Diözese Innsbruck gedenkt ihrer Wurzeln vor 100 Jahren
Es sollte der erste Schritt zur eigenständigen Diözese Innsbruck - und später auch der Diözese Feldkirch - sein: die Berufung von Sigismund Waitz zum apostolischen Administrator für den österreichischen Teil der Diözese Brixen am 9. April 1921. Vier Jahre später wurde die Administratur Innsbruck-Feldkirch direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Waitz, zu dieser Zeit Weihbischof in Brixen, erhielt alle Rechte eines residierenden Bischofs. Es dauerte aber noch bis 1964, bis das Gebiet zu einer eigenständigen Diözese wurde; vier Jahre später folgte das heutige Vorarlberg. An diese geschichtlichen Wurzeln erinnerte die Diözese Innsbruck am Mittwoch in einer Aussendung.
Der gebürtige Südtiroler und spätere Erzbischof von Salzburg, Sigismund Waitz (1864-1941), gilt als schillernde und einflussreiche Persönlichkeit der Kirche Österreichs in den Umbruchsjahren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war als Lokalpolitiker und Redakteur im Fahrwasser der christlich-sozialen Bewegung aktiv. Dem politischen Katholizismus und der Monarchie anhängend, war Waitz ein Vertrauter Karls I., des letzten Kaisers von Österreich, und an den Verhandlungen über ein Österreichisches Konkordat beteiligt. Aufgrund der Grenze am Brenner errichtete er 1926 in Schwaz ein Knabenseminar (das heutige Bischöfliche Gymnasium Paulinum) und 1934 in Innsbruck das Priesterseminar.
Waitz wurde am 29. Mai 1864 in Brixen geboren. Er studierte in Innsbruck und Brixen und wurde 1886 zum Priester geweiht. 1913 wurde er Titularbischof von Cibira und Generalvikar für Vorarlberg. Bereits 1919 wurde Waitz zum "Delegatus Sanctae Sedis", d. h. zum Delegaten des Heiligen Stuhles, für den Teil des Bistums Brixen ernannt, der nicht von Italien okkupiert wurde. Am 9. April 1921 wurde er zum Apostolischen Administrator des österreichischen Anteils dieser Diözese ernannt und war in dieser Funktion dem Bischof von Brixen untergeordnet. Sein Sitz blieb vorerst in Feldkirch, von wo er wöchentlich nach Innsbruck reiste. In der Österreichischen Bischofskonferenz und bei der Kurie in Rom vertrat Waitz die Anliegen Südtirols.
1934 wählte das Salzburger Domkapitel Waitz als Sigismund IV. zum Fürsterzbischof. Einer Anekdote zufolge soll der Domorganist Joseph Messner am Tag der Inthronisation auf der Orgel die Melodie "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist" aus der Operette "Im Weißen Rössl" auf der Orgel improvisiert haben. Waitz blieb bis 1938 zusätzlich Apostolischer Administrator von Innsbruck-Feldkirch. Obwohl er selbst von Antijudaismus nicht frei war, nahm Waitz dem Nationalsozialismus gegenüber eine offen ablehnende Haltung ein. Bei seinem Tod 1941 hielt sich das Gerücht, die Gestapo habe Gift in seinen Messwein geschüttet.
Junge Diözese mit langer Geschichte
Das Christentum fasste in Tirol bereits lange davor, im 5. und 6. Jahrhundert, Fuß. Im 8. Jahrhundert erfolgte dann eine diözesane Grenzziehung, die zu einem großen Teil bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Bestand haben sollte: Das Unterland war bis zur Bulle "Ex imposito" 1818 ab Kramsach nördlich des Inns bei Freising, die Kitzbüheler Gegend bei Chiemsee. Ein Teil im Osten Nordtirols und der Großteil Osttirols gehörte zur 732 gegründeten Diözese Salzburg (ab 798 Erzdiözese), das mittlere und westliche Inntal zur Diözese Säben bzw. Brixen, das Außerfern zur Diözese Augsburg. Der Südtiroler Vinschgau samt Nauders war, ebenso wie das hintere Paznaun, dem Bischof von Chur unterstellt, das Burggrafenamt wie Bozen und das Bozener Unterland dem Bischof von Trient. Vorarlberg gehörte erst ab 1818 zu Brixen (vorher Konstanz, Chur und Augsburg). Ab Beginn des 19. Jahrhunderts war Tirol nur noch auf die Diözesen Brixen, Salzburg und Trient aufgeteilt.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Teilung Tirols im Vertrag von Saint-Germain am 10. September 1919 lag der Großteil der Diözese Brixen, zu der auch Vorarlberg gehörte, auf österreichischem Gebiet, während der Bischofssitz samt Verwaltung, Priesterseminar und Bischöflichem Gymnasium in Italien lag, das mehr und mehr die Verbindungen in den Norden kappte. So wurde 1921 die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch gegründet.
1964 erhob Papst Paul VI. die Apostolische Administratur zur Diözese Innsbruck und ernannte Paulus Rusch (1903-1986) zum ersten Bischof von Innsbruck. Vier Jahre später wurde 1968 das bis dahin zum Innsbrucker Diözesangebiet gehörende Vorarlberg abgetrennt und zur eigenständigen Diözese Feldkirch erhoben. Die kirchlichen wie politischen Bemühungen, das zur Erzdiözese Salzburg gehörende Tiroler Unterland und die dortigen Städte Rattenberg, Wörgl, Kufstein und Kitzbühel mit der neuen Diözese Innsbruck zu vereinigen, wurden nicht umgesetzt.
Quelle: kathpress