruppe gelangt werden, das man nicht unbedingt über die Katholische Frauenbewegung erreicht, erzählte die Chefredakteurin. In ihrer Funktion habe sie "von Anfang an unumschränktes Vertrauen genossen", inhaltliche Entscheidungen habe allein die Redaktion getroffen.
Dies sei im Bereich der Sexualität die größte Herausforderung gewesen. Von vielen Leserinnen habe Haiden gewusst, dass sie etwa Probleme mit der ablehnenden Haltung der Kirche zur gleichgeschlechtlichen Liebe hatten. "Meine Linie war es, mich nicht mit der kirchlichen Lehre anzulegen, ich habe Geschichten angeboten." Die Leserinnen sollten sich dann ein eigenes Bild machen bzw. zu Urteilen kommen. In der "Welt der Frauen" wurden verschiedene Frauen porträtiert, darunter eine ehelose, die mehrere - auch verheiratete - Liebhaber hatte. "Das hat dann doch für unsere Herausgeberinnen den Bogen etwas überspannt", so Haiden.
Oft letztes Bindeglied zur Kirche
Häufig sei ein "Welt der Frau"-Abo das letzte Bindeglied zur Kirche gewesen, aber auch ein Bindeglied für nicht-katholische Leserinnen, betonte die Publizistin die ökumenische Funktion der Zeitschrift. In den 2000er-Jahren sei einmal erhoben worden, wie viele der kfb-Mitglieder ein Abo haben - "es war weniger als ein Fünftel".
Nach den Kirchenkrisen der 1980er- und 1990er-Jahre habe das kirchliche Milieu in Österreich zu erodieren begonnen. "Für uns hieß das: Wir müssen mehr an Milieus andocken, in denen ein christlicher Wertekanon, aber nicht unbedingt Kirche eine Rolle spielt", erläuterte Haiden. In neue Milieus vorzudringen sei schwierig. "Wir sind in eine große Transformation eingetreten, und in den letzten 10, 15 Jahren hat sich dieser Prozess noch einmal beschleunigt."
Vor knapp einem Jahr trennte sich die Katholische Frauenbewegung vom Mehrheitsanteil ihres publizistischen "Flaggschiffs". Verkauft wurden die Anteile an die "Donor Media GmbH", ohne dass sich an der Blattlinie und der Orientierung an christlichen Werten etwas änderte. Kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl begründete diesen Schritt mit der notwendigen Restrukturierung der zahlenstärksten Frauenorganisation Österreichs - vor allem auf Bundesebene. Wie auch andere Mitglieder der Katholischen Aktion sehe man sich auf Österreichebene mit zunehmend geringer werdenden Mitteln konfrontiert. Für Personal, inhaltliche Arbeit und auch neue Kommunikationskanäle in den sozialen Medien benötige die kfbö jedoch zusätzliche Ressourcen.
Quelle: kathpress