Ostern 2021: Theologe empfiehlt biblische "Trotzdem-Haltungen"
Zu Ostern feiern Christen das "Trotzdem" einer Liebe, die stärker ist als der Tod. Wie der Dekan der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Johann Pock, hinwies, kämen im Ostergeschehen biblische "Trotzdem-Haltungen" zum Ausdruck, die auch in der gegenwärtigen Krisensituation hilfreich und ermutigend sein können - und zwar nicht im Sinn eines rechthaberischen Trotzes, sondern als eine von Liebe geprägte "prophetische und hoffnungsvolle Haltung" von "Trotzdem-Personen", die sich auch gegen Missstände in Gesellschaft und Kirche wendet.
"Trotzdem" könne geradezu als "Leitwort der österlichen Dramaturgie" gesehen werden, schrieb der Wiener Pastoraltheologe in einem Blog-Beitrag für den theologische Blog "theocare". Jesus halte trotz der Bedenken seiner Jünger an seinem Weg fest. Der Weg führe vom Jubel am Palmsonntag über den Verrat am Gründonnerstag, das vermeintliche Ende am Karfreitag und das Schweigen am Karsamstag "zum langsamen Begreifen, dass es weitergeht (Ostersonntag)".
Jesus werde geschlagen, gefoltert und verhöhnt, erinnert Pock. Dennoch verkünde er die Feindesliebe und halte an der Gewaltlosigkeit fest. "Das größte Trotzdem ist dann das Sterben, der Gang in den Tod", das keinen "Sieger am Kreuz" zeige, aber: "Jesus trotzt dem Tod - nicht, indem er vor ihm flieht, sondern indem er sich ihm überlässt."
"Zentrale Trotzdem-Gestalten" sind für den Theologen dann die Auferstehungszeuginnen und -botinnen - zu einer Zeit, in der die Männer öffentlich das Sagen hatten. Die junge Kirche habe das Zeugnis der Frauen nicht einem patriarchalen Paradigma geopfert. Auch die Apostel hätten später - mit der Erfahrung der Auferstehung und mit der pfingstlichen Geistsendung - zu einer selbstbewussten Trotzdem-Haltung gefunden, so Pock, wie viele Märtyrer bis heute, "die lieber Folter oder Tod auf sich nehmen, als ihren Glauben, ihre Überzeugungen zu verraten". Gerade Petrus sei alles andere als fehlerlos gewesen, dennoch baue Jesus seine Kirche nicht auf den Makellosen auf, "sondern auf einem, der suchend und lernend ist".
Viele sagen heute "Es reicht"
"Gott gibt in seiner Liebe nicht auf" - auf diese "zentrale Trotzdem-Botschaft von Ostern" gelte es auch heute zurückzugreifen, in der viele sagen: "Es reicht." Der Wiener Theologe meint damit, wie er schrieb, nicht nur die Pandemie mit ihren Einschränkungen, sondern auch die Missachtung der Menschenrechte im Umgang mit Heimatvertriebenen, den Umgang der katholischen Kirche mit Frauen und mit gleichgeschlechtlich Liebenden. Er selbst gebe dennoch nicht auf, halte "trotzdem zu meiner Kirche".
Bei all diesen Problemstellungen stelle er so manchen "Trotz" fest, erklärte Pock: "den rechthaberischen Trotz von Personen, die sich auf 'Tradition' berufen, "den kindischen Trotz, der austestet, wie weit man gehen kann", auch den politischen Trotz, "wo wider besseres Wissen um der eigenen Klientelpolitik willen Haltungen eingenommen werden, die einem Realitätscheck nicht standhalten".
Trotz sei nicht automatisch positiv oder negativ, betonte der Pastoraltheologe. Gleichzeitig verstelle er jedoch leicht den Blick auf die Inhalte und verhindert Veränderungen. Als umgangssprachlichen Ausdruck dafür nannte Pock das "Es war schon immer so ...". (Blogeintrag im Wortlaut: https://theocare.wordpress.com/2021/03/29/trotzdem-ostern-johann-pock)
Quelle: kathpress