Krautwaschl: Corona-Krise verdeutlicht Blick auf Ostergeschehen
Auf Parallelen zwischen dem österlichen Geschehen und der Corona-Pandemie hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl in einem Hirtenbrief unter dem Titel "Die Krise meistern" aufmerksam gemacht: Der Karfreitag konfrontiere auf dramatische Weise mit der Sterblichkeit "und mit dem (scheinbaren) Ausgeliefertsein an Umstände, die wir nicht beeinflussen können". Den Karsamstag sieht der Bischof als Aufforderung zum Aushalten von Machtlosigkeit - "sowie Unmut, Verzweiflung, psychische und finanzielle Belastung im Heute". Und den Wert des Ostersonntags mit dem Wieder-Aufleben von Beziehungen oder der eigenen Lebensfreude habe die Pandemie deutlich vor Augen geführt, schrieb Krautwaschl.
Ostern werde heuer im umfassenden Sinn erfahrbar: "mit der Endgültigkeit des Karfreitags, der Apathie des Karsamstags und dem Aufleben des Ostersonntags", resümierte der Bischof in seinem auf der Grazer Diözesanwebsite (www.katholische-kirche-steiermark.at) veröffentlichten Text. Es stehe "außer Frage, dass wir nur im bewusst gelebten Miteinander mit Gottes Hilfe diese Krise meistern werden".
Zu Ostern feiern Christen den Sieg des Lebens über den Tod, wies Krautwaschl hin. In schwierigen Zeiten mit so vielen Herausforderungen und auch Konfrontationen mit dem Tod werde die Bedeutung dieses Festes besonders deutlich. Viele "gesellschaftliche Karfreitagserfahrungen" seien in den Schlagzeilen des vergangenen Jahres erkennbar: neben der Corona-Krise und ihren vielen Ausprägungen auch die Verfolgung von Christen und Menschen anderer Religionen, die Schicksale geflüchteter Menschen, Hunger, Naturkatastrophen, Klimawandel. "Schwierige Erfahrungen zu leben und zu durchleben, ist ein Aspekt von Ostern, ist ein Aspekt von Leben", gab sich der Bischof illusionslos.
Auch Jesu Psalmwort am Kreuz - "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen" - sei Ausdruck von Perspektivlosigkeit: Auf sich selbst zurückgeworfen zu sein sei schwer auszuhalten, "aber das alles durchaus auch klagend zu erfahren, macht uns einmal mehr menschlich".
"Laut werden" vertreibt Virus nicht
Zwischen Karfreitag und Ostern, "zwischen dem scheinbaren Triumph des Todes ... und dem Geschenk neuen Lebens durch Christi Auferstehung", fordere gerade der Karsamstag zum Aushalten der Ohnmacht heraus, so der Bischof weiter. Doch in Christus habe Gott auch die dunkelsten Erfahrungen, die einem Menschen begegnen können, selbst am eigenen Leib ausgehalten. "Sich dagegen zu erheben und laut zu werden, mag verlockend sein. Aber ein Virus lässt sich so nicht vertreiben", nahm Krautwaschl Bezug auf jüngste Protestkundgebungen gegen Corona-Maßnahmen.
Corona: "Das Gut des Lebens hochhalten"
Auf gesellschaftspolitisch Aktuelles nahm der Bischof auch im Abschnitt über das Aufleben am Ostersonntag Bezug: Die Pandemie habe gelehrt, "das wertvolle Gut des Lebens hochzuhalten, nicht leichtfertig damit umzugehen - besonders am Lebensanfang und am Lebensende". Die Diskussion rund um den Schiedsspruch des Verfassungsgerichtshofs zum assistierten Suizid zeige die Komplexität und Vielfalt der Fragestellungen rund um das Leben auf. Krankheit, Pflege, Hospiz und Palliativbetreuung bekommen damit laut Krautwaschl eine neue und vertiefte Bedeutung. Gleiches gelte für den "aufopfernden Einsatz" jener, die sich während der Pandemie für das Aufleben anderer Menschen einsetzten.
"Eine Gesellschaft ist umso menschlicher, wie sie sich ihrer schwachen und leidenden Glieder anzunehmen vermag", erinnerte Krautwaschl an das Papstschreiben zum diesjährigen Welttag der Kranken. Das bedeute auch eine gerechte weltweite Verteilung der Covid-Impfstoffe und einen globalen Bildungspakt zugunsten junger Menschen. "Der Einsatz für das Leben in seinem umfassenden Sinne ist ein klarer Auftrag für uns Christinnen und Christen", schärfte der Bischof den Gläubigen ein.
Krautwaschl schloss seinen Hirtenbrief mit dem österlichen Ausblick auf neues Leben, Hoffnung und ein gemeinsames Voranschreiten voll Zuversicht - "das wünsche ich mir für die Zukunft unserer Kirche in der Steiermark, für Österreich, ja für die ganze Welt".
Quelle: kathpress