Landau fordert politischen und gesellschaftlichen Mindestanstand
Eine politischen und gesellschaftlichen Mindestanstand hat Caritas-Präsident Michael Landau eingemahnt und zum respektvollen Umgang miteinander aufgerufen. Das Coronavirus lasse sich nur gemeinsam besiegen, so der Caritas-Präsident am Freitag im Ö1-Wirtschaftsmagazin "Saldo". Über die jüngst aufgetauchten Chatnachrichten von Bundeskanzler Sebastian Kurz mit Mitarbeitern, aus denen u.a. hervorging, dass die Kirche wegen Kritik an der Regierung unter Druck gesetzt wurde, zeigte sich Landau irritiert. Der Caritas-Präsident sagte, dass sich der Kanzler dafür schon persönlich bei Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka entschuldigt habe.
Er fände es aber "eine Frage des guten Stils", so Landau weiter, eine solche Entschuldigung auch öffentlich den Bürgern gegenüber zu machen. Schließlich sei es in den öffentlich gewordenen Chatprotokollen auch um eine höchstrangige öffentliche Postenbesetzung gegangen. Landau wörtlich: "Dass wir in Zeiten einer dramatisch hohen Arbeitslosigkeit tatsächlich darüber diskutieren müssen, wie einige wenige in höchste Ämter in der Republik gekommen sind während Hunderttausende Menschen arbeitslos und verzweifelt sind. Das ist schon ein Stück weit fatal, weil es ganz dringend um das Vertrauen in den Staat geht." So gehörten solche Posten nicht besetzt, so Landau. Nachsatz: "Die Menschen erwarten sich, dass respektvoll mit ihnen umgegangen wird."
Der Caritas-Präsident verwies darauf, dass sich auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel für einen (anders gelagerten) Fehler öffentlich bei den deutschen Bürgerinnen und Bürgern entschuldigt habe. Das sei letztlich ein "beeindruckendes Zeichen für Größe" gewesen.
Wirtschaft und Sozialsystem
Vieles sei bei der Bekämpfung der Pandemie und ihrer Folgen richtig gemacht worden, betonte Landau, der etwa auf die Kurzarbeit oder die Hilfen für Familien und Arbeitslose verwies. Es dürfe nun aber zu keiner Sanierung des Landes auf dem Rücken der Ärmsten kommen. Es müsse etwa "mit aller Kraft die Rekordarbeitslosigkeit mit Rekordverantwortung bekämpft werden". In den Blick zu nehmen seien vor allem die Jungen und auch ältere Arbeitslose.
Wirtschaft und Sozialsystem dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Eine leistungsfähige Wirtschaft und ein qualitätsvolles Sozialsystem seien zwei Pfeiler der gleichen Brücke, so der Caritas-Präsident: "Die Brücke braucht beide Pfeiler."
Ebenso dürften auch nicht die Interessen Österreichs bzw. Europas und die anderer Länder gegeneinander ausgespielt werden, mahnte der Caritas-Präsident. Er verwies in diesem Zusammenhang u.a. darauf, dass in Bosnien-Herzegowina noch fast niemand geimpft worden sei. Es brauche bei der Bekämpfung der Pandemie wie der Armut Solidarität über die eigenen Grenzen hinaus, appellierte Landau auch an die politisch Verantwortlichen in Österreich.
Quelle: kathpress