Wie Firmung und Erstkommunion im zweiten Corona-Jahr ablaufen
Firmlinge und Erstkommunionkinder benötigen auch im zweiten Corona-Jahr mehr Geduld: Die Hoffnung, dass die kirchlichen Feierlichkeiten heuer wieder wie in Vor-Corona-Zeiten stattfinden können, hat sich nicht bewahrheitet. So setzen Österreichs Diözesen auf kleinere Feiern, Präventionsmaßnahmen und verstärkte Online-Sakramentenvorbereitung. Zwar sind in ganz Österreich aktuell öffentliche Gottesdienste möglich, große kirchliche Feiern oder anschließende Familienfeiern aber nicht. Die seit 23. März gültige Rahmenordnung der Österreichischen Bischofskonferenz sieht zudem Einschränkungen wie Zwei-Meter-Mindestabstand, FFP2-Maskenpflicht und das Verbot von Chor- und Gemeinschaftsgesang vor.
Bis zum 2. Mai - dem prognostizierten Ende des Lockdowns in den Bundesländern Niederösterreich und Wien - liege eine "besondere Situation vor, bei der wir froh sind, dass wir Gottesdienste feiern können", meint dazu der Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien, Markus Beranek, auf Kathpress-Anfrage am Dienstag. Bei Firmungen und Erstkommunionen wolle man daher zurückhaltend bleiben, auch wenn religiöse Feste wie Erstkommunion und Firmung mit Einschränkungen theoretisch möglich sind. Die Erzdiözese Wien ersucht die Pfarren daher die Feste "möglichst auf die Zeit nach dem regionalen Lockdown der Ostregion (...) zu verschieben", heißt es etwa in einem E-Mail der Erzdiözese an alle Pfarren.
"Die Pfarren haben mit dem Corona-Ausnahmezustand bereits Erfahrung und ein hohes Verantwortungsbewusstsein", so Beranek. Verärgerung gebe es hingegen bei manchen Firmlingen, deren Feier bereits zweimal verschoben werden musste. Coronabedingt wurden die Feiern von Firmung und Erstkommunion schon im Vorjahr in vielen Pfarren auf einen späteren Zeitpunkt verlagert oder im kleineren Rahmen gefeiert.
Besser sehe es in kleineren Pfarren mit nur einer Handvoll Erstkommunionkindern aus, stellt Beranek klar. Dort könnten die Feierlichkeiten schon jetzt in den "normalen Sonntagsgottesdiensten" und damit im kleineren Format stattfinden. Schwieriger gestalte es sich bei großen Pfarren oder Pfarrverbänden, dort müssten Erstkommunionen sowie Firmungen im kleineren Rahmen und aufgeteilt auf mehrere Termine gefeiert werden. Zusätzlich zu der Corona-Rahmenordnung der Bischofskonferenz empfiehlt die Erzdiözese Wien der Feiergemeinde, sich vorher auf Corona testen zu lassen und von größeren Familienfeiern abzusehen.
Linz: "Pfarren sehr kreativ geworden"
Anders in den westlichen Diözesen: So empfiehlt die Diözese Linz die Feierlichkeiten im Einklang mit den geltenden Corona-Regelungen abzuhalten. Aufschübe würden zu noch mehr Kirchenbesuchern bei den Nachholterminen führen, begründete Diözesansprecher Michael Kraml in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN, Dienstag). Hätten vor Corona oft mehrere Schulklassen gemeinsam bei einem einzigen Termin das Sakrament der Erstkommunion erhalten, so werde dies heuer auf mehrere Termine aufgeteilt. Ähnliches gelte für Firmungen, bei denen die Diözese Linz verstärkt auf kleinere Pfarrfirmungen setzt. "Die Pfarren sind diesbezüglich sehr kreativ geworden", so Kraml.
Auch die Diözese Innsbruck und die Erzdiözese Salzburg bieten seit dem Weißen Sonntag, dem Sonntag nach Ostern und traditionellen der Tag der Erstkommunion, kirchliche Feierlichkeiten zum Sakrament der Eucharistie an. Jedoch auch hier kleiner, geteilter und mit Schutzmaßnahmen, so die Diözesen auf Nachfrage. Viele Gemeinden hätten ihre Termine auf Empfehlung der Diözese Innsbruck auf die wärmere Jahreszeit verschoben, in der Hoffnung, dass dann in einem größeren Kreis gefeiert werden kann. Ob und wie die heuer gefeiert werden könne, hänge aber vor allem von den Gegebenheiten vor Ort statt, erklärt Anna Hintner aus dem Familienreferat der Diözese Innsbruck und zuständig für Erstkommunionsfragen.
Auch die Eisenstädter Diözesanleitung argumentiert ähnlich: So sollten Erstkommunionen und Firmungen möglichst wie geplant gehalten werden, jedoch unter den strengen Sicherheitsmaßnahmen, unter denen aktuell öffentliche Gottesdienste erlaubt sind, heißt es am Dienstag. Wie die Erzdiözese Wien empfiehlt auch die burgenländische Diözese die Inanspruchnahme von Corona-Testungen. Zusätzlich könnten die Feiern auch "in mehreren kleineren Gruppen erfolgen, um eine größtmögliche Sicherheit zu erzielen". Um eine hohe Flexibilität zu ermöglichen habe zudem Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics "allen Pfarrern und Pfarrmoderatoren für ihren Wirkungsbereich die Firmvollmacht bis einschließlich 5. September erteilt", so die Diözese Eisenstadt.
Alternativen für große Feiern
Um den Erstkommunionkindern und Firmlingen trotz verschärfter Covid-Maßnahmen ein würdiges Fest zu bereiten, würden heuer wieder viele Pfarren die Feiern oftmals in kreativer Weise aus der Kirche auf den Kirchenvorplatz, öffentliche Plätze oder in Parks verlegen, berichtet der Wiener Pastoralamtsleiter Beranek. Andere setzen auf kleinere und kürzere Feierlichkeiten. Und um die Gruppe der Mitfeiernden so klein wie möglich zu halten, bieten viele Pfarren zudem einen Livestream für Angehörige und Freunde daheim an.
Auch in Oberösterreich planen viele Pfarren die Feste mit einem abgeänderten Konzept, etwa mehrere Feierlichkeiten aufgeteilt auf einen Vormittag; so findet in der Pfarre Linz-St. Konrad am Froschberg die Erstkommunion am aufgeteilt auf zwei Termine statt: Um 9.30 Uhr feiern die Kinder der 2b-Klasse der Adalbert-Stifter-Praxisvolksschule, um 11 Uhr dann jene aus der Parallelklasse. "Viele Pfarren sind kreativ geworden und haben die Erfahrung gemacht, dass kleine Feiern inniger sein können als große, weniger persönliche Feiern", so Diözesansprecher Kraml in den OÖN.
In der Diözese Innsbruck setzen viele Pfarren auf Corona-Maßnahmen, wie Platzkarten, die an Kinder und Familien ausgegeben werden oder auf Platzreservierungen - ähnlich wie im Kino. Auch die Diözese Gurk-Klagenfurt hat bereits breite Präventionskonzepte ausgearbeitet: So dürfen nur jene Firmlinge gefirmt werden, die sich online zum jeweiligen Firmtermin angemeldet haben, "um ein allenfalls erforderliches Contact-Tracing durchführen zu können". Nicht möglich sein werde eine Agape nach dem Gottesdienst, so die Kärntner Diözese.
Schwierige Zeiten für Sakramentenvorbereitung
Coronabedingt setzen viele Diözesen auf eine Online-Sakramentenvorbereitung. Unter dem Motto "Go, tell it on the mountain!" geben etwa Firmkandidaten der Diözese Innsbruck vor Bischof Hermann Glettler, anderen Firmlingen und Zusehern sogenannte "Glaubenszeugnisse" ab. Das "Projekt von Firmlingen für Firmlinge" ermögliche jungen Menschen, mit Bischof Glettler und miteinander in Kontakt zu kommen und sich zu Glaubensfragen auszutauschen, so die Veranstalter.
Auch die "Junge Kirche" der Erzdiözese Wien bietet seit dem ersten Corona-Lockdown digitale Kurse zur Vorbereitung auf Erstkommunion- und Firmfeiern an. Die Kurse werden online abgehalten, wenn persönliche Treffen aus nachvollziehbaren Corona-Gründen in der Gemeinde oder Region nicht möglich sind, so die "Junge Kirche" als die zuständige Dienststelle für Jugendpastoral.
Die Katholische Jugend in Kärnten nutzt Vorlagen für Online-Spiele, Diskussionen, Informationen sowie Videobotschaften mit Erklärungen als Unterstützung in der Vorbereitung. Die Erzdiözese Salzburg setzt ebenfalls auf ein breites Online-Angebot, etwa auf den digitalen Firmbehelf "spiriCLOUD" (www.spiricloud.at) mit Online-Kursen, die Diözese Innsbruck bietet unter anderem eine Whatsapp-Liturgie am Firmtag an. Die Katholische Jugend Österreich bietet zudem via firmung.at eine österreichweite Übersicht über Firmung und Firmvorbereitung im Zusammenhang mit COVID-19.
Zu einem Offline-Teil ihrer Firmvorbereitungen bieten stattdessen die Osttiroler Dekanate Lienz, Matrei und Sillian an: Gemeinsam mit der Katholischen Jugend (KJ) schicken sie Firmlinge und Paten anstelle der coronabedingt abgesagten zentralen Osttiroler Firmlingswallfahrt auf eine Wallfahrt zu zweit. Ein zum Download bereitgestelltes Begleitheft teilt den rund eineinhalbstündigen Weg auf vier Stationen auf, mit Aufgaben und Fragen zur inhaltlichen Vertiefung.
Die letzten offiziellen Zahlen über Betroffene stammen aus dem Jahr 2018: Damals gab es österreichweit laut amtlicher Kirchenstatistik rund 46.000 Firmlinge und 48.000 Erstkommunionskinder.
Quelle: Kathpress