Katholische Frauenverbände wollen neue Sexual- und Beziehungsethik
Der Vatikan soll das am 15. März neuerlich ausgesprochene Segnungsverbot homosexuelle Paare betreffend wieder aufheben und eine umfassende Reform der katholischen Sexual- und Beziehungsethik in Angriff nehmen: Das haben die Vorsitzenden der fünf deutschsprachigen katholischen Frauenverbände in einem offenen Brief an die Glaubenskongregation in Rom gefordert. Der Auftrag der Kirche, als Heilszeichen in der Welt wirksam zu sein, verlange, sich gegen Homophobie zu wenden und sich - auch auf Grundlage der Humanwissenschaften - für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen, hieß es in einer Aussendung am Gründonnerstag über den Inhalt des Briefes.
Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, und ihre Pendents vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF), der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) sowie der Katholischen Frauenbewegung Südtirols (kfb) vertreten gemeinsam rund eine Million Mitglieder. Es brauche eine "Anerkennung der Lebenswirklichkeit von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen und die Vielfalt des Menschenscheins in Gottes guter Schöpfung, die nicht auf Frauen und Männer reduzierbar ist".
Die Frauenverbände appellierten an die kirchliche Hierarchie, mit dem Kirchenvolk in seiner ganzen Breite und Vielfalt in einen offenen Dialog über eine Reform der kirchlichen Lehre zu treten, "die sich an der Liebe Gottes zu dem ihm ebenbildlichen Menschen orientiert", und diesen Dialog auf allen Ebenen voranzutreiben.
"Gottes Liebe (ver-)urteilt nicht"
Auftrag der Kirche sei es, "die Liebe Gottes in der Welt sichtbar zu machen und heilbringend für die Menschen zu wirken", so die Frauenverbände in dem offenen Brief, wo es weiter heißt: "Vom Segen, in dem die Liebe Gottes sicht- und spürbar zugesagt wird, kann niemand ausgeschlossen werden". Gottes Liebe sei allen Menschen zugesagt, unabhängig von deren sexuellen Ausrichtung: "Sie diskriminiert nicht, sie (ver-)urteilt nicht".
Sexualität als Teil von Gottes Schöpfung impliziere, dass verantwortete sexuelle Liebesbeziehungen nicht auf die Ehe reduziert werden können. Darüber hinaus könne "jede auf Dauer, in Liebe, Sorge und Verantwortung füreinander angelegte Beziehung Kindern den für ihr Leben und Heranwachsen notwendigen Raum und Schutz bieten".
Die Kirche dürfe nicht ausgrenzen, so die katholischen Frauenverbände: Wo sie dies tue, "stellt sie ihre Glaubwürdigkeit infrage und diskreditiert jene Glaubenden, die sich zu ihr bekennen und mit ihrer Arbeit und ihrem Leben Zeugnis ablegen". In dem offenen Brief erklären sich die Frauen solidarisch mit allen, "die sich für Respekt und Gerechtigkeit gegenüber gleichgeschlechtlich liebenden Menschen engagieren und in diesem Sinn für eine Weiterentwicklung von Sexual- und Beziehungsethik eintreten."
Quelle: kathpress