Palmsonntag: Österreichweiter Karwochen-Auftakt in Kirchen
Mit Gottesdiensten und traditionellen Palmweihen unter verschärften Corona-Bedingungen bzw. -Schutzmaßnahmen haben Christinnen und Christen in ganz Österreich den Beginn der Karwoche gefeiert. Ermöglicht wurde dies u. a. durch eigens von der österreichischen Bischofskonferenz erlassene Regeln, die etwa die Durchführung von Prozessionen oder auch die Feier der Kreuzverehrung am Karfreitag und andere Höhepunkte der "Heiligen Woche" regeln. Prinzipiell gilt bei Gottesdiensten in Kirchenräumen sowie im Freien ein einzuhaltender Mindestabstand von zwei Metern sowie eine FFP-2-Maskenpflicht.
Entsprechend waren auch die Palmsonntagsgottesdienste in den österreichischen Domkirchen von Vorsicht und zugleich von der Freude darüber gekennzeichnet, nach dem letztjährigen Lockdown zur Osterzeit heuer überhaupt öffentliche Gottesdienste feiern zu können. Im Stephansdom kamen etwa 200 Gläubige zum Gottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn zusammen. Tausende verfolgten den Gottesdienst darüber hinaus per Livestream bzw. über "radio klassik Stephansdom". Die traditionelle Palmprozession von der Pestsäule am Graben zum Dom entfiel heuer corona-bedingt.
In seiner Predigt stellte Kardinal Schönborn das Bekenntnis des römischen Hauptmanns aus dem Passionsbericht nach Markus in den Mittelpunkt. Der Ausruf des Hauptmanns angesichts des qualvollen Sterbens Jesu - "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!" - sei Höhepunkt und Ziel des ganzen Markusevangeliums und zugleich Sinnbild eines christlichen Lebens heute. Tief bewegt und mit zitternder Stimme führte Schönborn aus: "Wir sind nicht Augenzeugen dieses Sterbens Jesu. Aber wenn wir versuchen, uns in diesen Hauptmann hineinzudenken, dann kommen wir auch zu dem Bekenntnis: Dieser Menschen war Gottes Sohn."
Salzburg: "Lassen wir uns die Freude nicht verderben"
Erzbischof Franz Lackner feierte den traditionellen Palmsonntagsgottesdienst im Salzburg Dom. Die Palmzweige, die der Erzbischof zu Beginn auf dem Domplatz segnete, seien "grüne Hoffnungsboten", insofern sie das Bekenntnis in sich trügen: "Alles wird gut werden". Die "Palmbuschen" zeugen außerdem von einer großen Freude und vom wachenden Frühling, so der Salzburger Erzbischof. "Halten wir an der Freude fest, lassen wir sie uns nicht verderben. Gott ist mit uns." Der Gottesdienst wurde per Livestream sowie von ORF III übertragen.
Auf die Perspektive der Hoffnung, die der Karwoche innewohnt, verwies auch der Kärntner Bischof Josef Marketz. Diese Perspektive, "dass alles gut ausgehen wird", tue nicht nur persönlich gut, sondern sei auch für "unsere spannungsgeladene Welt" eine Wohltat, betonte der Bischof. Dabei verwies er auf den großen Spannungsbogen, der die Karwoche präge: vom Einzug Jesu in Jerusalem über den Ruf "Kreuzige ihn" bis zum "Es ist vollbracht!" und schließlich dem "österlichen Halleluja" der Auferstehung. Es passiere "so viel an freudvollen und leidvollen Momenten, an menschlichen Krisen und Emotionen - und mittendrin im Geschehen ist Jesus, Gottes Sohn, heruntergekommen in unsere Welt, in der es an Krisen und Spannungen nicht mangelt.
Auch der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl stellte das dramatische Geschehen der Karwoche in einen Zusammenhang mit der anhaltenden Pandemie-Krise. Diese Krise rufe "nach Heilung" und nötige zugleich zur Einsicht: "So großartig der Mensch im 21. Jahrhundert auch ist, er ist dennoch ein kleiner Teil der Schöpfung, die sich nach Erlösung sehnt und Rettung erhofft." Die Karwoche sei daher auch eine Einladung, sich der eigenen Geschöpflichkeit zu erinnern und sich "als Mensch an den rechten Fleck im Gefüge des Universums zu stellen" - in Demut, Verantwortung für den Nächsten und in Wertschätzung des Miteinanders, so Krautwaschl.
Quelle: kathpress