Schönborn will nach Kritik in Diözese St. Pölten Gespräche führen
Nach Kritik an der von Bischof Alois Schwarz geplanten Umstrukturierung in den Zentralstellen der Diözese St. Pölten soll nun Kardinal Christoph Schönborn vermitteln. Schönborn sei von verschiedener Seite gebeten worden, zu vermitteln, und werde demnächst dazu Gespräche führen, teilte der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, gegenüber Kathpress am Dienstag mit. Prüller bestätigte damit einen am selben Tag erschienen Bericht der "Salzburger Nachrichten".
Eine gewisse Zuständigkeit kommt kirchenrechtlich in dieser Sache Kardinal Schönborn deswegen zu, weil er als Erzbischof von Wien auch Metropolit der Wiener Kirchenprovinz ist, zu der die Diözese St. Pölten gehört. So kommt dem Metropoliten einer Kirchenprovinz allgemeine Aufsichtspflichten gegenüber den anderen Bischöfen einer Kirchenprovinz, den Suffraganbischöfen, zu. Der Metropolit ist jedoch kirchenrechtlich kein Vorgesetzter mit Leitungs- oder Disziplinarbefugnissen gegenüber dem Suffraganbischof.
Einjähriger Umstrukturierungsprozess
Bis Pfingsten sollen in der Diözese St. Pölten die Vorarbeiten zur Strukturreform abgeschlossen sein, und spätestens im Herbst soll die neu zu schaffende Ressortleitungskonferenz ihre Arbeit aufnehmen. Das hat Bischof Alois Schwarz vor einer Woche in den "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN) ausgeführt. Gestartet wurde der Prozess im Juni des Vorjahres, der inzwischen bei Mitarbeitern, engagierten Katholiken und Laienorganisationen zu Verunsicherung und Protesten geführt hat. Für Vorschläge sei er stets dankbar, so der Bischof gegenüber der NÖN: "Ich war und bin konstruktiven Anregungen gegenüber immer aufgeschlossen. Meine Tür steht für alle, die das Gespräch suchen, offen."
Ziel der Reformen sind laut Bischof Schwarz Änderungen bei den Verwaltungsstrukturen der Diözese St. Pölten. Doppelgleisigkeiten sollen abgeschafft, die Seelsorge gestärkt und die Verwaltung zeitgemäß werden. Nicht zuletzt gehe es auch darum, Kosten in der Verwaltung zu sparen, um die großflächige Zusammenlegung von Pfarren vermeiden zu können. Trotz Umstrukturierungen soll aber aufgrund der Reform niemand gekündigt werden, so Schwarz.
Den Vorwurf, dass der Reformprozess intransparent abläuft, will der Bischof nicht stehen lassen: "Sämtliche Grundlagen werden in den Arbeitsgruppen erarbeitet. Diese tagen seit Ende des Vorjahres wöchentlich, legen Aufgaben fest und erarbeiten Lösungsvorschläge", so Schwarz zur NÖN. Die Arbeitsgruppen bestünden aus insgesamt 20 Mitgliedern, die das gesamte Spektrum der Diözese repräsentieren sollen - Geistliche ebenso wie Laien, Männer ebenso wie Frauen, Ehrenamtliche ebenso wie Hauptamtliche. Ausgewählt wurden die Mitglieder demnach nicht von Schwarz, sondern vom diözesanen Lenkungskreis, dem der Bischof vorstand.
Die größte Änderung - und auch die größte Kritik - betrifft die Auflösung der Direktion der Pastoralen Dienste. Die pastorale Arbeit wird demnach künftig in sechs Ressorts mit eigenen Leitern erweitert. In zweiwöchentlichen Ressortleitungskonferenzen sollen künftig die Weichen für Entscheidungen gestellt werden. Wer die sechs Ressortleiter sein werden, ist noch offen: Die Ausschreibung der Positionen erfolgt demnächst. Nach den Hearings soll im Juni die Besetzung erfolgen; unter Einbindung des Betriebsrates, wie der Bischof betonte. Sein Wunsch wäre es, dass drei der sechs Leiterpositionen von Frauen besetzt werden.
Schwarz betonte gegenüber der NÖN, dass er die Frauenbeteiligung in allen Ebenen der Diözese stärken wolle und auch in jeder Projektgruppe Frauen im Reformprozess mitentscheiden. In keinem einzigen Entscheidungsgremium der Diözese seien in der Vergangenheit Frauen vertreten gewesen. Er wolle das ändern.
Die Katholische Aktion (KA) und Laienorganisationen hatten sich zuletzt besorgt gezeigt, dass ehrenamtliche Mitarbeiter beim laufenden Prozess, aber auch bei den anstehenden Entscheidungen nicht oder nur ungenügend eingebunden würden. So habe beispielsweise ein Kärntner Unternehmensberater im Auftrag von Bischof Schwarz mit rund 50 Personen ausführliche Gespräche im Zusammenhang mit den Umstrukturierungsplänen geführt, ohne jedoch Ehrenamtliche entsprechend zu berücksichtigen. Diese Kritik war auch Inhalt eines Briefes der Laienorganisationen an Bischof Schwarz, der von 67 Personen unterzeichnet wurde.
Quelle: Kathpress