Theologe tadelt Corona-Leugner im Namen der Freiheit
Die Demonstrationen gegen die vermeintliche "Corona-Diktatur" könnten den Eindruck vermitteln, Lockdowns als Anschlag auf die verfassungsmäßigen Grundfreiheiten würden die Freiheit gefährden. Doch dem ist nicht so, hielt der Wiener Theologe Gunter Prüller-Jagenteufel solchen Auswüchsen einer "Pandemie-Müdigkeit" entgegen. Der so geäußerte Widerspruch führe absurderweise in einen Selbst-Widerspruch, wies der Ethiker in einem Beitrag für die Plattform "theocare.network" hin: "Die Verweigerung der Freiheitseinschränkungen führt dazu, dass diese umso länger nötig sind."
Natürlich stimmt es, dass die Menschen "die Maßnahmen nicht mehr mittragen" und "endlich wieder normal leben wollen", räumte Prüller-Jagenteufel in seinem Blog-Eintrag ein. "Wer möchte das nicht? Aber haben wir eine Wahl? Wenn ja: zwischen welchen Alternativen?" Wer trotzig kundgebe, sich Corona-Schutzbestimmungen nicht länger zu fügen, mutet laut dem Theologen "allenfalls infantil" an. Und wer die Bedrohung durch das Virus überhaupt leugnet, verlasse den Boden der gesicherten Erkenntnis. "Freiheit ist aber nur dann Freiheit, wenn sie auch vernünftig ist", hielt der Ethiker an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät fest.
Freiheit bewege sich zuallererst im Rahmen des Möglichen; wählen könne man nur zwischen Alternativen, die auch realistisch sind. Derzeit gibt es laut Prüller-Jagenteufel zwei Möglichkeiten: "(1.) Wir halten uns an die - wissenschaftlich wohl begründeten - Covid-Maßnahmen oder (2.) wir nehmen in Kauf, dass die Pandemie Ausmaße erreicht, die unser Gesundheitssystem zusammenbrechen lassen." Eine dritte Möglichkeit gebe es nicht - zumindest so lange nicht, bis eine ausreichend hohe Durchimpfungsrate erreicht sei.
In einer liberalen Gesellschaft werde niemand zu seinem Glück gezwungen, es gebe bis zu einem gewissen Grad auch das Recht auf Unvernunft und Realitätsverweigerung. Aber Unvernunft dürfe nicht so weit gehen, dass dadurch andere gefährdet oder geschädigt werden, betonte Prüller-Jagenteufel. Freiheit korrespondiere mit der "Pflicht, die anderen ebenso zu achten wie mich selbst". Dies rufe den ethischen Kern des christlichen Glaubens in Erinnerung, verwies der Ethiker auf die Bergpredigt Jesu: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!" (Mt 7,12). (Link: https://theocare.wordpress.com)
Quelle: kathpress