Diözese St. Pölten: Neue Strukturen bis spätestens Herbst
Bis Pfingsten sollen in der Diözese St. Pölten die Vorarbeiten zur Strukturreform abgeschlossen sein, und spätestens im Herbst soll die neu zu schaffende Ressortleitungskonferenz ihre Arbeit aufnehmen. Das hat Bischof Alois Schwarz in der aktuellen Ausgabe der "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN) betont. Er nahm in dem Artikel auch zu Vorwürfen Stellung, die zuletzt gegenüber der Durchführung der Reform bzw. gegenüber seiner Person geübt wurden. Für Vorschläge sei er stets dankbar, so der Bischof:
Ich war und bin konstruktiven Anregungen gegenüber immer aufgeschlossen. Meine Tür steht für alle, die das Gespräch suchen, offen.
Schwarz will die Verwaltungsstrukturen der Diözese St. Pölten verändern. Doppelgleisigkeiten sollen abgeschafft, die Seelsorge gestärkt und die Verwaltung zeitgemäß werden. Nicht zuletzt geht es auch darum, Kosten in der Verwaltung zu sparen, um die großflächige Zusammenlegung von Pfarren vermeiden zu können. Trotz Umstrukturierungen soll aber aufgrund der Reform niemand gekündigt werden, so Schwarz.
Den Vorwurf, dass der Reformprozess intransparent abläuft, wollte der Bischof nicht stehen lassen: "Sämtliche Grundlagen werden in den Arbeitsgruppen erarbeitet. Diese tagen seit Ende des Vorjahres wöchentlich, legen Aufgaben fest und erarbeiten Lösungsvorschläge", so Schwarz zur NÖN. Die Arbeitsgruppen bestünden aus insgesamt 20 Mitgliedern, die das gesamte Spektrum der Diözese repräsentieren sollen - Geistliche ebenso wie Laien, Männer ebenso wie Frauen, Ehrenamtliche ebenso wie Hauptamtliche. Ausgewählt wurden die Mitglieder demnach nicht von Schwarz, sondern vom diözesanen Lenkungskreis, dem der Bischof vorstand.
Die größte Änderung - und auch die größte Kritik - betrifft die Auflösung der Direktion der Pastoralen Dienste. Die pastorale Arbeit wird demnach künftig in sechs Ressorts mit eigenen Leitern erweitert. In zweiwöchentlichen Ressortleitungskonferenzen sollen künftig die Weichen für Entscheidungen gestellt werden. Wer die sechs Ressortleiter sein werden, ist noch offen: Die Ausschreibung der Jobs erfolgt demnächst. Nach den Hearings soll im Juni die Besetzung erfolgen; unter Einbindung des Betriebsrates, wie der Bischof betonte. Sein Wunsch wäre es, dass drei der sechs Leiterpositionen von Frauen besetzt werden.
Die Katholische Aktion (KA) war zuletzt besorgt, dass ehrenamtliche Mitarbeiter in Zukunft in Entscheidungsprozesse nicht oder nur mehr ungenügend eingebunden werden. Das tat man auch in einem Brief an den Bischof kund.
Seither gab es aber einige Gespräche. "Das Wichtigste ist derzeit, dass wir miteinander reden und nicht übereinander", so KA-Präsident Armin Haiderer nun in der NÖN. Den vom Bischof angestoßenen Reformprozess begrüße er grundsätzlich: "Gerade Corona hat gezeigt, dass Handlungsbedarf herrscht. Das Problem am Prozess bisher war auch nicht die Reform selbst, sondern das Wie." Laut Bischof Schwarz soll die Reform auch dazu dienen, dass Ehrenamtliche in Zukunft sorgsam von der Diözesanverwaltung begleitet werden.
Schwarz betonte gegenüber der NÖN, dass er die Frauenbeteiligung in allen Ebenen der Diözese stärken wolle und auch in jeder Projektgruppe Frauen im Reformprozess mitentscheiden. In keinem einzigen Entscheidungsgremium der Diözese seien in der Vergangenheit Frauen vertreten gewesen. Er wolle das ändern.
Anna Rosenberger, Vorsitzende der von Bischof Schwarz im vergangenen Herbst eingerichteten Frauenkommission, sagte der NÖN: "Der Reformprozess ist nicht ganz optimal gelaufen - vielleicht auch Corona-bedingt, aber auf alle Fälle zu wenig transparent und nicht einmal die offiziellen Gremien der Diözese mit einbeziehend. Es gab seither aber einige konstruktive Gesprächsrunden mit dem Bischof, und wir haben den Eindruck und die Hoffnung, dass sich der Prozess zum Wohle der Diözese in die richtige Richtung entwickelt." Dass die Beteiligung von Frauen vor allem in Führungspositionen in der Diözese unterdurchschnittlich ist, lastete sie nicht Schwarz an: "Das ist wohl eine Folge der schwierigen Geschichte der Diözese."
Quelle: kathpress