Krautwaschl: Frohbotschaft stärkt die Zu-kurz-Gekommenen
"In der Krise beweist sich der Charakter": Dieses Wort des früheren deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl zitiert, um auf die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie hinzuweisen. "Jetzt wird halt deutlicher, wie viele Menschen zu kurz gekommen sind - oder glauben, zu kurz gekommen zu sein", sagte Krautwaschl im Oster-Interview der steirischen Zeitschrift "Woche" (Online-Version). Es gebe derzeit viele Menschen, die sich nicht wahrgenommen bzw. wertgeschätzt fühlten. Ihnen die Botschaft zu bringen, dass Gott jedem Menschen zugesagt habe "Du bist unendlich wertvoll", sei eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche.
Eine spezielle Botschaft habe er auch an die jungen Leute, die aktuell als "lost generation" bezeichnet werden: "Selbst, wenn alles rund um dich herum zusammenbricht, wenn du dich alleine fühlst - da ist einer, der mit dir mitgeht." Dieses Vertrauen in Gott wolle er auch in seinen Firmpredigten betonen, so der Grazer Bischof. Er verstehe die Sehnsucht gerade der Jungen nach Begegnung und Bewegung, aber es sei wichtig, dabei das Wohl anderer im Blick zu haben, "schauen wir miteinander auf uns".
"Eine Frage der Nächstenliebe und der Solidarität" ist laut Krautwaschl auch die Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Sobald es den Termin gibt, stehe er auch selbst bereit. Schließlich gehe es darum, einer weltweiten Pandemie Einhalt zu gebieten. Nicht vergessen werden dürfe, dass es "eigentlich ein Wunder" sei, wie die Welt in einer gemeinsamen Anstrengung in kürzester Zeit Impfstoffe entwickelte. Krautwaschl dazu: "Gott hat uns nicht nur Herausforderungen gestellt, er hat uns auch Begabungen mitgegeben, er hat gesagt: Macht etwas aus dieser Welt."
Über Österreich hinausblicken
Zusammenhalt und Rücksichtnahme seien in der aktuellen Situation unumgänglich. "Wenn jemand in der Krise steht, wenn Not ist, dann ist nachvollziehbar, dass das eigene Hemd näher als der Rock ist", räumte der Bischof ein. Dennoch sei Österreich im Vergleich selbst im Lockdown privilegiert gewesen. Das sollte den Blick weiten: "Wie es anderen Menschen auf der ganzen Welt geht, das darf uns nicht egal sein", appellierte Krautwaschl.
"Auf dem Radar" hat der Bischof auch - wie er sagte - dass es derzeit viele einsame ältere Menschen gebe, die niemanden haben, und auch viele, die sich wegen der vielen Regeln auch nicht mehr auskennen. "Vielleicht bringt uns ja gerade das Abstand-halten-Müssen eine neue Qualität im Miteinander, das Austarieren, wie man aufeinander zugeht", hofft Krautwaschl. "Man fällt nicht mehr jedem um den Hals - aber man sagt bewusst: Ich bleibe ein wenig auf Abstand, um dich wertzuschätzen."
Ostern stehe für die Perspektive, "dass nach dem Scheitern ein Leben steht". Das sei eine Wirklichkeit, die auch nach einem Jahr Pandemie immer noch Kraft gibt, sprach der Bischof Mut zu.
Scheuer: Ostern trotz Ermüdung und Frustration
Als "kleine Pflanze der Hoffnung" in einer für viele Menschen zunehmend zur Belastungsprobe werdenden Corona-Situation hat Bischof Manfred Scheuer das Osterfest bezeichnet. Aus der Osterbotschaft lasse sich die Kraft schöpfen, aller Resignation und auch Aggression zum Trotz Solidarität gerade mit den Zu-kurz-Gekommenen zu wahren, sagte Scheuer am Montagabend in "Oberösterreich heute". "Ich glaube, dass Ostern auch in dieser Situation, die uns alle belastet, ermüdet, frustriert, möglich ist", zeigte sich der Linzer Bischof überzeugt.
Quelle: kathpress