Segnung homosexueller Paare:
Elbs für kirchliche Neupositionierung
Segnung homosexueller Paare:
Elbs für kirchliche Neupositionierung
In den Chor der Kritiker am vatikanischen Nein zur Segnung homosexueller Paare hat nun auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs eingestimmt: Die Kirche habe "die Treue, Verlässlichkeit und Verantwortung, die homosexuell empfindende Menschen in einer Partnerschaft füreinander übernehmen, ohne Abstriche wertzuschätzen", wird Elbs in den "Vorarlberger Nachrichten" (18. März) und im ORF-Vorarlberg zitiert. Diese Wertschätzung, die von Papst Franziskus gefordert werde, dürfe dabei "nicht nur auf Worte beschränkt bleiben, sondern muss sich auch im seelsorglichen und liturgischen Handeln der Kirche abbilden", sagte der Bischof, der im Jahr 2015 als österreichischer Vertreter an der Familiensynode im Vatikan teilgenommen hatte.
Die katholische Kirche in Vorarlberg und auch er persönlich stehe für eine Kirche, "in der alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung einen Platz haben", stellte Elbs weiters klar - und er forderte zugleich laut ORF-Vorarlberg eine "Neupositionierung der Kirche in dieser gesamten Frage". Ausgehend von der Enzyklika "Amoris laetitia" von Papst Franziskus sehe er diesbezüglich "auch Möglichkeiten, einen neuen Weg zu beschreiten", schließlich laute der kirchliche Auftrag, "uns für die Liebe einzusetzen". Die Kirche wolle "Heimat für alle Menschen" sein: "Niemandem von uns steht es zu, über die Lebensform anderer zu urteilen", so der Bischof.
In diesem Zusammenhang verwies Elbs etwa auf den "Diözesanen Arbeitskreis für Homosexuellenpastoral" (DAHOP), der homosexuelle Männer und Frauen und deren Angehörige unterstützt und begleitet. Die Mitarbeiter der Initiative versuchten, "in Beratung und Begleitung die Wunden homosexueller Menschen, die sich nicht selten von der Kirche ausgeschlossen fühlen, zu heilen." Entsprechend habe er auch Verständnis dafür, dass besonders die junge Generation den vatikanischen Entscheid "als Ernüchterung empfindet, die ihre Entfremdung von der Kirche zu verstärken droht".
Pastoralamtsleiter gegen "Verbotsschilder"
Gegenüber dem ORF-Vorarlberg zeigte sich auch der Feldkircher Pastoralamtsleiter Martin Fenkart enttäuscht und irritiert vom Nein der Glaubenskongregation: "Ich stelle wirklich die Frage, wozu es dient, wenn wir Verbotsschilder und Warntafeln aufstellen? Ich glaube, der Weg der Kirche muss es sein, Menschen zu unterstützen, zu ermutigen, zu begleiten und immer die Frage zu stellen: Wie kann denn das Leben gelingen?"
Fenkart verwies in dem Kontext zudem auf eine Äußerung von Papst Franziskus selbst, der gesagt hatte, dass es ihm nicht zustehe, die Lebensweise eines Menschen zu verurteilen. Das letzte Wort sei daher wohl in der Sache noch nicht gesprochen, zeigte sich Fenkart überzeugt. Das Gespräch unter den Bischöfen müsse fortgesetzt werden.
"Regenbogenpastoral": "Nicht letztes Wort"
Auch der Leiter der "Regenbogenpastoral Österreich", der Linzer Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger Franz Harant, betonte in einer Stellungnahme, dass man seitens der Seelsorge auch nach dem Nein der Glaubenskongregation "weiterhin all das in den Blick zu nehmen sein, was den LSBTIQ*-Personen in ihren Lebensrealitäten gerecht wird und im Leben hilft". Er begrüße insofern auch die Stellungnahme, die der für Ehe und Familie zuständige Innsbrucker Bischof Hermann Glettler abgegeben hatte.
Zugleich zeigte sich Harant zuversichtlich, dass in der kirchlichen Lehrentwicklung ganz im Sinne einer menschenfreundlichen Seelsorge, wie sie Papst Franziskus in "Amoris laetitia" entwirft, "noch nicht das letzte Wort aus Rom" gesprochen ist. In der "Suchbewegung" der katholischen Kirche sei eine "Weiterentwicklung" durchaus möglich, zeigte sich Harant optimistisch: "So viel Anfang war noch nie!"
Kirchliche Fachstelle: "An Lebenswirklichkeit vorbei"
Auch das "Forum Beziehung, Ehe und Familie" der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) schloss sich am Donnerstag den kritischen Stimmen zur Segnungs-Causa an: Die Glaubenskongregation verfestige eine Theologie, "die an der Lebenswirklichkeit so vieler Menschen und Paare in Österreich vorbeigeht", wenn sie für die Kirche ablehnt, homosexuelle Paare zu segnen, da diese Beziehungen nicht dem Plan Gottes entsprächen, in dem Sexualität ausschließlich in einer sakramental geschlossenen Ehe - mit Offenheit für Kinder - ihren Platz habe. Forums-Sprecherin Luitgard Derschmidt verwies demgegenüber auf anderslautende theologische Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte und humanwissenschaftliche Forschungen, aber auch auf "die bereits gelebte pastorale Praxis".
Die Wissenschaft habe "eindeutig nachgewiesen", dass es unterschiedliche sexuelle Orientierungen gebe, die somit auch "zur menschlichen Natur gehören". Liebesbeziehungen seien immer "Fundstellen der Gegenwart Gottes", betonte Derschmidt in der KAÖ-Aussendung, die auf der neuen Website des Forums abrufbar ist. Das österreichweit vertretene "Forum Beziehung, Ehe und Familie" werde weiterhin eine "Pastoral nah an den Lebenswirklichkeiten der Menschen" umsetzen und für würdige Segensfeiern eintreten. "Gott liebt alle Menschen und will ihr Glück", so die Familienseelsorge-Expertin. "Er gibt seinen Segen und nicht die Kirche."
Quelle: Kathpress