Lackner: Ort der Priester ist bei den Menschen
Aufgabe der Priester und Diakone ist es, "bei den Menschen zu sein, ohne Unterschied, welcher Herkunft oder Orientierung, so wie Jesus es uns vorgelebt hat". Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Mittwoch in seiner Predigt bei der Chrisammesse im Salzburger Dom betont, bei der er die heiligen Öle weihte. "Jesu Bemühen war es, in dem damals gegebenen religiösen Kontext für die Menschen da zu sein." Jesus habe auch so manche Spannungen aushalten müssen, "aber er hat sich allen zugewendet, die ihn darum baten", so Lackner in Richtung der anwesenden Geistlichen seiner Diözese, die bei der Chrisammesse ihr priesterliches Versprechen erneuerten.
In der Chrisammesse werden von den Bischöfen die drei heiligen Öle - Chrisam, Krankenöl und Katechumenenöl - geweiht. Chrisam wird bei Taufe und Firmung verwendet, bei der Priesterweihe und Bischofsweihe, auch bei der Weihe eines Altars, einer Kirche oder der Glockenweihe. Das Krankenöl kommt für die Krankensalbung zum Einsatz, das Katechumenenöl für die Salbung der Katechumenen (Taufbewerber) bzw. des Täuflings vor der Taufe.
Nach den liturgischen Vorgaben wird die Weihe der Öle jährlich am Morgen des Gründonnerstags gefeiert. Viele Diözesen machen aber von der Möglichkeit Gebrauch, die Messe auf einen früheren Tag der Karwoche zu legen, um so die Teilnahme von Priestern, Diakonen und Gläubigen aus der ganzen Diözese zu erleichtern. Nach der Chrisammesse werden die heiligen Öle an die Vertreter der Gemeinden bzw. Dekanate übergeben, die sie dann in die Gemeinden bringen.
Chrisammesse in Tirol
Im Innsbrucker Jakobsdom stand am Mittwoch Bischof Hermann Glettler der traditionellen Chrisammesse vor. Mit Bischof Glettler zelebrierten u.a. Generalvikar Roland Buemberger, Bischofsvikar Jakob Bürgler, Propst Florian Huber und die Äbte Raimund Schreier (Stift Wilten) und German Erd (Stift Stams). Die anwesenden Geistlichen erneuerten dabei ihr priesterliches Versprechen.
In einem Jahr, in dem "nicht alles wie geschmiert" läuft, ging Bischof Hermann in seiner Predigt auf die besondere Kraft und Aussage der heiligen Öle ein. Sie dienen dazu, "Gottes Zuwendung zum Ausdruck zu bringen, seinen Trost, seine Stärkung und heilende Nähe." Priester und Diakone seien für einen dreifachen Dienst gesalbt, zum "Dienst an der Freude", "um Spannungen auszuhalten" und "um zu heilen".
"Mit der Salbung dieses Geistes können wir auch in Zukunft Diener der Freude sein, mit einer aktiven Geduld Spannungen aushalten und in vielfältiger Weise heilsam wirken", schloss Bischof Glettler seine Predigt.
Bischof Marketz weiht Öle
Auch im Klagenfurter Dom fand die Chrisammesse an diesem Mittwoch statt. Priester und Diakone seien, so der Kärntner Bischof Josef Marketz in seiner Predigt, in besonderer Weise dazu bestimmt, "das gläubige Volk Gottes zu salben, dessen Diener wir sind". Unter Zitierung von Papst Franziskus betonte Bischof Marketz, dass die Salbung nicht dafür da sei, sich selber in Duft zu hüllen, und erst recht nicht, um sie in einer Ampulle aufzubewahren. Vielmehr müsse die Salbung für die Menschen da sein, vor allem auch für jene in Randgebieten, in denen Leid, Krankheit, Armut und Krieg herrsche.
Bischof Marketz verwies in seiner Predigt auch auf die Gemeinschaft aller Gesalbten, gesalbt in Taufe und in Firmung ebenso wie bei der Diakon- oder Priesterweihe. "Wir alle sind gemeinsam dafür verantwortlich, dass den Armen die Frohe Botschaft gebracht wird, Gefangenen Freiheit, Blinden das Augenlicht, dass für alle Menschen trotz und mit Corona und vor allem nach der Pandemie ein Gnadenjahr des Herrn ausgerufen wird", so Bischof Marketz. Er rief die Laien dazu auf, die Priester und Diakone in ihrem Dienst zu unterstützen.
An die Priester und Diakone appellierte der Kärntner Bischof, einander zu helfen und solidarisch zueinander zu sein. "Haben wir den Mut, einander zu korrigieren, aber auch die Stärke, eigene Fehler einzugestehen", so der Kärntner Bischof. Dabei gehe es auch darum, das Gespräch zu suchen sowie einander auch in aller Verschiedenheit zu achten. Für den gegenseitigen Austausch zwischen Priestern und Diakonen werde es konkrete Initiativen geben.
Coronabedingt fand die "Missa chrismatis" heuer nicht, wie traditionell üblich, im Beisein aller Priester, Diakone und Ordensleute der Diözese Gurk statt. Gemeinsam mit Bischof Marketz feierten stellvertretend die Dechanten und Dechanten-Stellvertreter, Vertreter der Ordenskonferenz, der Referatsleiter für das Diakonat in der Diözese Gurk sowie Vertreter der Laien aus jedem Kärntner Dekanat.
Seelsorge lebt vom direkten Kontakt
Im Eisenstädter Martinsdom feierte Bischof Ägidius Zsifkovics mit Geistlichen seiner Diözese die Chrisammesse. In seiner Predigt dankte er den Geistlichen und Ordensleuten für ihren vielfältigen seelsorglichen Dienst. "Seelsorge lebt vom direkten Kontakt, von der Berührung, von der Begegnung mit Menschen. Strukturprozesse, Papiere, digitale Kanäle, können kein Ersatz für die Seelsorge sein", so der Bischof wörtlich.
Glaube lebe zudem vom direkten Kontakt mit Gott, "von der Begegnung mit ihm, der uns berührt, segnet, in seine Nähe holt". Dogmen, Gebote, Verbote, Katechismen, Vorschriften allein würden viel zu kurz greifen. Die Treue Gott gegenüber und die Aufmerksamkeit und wache Sorge den Menschen gegenüber seien das Geheimnis der priesterlichen Freude und Berufung, so der Bischof und weiter wörtlich: "Uns allen sind Menschen anvertraut. Die Jungen und Alten, die Kinder, die Zweifler, Suchenden und Wissenden, die Ungeduldigen, Nörgler und Frommen. Diesem 'Sperrfeuer' der Meinungen müssen wir uns als Seelsorger und Seelsorgerinnen in großer Behutsamkeit, mit Respekt und Ehrfurcht immer neu stellen."
Und Bischof Zsifkovics appellierte an die Geistlichen seiner Diözese: "Helft den Menschen zu erahnen, dass Gottes Zuwendung uns gegenüber einladend und behutsam, aber nicht aufdringlich ist. Nehmt den Menschen die Angst, Gott überfordert nicht! Seid Diener dieser Freude und Freunde des Lebens. Liebt die Menschen!"
Quelle: kathpress