Papst erinnert im fast leeren Petersdom an Tod Jesu
Inmitten der anhaltenden Corona-Krise hat Papst Franziskus am Karfreitag des Todes Jesu gedacht. Wegen der Pandemie waren zu dem Gottesdienst im Petersdom nur wenige Gläubige zugelassen. Zu Beginn betete der Papst auf dem Boden ausgestreckt vor dem Kathedra-Altar. Wie im ersten Corona-Jahr wurde eigens die Liturgie angepasst: Die Reihe der zehn großen Karfreitagsfürbitten enthielt eine elfte - für alle, die unter der Pandemie leiden. Darin erbat die Gemeinde Trost und Kraft für Erkrankte, medizinisches Personal sowie Erlösung für die Verstorbenen.
Der Prediger des Papstes, Kardinal Raniero Cantalamessa, kritisierte in seiner Ansprache "schuldhafte" Spaltungen innerhalb der Kirche. "Die katholische Brüderlichkeit ist verwundet!", sagte der Kapuzinerpater und forderte Gegenmaßnahmen. Nicht das Dogma, Sakramente oder die Ämterfrage sorgten für Zerwürfnisse unter Katholiken. Die eigentliche Ursache liege "in politischen Erwägungen, die sich zu Ideologien auswachsen". Dabei gerieten religiöse und kirchliche Belange zusehends aus dem Blick. In vielen Teilen der Welt sei dies bittere Realität, auch wenn es geleugnet werde.
"Das ist Sünde im wahrsten Sinne des Wortes", betonte Cantalamessa. Das Reich im Diesseits sei in manchen Herzen wichtiger geworden als das Reich Gottes. Um die Spaltungen zu heilen, müsse man aus dem Evangelium und von Jesus lernen. Zur Zeit Christi habe es ebenfalls starke politische Polarisierung gegeben. Doch er habe energisch allen Versuchen widerstanden, ihn auf die eine oder andere Seite zu ziehen. Das sei ein Beispiel für alle Hirten: Sie sollten sich um die ganze Herde kümmern, nicht nur um einen Teil. Der Kardinal rief alle Kirchenführer zu einer "ernsthaften Gewissensprüfung" auf. Man stehe vor der Wahl, die Gläubigen auf die jeweils eigene Seite zu führen - oder auf die von Jesus.
Verteilt auf mehrere Bankreihen feierten vor Ort im Petersdom etwa 150 Geistliche, Ordensfrauen und Laien mit. Die meisten trugen eine Schutzmaske. Eine Eucharistiefeier fand an diesem Tag nach katholischer Tradition nicht statt.
Auch der traditionelle Kreuzweg mit dem Papst am späteren Freitagabend (21 Uhr; live via BR Fernsehen oder www.vaticannews.va) erfolgt wie im Jahr zuvor mit drastisch reduzierter Teilnehmerzahl. Die Feier, die den Leidensweg Jesu aus Sicht heute leidender Menschen nachvollzieht, wurde vom römischen Kolosseum auf den abgesperrten Petersplatz verlegt. Vor der Corona-Zeit zählte die von Kerzen erhellte Zeremonie vor dem antiken Amphitheater zu den stimmungsvollsten Momenten der römischen Osterfeierlichkeiten.
Für die 14 Stationen des Kreuzwegs hat Papst Franziskus in diesem Jahr Meditationstexte und Zeichnungen von Kindern und Jugendlichen ausgewählt. Die Texte stammen von Pfadfinderkindern aus Foligno im mittelitalienischen Umbrien sowie Erstkommunionkindern und Firmlingen einer römischen Pfarre. Die bei der internationalen TV-Übertragung eingeblendeten Bilder haben Bewohnerinnen und Bewohner zweier Kinder- und Jugendheime in Rom gezeichnet.
Quelle: kathpress