Schwarz: Kirche soll als Segen erfahren werden
Menschen, die mit der Kirche zu tun haben, sollen sagen können "Die Kirche ist ein Segen": Diese Hoffnung hat der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz im Interview mit dem "Kurier" (Freitag) geäußert. Im Blick auf das aktuell vieldiskutierte Nein des Vatikan zur Segnung homosexueller Menschen stellte der Bischof klar, es gehe dabei nicht darum, "den Menschen einen Segen nicht zu gönnen, sondern darum, das Sakrament der Ehe nicht mit anderen Lebensformen gleichzustellen". Wichtiger sei, dass sich die Kirche selbst als "Segen" erweise und sowohl den Menschen, die als Ehepaare mit einer für Kinder offenen Zukunft leben, aber auch denen mit einer anderen Lebensform Begleitung anbiete.
Es werde daher auch künftig zu keinem Verweis von Priestern kommen, wenn diese homosexuelle Paare segnen, sagte Schwarz. "Ich würde ihn aber fragen: Hast du dich gut eingelassen auf ein Gespräch mit den beiden Menschen? Hast du ausgeleuchtet, was lebensrelevant ist?" Es gehe ihm in der Debatte nicht "um meine Profilierung als Bischof für oder gegen ein römisches Papier" oder darum "eine Lebenssituation von außen generell zu beurteilen".
Mehr Potenzial sieht der Bischof bei einer möglichen Neubewertung der Rolle der Frau in der Kirche, wofür jüngst die Ernennung von Sr. Nathalie Becquart zur neuen Untersekretärin im Sekretariat der Bischofssynode ein "positives Signal" gewesen sei. Die französische Ordensfrau hatte damit als erste Frau Stimmrecht in den Vollversammlungen der Bischofssynode erhalten. "Das ist das, worum auch ich mich in der Diözese bemühe: dass Frauen in Leitungsverantwortung kommen", erklärte Schwarz. Zur Frage Frauenweihe betonte er jedoch, dass die Kirche weder bei der Weihe der Frauen noch bei der Segnung von Homosexuellen sage "wir wollen das nicht - sondern, wir haben nicht die Vollmacht dazu". Als Bischof akzeptiere er dieses Lehramt der Kirche.
Ostern in Covid-19-Zeiten
Ostern sei ein "lebensveränderndes Programm", sagte der Bischof, und weiter: "Es gibt eine Spur der Hoffnung für jeden, auch über den Tod hinaus." In die "Kränkung", welche die Corona-Pandemie darstelle, vermittle dies Trost. Ähnliches gelte auch für das Gebet, das inneren Halt gebe in einer Zeit, in der viele Menschen "nach den Energiequellen ihrer Seele suchen, nach innerem Halt". Covid-19 habe Menschen wieder bewusst gemacht hat "Du hast eine Lebensquelle in dir, die dich trägt." Beten sei das Atmen der Seele - "und das geht auch mit FFP2-Maske".
Auch wenn Gottesdienste derzeit mit einer beschränkten Anzahl von Gläubigen stattfinden müssen, hätten Kirchen noch immer eine "himmlische Ausstrahlungskraft", sagte Schwarz. Viele Menschen würden auch die leeren Kirchen aufsuchen, und die Kirche erweise sich als "lebensrelevant - in den verschiedenen Formen, in denen sie sich zeigt": Etwa in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, in der Krankenhausseelsorge oder in den je spezifischen Lebensorten der Gläubigen.
Auf die Frage, ob die Kirche "nicht trotzdem zu still in diesem Jahr der Pandemie" gewesen sei, meinte Schwarz, dass die Menschen zwar mehr die Verkündigungen der Regierung interessiert hätte, doch habe Kirche sehr wohl in "vielfältiger Form" Präsenz gezeigt. "Vielleicht aber hat sich auch gezeigt, dass die Kirche nicht eine Gemeinschaft der Besserwisser ist, und vielleicht war manchmal auch eine gewisse Ratlosigkeit in dieser großen Bedrängnis spürbar", so der Bischof. Zudem wirke die Kirche oft auf eine Weise, "die man nicht unbedingt mit Kirche in Verbindung bringen würde".
Quelle: kathpress